Samstag, 24. Dezember 2016

Wie die Futura den Mond eroberte

Von Michael Bienert - Zweckmäßig. Elegant. So wollten Architekten und Designern die Welt nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges umgestalten. Schlichte geometrische Formen galten plötzlich als todschick, auch in der Buchkunst. Serifenlose Schriften, bis dahin fast nur für Reklame und Beschilderungen verwendet, wurden zu einem Erkennungsmerkmal moderner Typografie. Doch die erfolgreichste Schrifttype der neuen Zeit entstand nicht am Bauhaus, sondern wurde von dem erfahrenen Typografen Paul Renner in Zusammenarbeit mit der Bauerschen Schriftgießerei in Frankfurt am Main entworfen. Futura, die Zukünftige, kam 1927 nach dreijähriger Entwicklungszeit auf den deutschen Markt. Renner löste das Problem, die eigentlich aus der Schreibschrift stammenden Kleinbuchstaben aus den geometrischen Grundformen Kreis, Dreieck und Quadrat zu konstruieren und harmonisch mit den Großbuchstaben der klassischen Antiqua zu verbinden.

Freitag, 2. Dezember 2016

Wiederentdeckt: Das Haus Buchthal der Brüder Luckhardt

Foto: Elke Linda Buchholz
Von Elke Linda Buchholz - Kapitel eins. Das Bauherrenehepaar traut sich was. Mitten im noblen Westend lassen sich Thea und Eugen Buchthal 1922 eine expressive Villa errichten, die zwischen den gediegenen Wohnhäusern rundum wie ein Paradiesvogel wirkt. Im Musikzimmer leuchten grüne Pfeiler vor knallgelben Wänden, nebenan im Wohnzimmer taucht man in blaues Farbfluidum, während die Speisen vor orange-violett getünchten Wänden im Essraum serviert werden. Nach außen faltet sich der Baukörper in V-Form mit kristallinen Kanten und Ecken auf. Hingucker ist eine rasant expressionistische, mehrfach gestufte Giebelfront, mit symmetrischem Brunnen davor. Den Entwurf für dieses extravagante Stück Berliner Architekturgeschichte lieferten die jungen Brüder Wassili und Hans Luckhardt mit ihrem Büropartner Franz Hoffmann.

Mittwoch, 9. November 2016

Fred Hildenbrands Erinnerungen ans Berlin der Zwanziger Jahre neu ediert

Von Michael Bienert - Leider liegt ein Schatten von Unaufrichtigkeit auf diesem Buch. Wie vertrauenswürdig sind die Erinnerungen eines Journalisten, der von seinem steilen Aufstieg in einem deutsch-jüdischen Zeitungshaus zwischen den Weltkriegen schwärmt, aber verschweigt, dass er sich in den Nazizeit als Buch- und Filmautor genauso geschmeidig dem Ton der Zeit anpasste?
Zehn Jahre lang, von 1922 bis 1932, leitete der in Stuttgart geborene Fred Hildenbrandt das Feuilleton des „Berliner Tageblatts“, das sich als liberales „Weltblatt“ verstand. Er hob Gedichte von Else Lasker-Schüler und Feuilletons von Erich Kästner ins Blatt und bemühte sich um faire Honorare für seine Autoren. Als einflussreicher Feuilletonchef begegnete er der Kulturprominenz der Zeit auf Augenhöhe, oft auch privat auf Partys oder als Wochenendgast. Hildenbrandt spielte Tischtennis mit Hans Albers, tanzte mit Josephine Baker und Gret Palucca, flirtete mit Marlene Dietrich.
Federleicht erzählt er in seinem nach dem Zweiten Weltkrieg verfassten, 1966 postum erschienenen Erinnerungsbuch von schillernden Begegnungen im Kulturbetrieb der „Roaring Twenties“. Dass viele seiner jüdischen Freunde in der Nazizeit drangsaliert wurden, verschweigt er nicht, doch blendet er völlig aus, wie anpassungsfähig er selbst sich durch die braunen Jahre lavierte. Und am Schluss des Buches bleibt völlig unerklärt, wie sich denn 1932 ein „unerbittliches Unheil“ über den Verlagshaus der jüdischen Verlegerfamilie Mosse zusammenbraute und warum Hildenbrandt dem später von den Nazis drangsalierten Chefredakteur Theodor Wolff kündigte, ehe es für ihn brenzlig wurde. Die Schuld für den Niedergang des Verlags schiebt Hildenbrandt dem Verlagschef Hans Lachmann-Mosse in die Schuhe, der sicher Fehler machte, aber auch in einer nahezu aussichtlosen wirtschaftlichen und politischen Lage steckte und schließlich von den Nazis mit seiner Familie in die Emigration gezwungen wurde.
So erhellend es ist, was Hildenbrandt über das Innenleben eines großen Zeitungshauses zum Zeitpunkt seines Eintritts in den Verlag erzählt, so wenig Insiderwissen gibt er über die Situation kurz vor der Machtübernahme der Nazis preis. Das schmälert dann doch das Vergnügen an diesem ansonsten so flott und amüsant hingeworfenen Anekdotenbuch. Immerhin weist ein Nachwort von Thomas Zeipelt auf die braunen Flecken in der Autorenbiografie hin. Nicht unbedingt zwingend erscheint die Kürzung des Textes der Memoiren um zwölf Kapitel, insbesondere der farbige Bericht über eine spektakuläre Hochzeitsfeier in der Berliner Unterwelt fehlt: Damit baut das bildhübsche Bändchen aus dem Transit Verlag die 3-Euro-Altausgaben aus dem Antiquariat selbst zu einer Alternative auf.

Fred Hildenbrandt
„... ich soll dich grüßen von Berlin“.
Erinnerungen 1922-1932
Transit Verlag, Berlin 2016
92 Seiten, 19,80 Euro

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Geldgeber gesucht für eine neue Zeitschrift über die Kultur der Weimarer Republik

Der Verleger Jörg Mielczarek, Betreiber eine Facebook-Seite, die sich ausschließlich der Literatur der Weimarer Republik widmet, plant nun eine Literaturzeitschrift zu diesem Thema. "Fünf. Zwei. Vier. Neun." soll sie heißen, eine Anspielung auf die 5249 Tage der Weimarer Republik bis zu ihrem Untergang. Die Nullnummer widmet sich vor allem Hans Falladas Roman "Kleiner Mann - was nun?" und soll im Januar ausgeliefert werden. Finanziert wird das Projekt unter anderem über eine Crowdfunding-Seite, dort erfährt man mehr über das
Zeitschriftenprojekt:
www.startnext.com/literaturweimar

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Haus Buchthal - Ausstellung in der Galerie Aedes ab 23. November 2016

Haus Buchthal 1922
Weitere Fotos auf: www.lenzwerk.com/haus-buchthal/
Das Haus Buchthal in der Lindenallee 22 in Berlin-Westend aus den Jahren 1922/23 war in seiner Urform eine der wenigen Villenarchitekturen des Expressionismus in Berlin. Niemand geringeres als die Brüder Hans und Wassili Luckhardt – später berühmt geworden durch die weißen Häuser am Rupenhorn – sowie Franz Hoffmann zeichneten für dieses gebaute Manifest der Avantgarde verantwortlich. Und sie zogen alle Register – kantige, kristalline Räume, starke, kontrastreiche Farben, Ausstattung durch expressionistische Künstler wie Oswald Herzog und Moriz Melzer, schließlich ein Garten, wie ihn Berlin noch nicht gesehen hatte: Blumenrabatten zeigten wie Pfeile auf das Haus, der Rasen wurde im Grundriss eines Ahornblatts gesät. Auftraggeber und Bewohner war das kunstsinnige jüdische Ehepaar Eugen und Thea Buchthal.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Gropius to Go

Mit ein paar Tagen Verspätung ist sie nun einsatzbereit: Die App des Landesdenkmalamtes, mit denen man Berlin auf den Spuren des Bauhausgründers Walter Gropius erkunden kann. Gropius hat Villen, Wohnzeilen, Kupferhäuser, ein Grabmal auf dem Jüdischen Friedhof und das Bauhaus-Archiv entworfen, die Gropiusstadt trägt seinen Namen, darüber hinaus hinterließ Gropius eine Vielzahl unrealisierter Berliner Projekte wie ein "Totaltheater" für den Regisseur Erwin Piscator. Zu all diesen Themen bietet die App kompakte Informationen, Karten und Empfehlungen für Spaziergänge.

Im Auftrag der Gewobag hat Michael Bienert dem Landesdenkmalamt mit einer Recherche zum Anteil von Gropius an der Reichsforschungssiedlung Haselhorst zugearbeitet. Auf dieser Grundlage ist jetzt auch der Eintrag in die Denkmaldatenbank überarbeitet und mit aktuellen Fotos vom Zustand der denkmalgerecht sanierten Siedlung versehen worden.

Weitere Infos über Führungen durch die Reichsforschungssiedlung und das Buch von Michael Bienert über Haselhorst

Freitag, 23. September 2016

Veranstaltungen in der Infostation im Weltkulturerbe Siemensstadt

Fotos: Christian Fessel
Der von Fred Forbát entworfene Pavillon (Foto) in der Großsiedlung Siemensstadt gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und dient heute als Infostation und Fotoatelier. Am 8. Oktober 2016 um 19.30 Uhr traten dort Architektur, Literatur und Musik in einen spannenden Dialog. Der Autor Michael Bienert und der Architekt Thomas Krüger lasen Texte aus der Entstehungszeit der Siedlung über das "Neue Bauen" in Berlin, das Motto des Abends stammte von Joseph Roth: "Die Fassade der neuen Zeit macht mich unsicher." Begleitet wurde die Lesung von der Cellistin Maria Magdalena Wiesmaier.
Vom 23. Oktober bis 26. November 2016 dient ist Infostation als Schauraum für Fotografie geöffnet. Weitere Infos

Mehr Fotos von der Veranstaltung

Donnerstag, 1. September 2016

Modernes Berlin der Kaiserzeit - live und im Gespräch mit Michael Bienert im September

Nach der gut besuchten Buchpremiere in der Villa Oppenheim gibt es weitere Lesungen und Gelegenheiten, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen: am 8. September 2015 um 17.30 Uhr in der Urania und am 22. September 2016 um 19 Uhr im Fachbereich Berlin-Studien der Zentral- und Landesbibliothek Berlin.

Mittwoch, 31. August 2016

Ernst Ludwig Kirchner im Hamburger Bahnhof

Ernst Ludwig Kirchner:
Potsdamer Platz
© bpk / Staatliche Museen zu Berlin
Nationalgalerie / Jörg P. Anders
(Pressefoto)
Die „Neue Galerie“ im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin zeigt vom 23. September 2016 bis zum 26. Februar 2017 sämtliche Werke von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Bestand der Nationalgalerie, ergänzt um zeitgenössische Arbeiten von Rosa Barba und Rudolf Stingel. Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), Kopf der expressionistischen Künstlergruppe "Die Brücke" hielt spontane Eindrücke von der Natur oder des urbanen Lebens in einem betont skizzenhaften Malstil fest. Das Erlebnis der Großstadt, die „unmittelbare Ekstase“, erklärte er, münde bereits beim Zeichnen in „fertige Hieroglyphen“. Malerei erscheint in diesem Sinne wie ein System aus offenen Zeichen, aus „Hieroglyphen“. Die Ausstellung blickt unter diesem thematischen Fokus auf die 17 Werke der eigenen Sammlung. Zahlreiche Fotos, aufgenommen von Kirchner, Bücher und Zeichnungen verdeutlichen die kulturellen Bezüge einer scheinbar freien und spontanen Malerei. Gerahmt wird sie von zwei zeitgenössischen Positionen: dem in New York lebenden Künstler Rudolf Stingel und der italienischen Künstlerin Rosa Barba.

Ernst Ludwig Kirchner.
Hieroglyphen 
23.09.2016 – 26.02.2017
Neue Galerie Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart
Staatliche Museen zu Berlin
Invalidenstraße 50/51
10557 Berlin

Weitere Informationen: www.ernstludwigkirchnerinberlin.de

Mittwoch, 27. Juli 2016

100 Jahre Körnerpark

Ruheoase und Kulturtreffpunkt – Neukölln ist zu Recht stolz auf dieses Kleinod aus Kaisers Zeiten. Ein Blick in die hundertjährige Geschichte des Körnerparks zeigt jedoch: das war nicht immer so. Von Anfang an waren Gestaltung, Nutzung und Pflege des Parks umstritten, konkurrierten unterschiedliche Gruppen um seine Aneignung und nutzten ihn als Bühne gegensätzlicher Interessen. 100 Jahre Körnerpark erzählen Geschichten von bewusster Vernachlässigung, stillem Verfall und mutwilliger Zerstörung ebenso wie vom unermüdlichen Engagement für seinen Erhalt und der Öffnung für neue Publikumsschichten. Eine Ausstellung des Mobilen Museums ist vom 26.07. bis 29. 8. 2016 im Kreativraum der Galerie im Körnerpark, Schierker Straße 8, zu sehen.

Noch ein Hinweis auf eine Veranstaltung ebendort am Donnerstag, 4. 8. 2016, 19 Uhr :

Franz Körner
Fotos: Museum Neukölln
Who the Franz is Körner? Steinreicher Kiesgrubenbesitzer, freigiebiger Wohltäter und Förderer der Wissenschaften und Künste, begeisterter Blumenzüchter, Hobbyarchäologe und Orientreisender – so erscheint Franz Körner in den Annalen der Neuköllner Heimatgeschichte. Als Lichtgestalt, als Vorbild an Bürgertugend, Bildung und Gemeinsinn. Deshalb tragen noch heute eine Straße in Britz und ein Stadtpark in Nord-Neukölln seinen Namen. Woher stammte eigentlich der Reichtum Franz Körners? Wer profitierte von seiner Großzügigkeit? Was suchte er im Sand der Rixdorfer Gruben und ägyptischen Wüste? Was fand er dort und was passierte mit den Fundstücken? Und warum wurde vor 100 Jahren der Körnerpark nach ihm benannt? Die Historiker und Ausstellungsmacher Henning Holsten und Dr. Patrick Helber laden zu einer Spurensuche, die weit über die Grenzen der traditionellen Lokalgeschichte hinausführt. Weitere Informationen

Sonntag, 26. Juni 2016

In Zilles Fußstapfen - der Fotograf Gottfried Schenk

Hinterhof im ehemaligen Zillemilieu
Foto: Gottfried Schenk
Ab dem 6. Juli 2016 präsentiert das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf die Sonderausstellung „Auf den Spuren von Heinrich Zille. Kiezfotografien 1976 – 1984 von Gottfried Schenk“ im Kabinett der Villa Oppenheim. Damit rückt das Museum den in der Kaiserzeit errichteten Charlottenburger Klausenerplatz-Kiez in den Fokus. „Auf den Spuren von Heinrich Zille“, der hier 37 Jahre lang wohnte und seine berühmten „Milljöh“-Studien schuf, wandelte 1976 bis 1984 der Fotograf Gottfried Schenk. Er dokumentierte als Mitglied einer Mieterinitiative die Aktivitäten der Kiezbewohnerinnen und Bewohner sowie die morbide Schönheit verfallender Gründerzeitbauten. Seine Fotografien spüren Ansichten und Szenen aus einem traditionellen Arbeiterkiez auf und fangen die verbliebenen Spuren des alten Zille-Milieus ein. Sonderausstellung bis 8. Januar 2017 Weitere Informationen

Mittwoch, 8. Juni 2016

So schön ist Harakiri - Wiedereröffnung des Georg-Kolbe-Museums mit dem Hanako-Zyklus von Rodin

Hanako-Porträts von Auguste Rodin
Fotos: Michael Bienert
Von Michael Bienert - Sie war eine Sensation in der Berliner Kaiserpassage, Friedrichstraße Ecke Unter den Linden. „Madame Hanako wird erdolcht und kann nun mit allen Finessen zeigen, wie große japanische Künstlerinnen auf der Bühne zu sterben verstehen. Unsagbar realistisch und doch wahrhaft ergreifend, mit grausamer Eindringlichkeit nach der Natur gezeichnet“, schwärmte 1908 die „Sport im Bild“. Japans größte Tragödin lockte die Touristen an, im Passage-Theater, das unter einem Dach mit Nippesläden, exotischen Völkerschauen, Panoptikum und Kaiserpanorama residierte. 
Was die Berliner für authentische, weil reichlich fremdartige Schauspielkunst hielten, war tatsächlich ein interkulturelles Missverständnis: Im japanischen Kabuki-Theater wurden Hanakos Paraderollen üblicherweise von Männern gespielt. Insbesondere das Harakiri, der rituelle Selbstmord durch Bauchaufschneiden, war traditionell der obersten Schicht der Samurai-Krieger vorbehalten. Japanische Theaterleute mochten sich eine Frau in so einer Rolle gar nicht erst vorstellen. Nur in Europa und Amerika wurde die puppenhafte Hanako um 1910 zum Star. Sie gehörte zur Riege der Tänzerinnen, die schon vor dem Ersten Weltkrieg ihre von Korsetts und Konventionen befreiten Körper auf den westlichen Bühnen präsentierten. Jetzt bekommt die kleine Tänzerin noch einmal einen großen Auftritt in Berlin. In der Ausstellung „Auguste Rodin und Madame Hanako“ zur Wiedereröffnung des Georg-Kolbe-Museums. Weiterlesen im TAGESSPIEGEL

Mittwoch, 1. Juni 2016

Berliner Gedenktafel für die erste Medizinprofessorin in Preußen: Rahel Hirsch

Quelle: Wikimedia
Der Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, Tim Renner, enthüllt am Donnerstag, dem 2. Juni 2016, um 17.00 Uhr am Haus Kurfürstendamm 220 eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Medizinerin Rahel Hirsch (1870 – 1953) . Sie war die erste Medizinprofessorin in Preußen, eine couragierte Ärztin und Wissenschaftlerin, der es gelang, in einem männlich dominierten Umfeld, wissenschaftlich Karriere zu machen und ihre Position zu verteidigen. Sie wuchs in einem intellektuellen, jüdisch orthodox geprägten Elternhaus auf und schlug zunächst die pädagogische Laufbahn ein. Nach einer zehnjährigen Tätigkeit als Pädagogin nahm sie 1898 ihr Medizinstudium in Zürich auf. Nach Abschluss der Promotion in Straßburg ging sie 1903 nach Berlin an die Charité. Ihre anerkennenswerten wissenschaftlichen Leistungen führten dazu, dass ihr 1913 als erste Medizinerin in Preußen der Professorentitel verliehen wurde. Rahel Hirsch gehört zu den Vorreiterinnen für berufliche Selbstbestimmung und Emanzipation. Als Jüdin von den Nazis verfolgt, floh sie 1938 nach London, wo sie vereinsamt starb.

Der Architekt Jean Krämer: Eine Monografie und eine Veranstaltung am 3. Juni 2016

Straßenbahndepot Nordend
Wer sich mit der Architektur der Zwanziger Jahre in Berlin befasst, kommt an Jean Krämers Bauten nicht vorbei. Doch über den Baumeister vieler Depots, Werkswohnungen und Verwaltungsgebäude für die Berliner Straßenbahn war bisher wenig bekannt. Wer weiß schon, dass der Verkehrsturm am Potsdamer Platz, eine Ikone des damaligen Berlin, von Jean Krämer entworfen wurde? Ehe er sich als Architekt selbständig machte, leitete er von 1908 bis 1918 das Büro seines Lehrers, des AEG-Designers und Architekten Peter Behrens. Diese Keimzelle der Moderne wird in einem neuen Buch mit bisher unbekannten Dokumenten der in Australien lebenden Tochter Jean Krämers beleuchtet. Krämers umfangreiches eigenständiger Beitrag zur modernen Architektur wird erstmals in einem Werkkatalog erfasst. "Krämers Architektur ist aus heutiger Perspektive relevant, denn er wollte eine andere, phantasievollere Moderne, die die Vielschichtigkeit der historischen Stadt nicht verleugnet. Er schuf Bauwerke mit einem individuellen Ausdruck, die auf den städtischen Kontext reagieren. Wie Peter Behrens war er ein umfassender Gestalter auch von Möbelentwürfen und Schrifttypen bis zu ganzen städtebaulichen Anlagen. Da er auch dekorative und spielerische Lösungen suchte, die nicht in den Kanon der puristischen Bauhaus-Moderne passten, wurde er von der Architekturgeschichtsschreibung bisher übergangen", heißt es in der Ankündigung der Monografie,  die am 3. Juni 2016 vorgestellt wird. Sie findet anlässlich des Besuchs der Tochter von Jean Krämer in Berlin im Bücherbogen am Savignyplatz statt. Inge Fernando (Tochter Jean Krämers), Karen Grunow (Kunsthistorikerin und Journalistin) und Carsten Krohn (Architekt, Architekturhistoriker und Fotograf) sprechen über Leben und Werk des Architekten. Die Moderation des Abends übernimmt Jan Dimog (Reporter und Redakteur).

3. Juni 2016, 19:30 Uhr
Bücherbogen am Savignyplatz
Stadtbahnbogen 593
S-Bahn Savignyplatz

Stanford Anderson / Karen Grunow / Carsten Krohn
Jean Krämer | Architekt – und das Atelier von Peter Behrens
Weimarer Verlagsgesellschaft, Weimar 2016
240 S., 313 teilweise farbige Abbildungen, geb. 49,00 Euro

Samstag, 28. Mai 2016

30 Jahre Käthe-Kollwitz-Museum

Foto: Michael Biener
Die Zeichnerin, Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz, die über 50 Jahre lang am Wörter Platz, dem heutigen Kollwitzplatz, lebte, gilt als die bedeutendste Berliner Künstlerin der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Vor 30 Jahren stiftete der Kunsthändler Hans Pels-Leusden seine Sammlung für das neu gegründete Käthe-Kollwitz-Museum in der Fasanenstraße. Doch zum Jubiläum hängt dort der Haussegen schief. Warum, hat Michael Bienert von der Museumschefin Iris Berndt (Foto) und anderen Beteiligten erfahren. Erschienen ist seine investigative Kulturreportage heute im TAGESSPIEGEL.

Montag, 23. Mai 2016

Georg Kolbe Museum eröffnet am 9. Juni 2016

Nach der umfassenden Sanierung des historischen Atelierhauses - dazu können Sie hier einen Beitrag lesen - eröffnet das Georg-Kolbe-Museum am 9. Juni 2016 mit einer neuen Ausstellung zum Hanako-Zyklus von Auguste Rodin:


Auguste Rodin und Madame Hanako. Der französische Bildhauer und die Emanzipationsgeschichte der japanischen Tänzerin 

Die Ausstellung vereint rund 50 originale Plastiken und Zeichnungen aus dem Musée Rodin – Paris, die in dieser Form erstmals in Deutschland zu sehen sind. Zudem versammelt die Schau eine Vielzahl von historischen Dokumenten, Korrespondenzen und Fotografien. Zwischen 1907 und 1911 schuf Rodin die Serie expressiver Masken, Portraits und Büsten nach Hanako. Nie zuvor hat Rodin eines seiner Modelle so häufig porträtiert. Die fragilen Kunstwerke erzählen von der inspirierenden Begegnung des weltberühmten Bildhauers mit der zierlichen Tänzerin, die über ein Jahrzehnt durch ganz Europa tourte. So spiegelt die Ausstellung die erstaunliche Emanzipationsgeschichte einer jungen Japanerin in Europa wider. Aus einer starren, fernen Gesellschaft kommend, suchte sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts selbstbewusst ihre Freiheit in den pulsierenden Städten dieser Jahre: Paris, London, Moskau und Berlin. Mit ihren dramatischen Bühnenauftritten zog sie Künstler wie Intellektuelle in ihren Bann.

Öffnungszeiten: 10:00 Uhr - 18:00 Uhr
Öffentliche Führungen Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag jeweils 14:00 Uhr
Infos: www.georg-kolbe-museum.de

Sonntag, 15. Mai 2016

Döblins "Berlin Alexanderplatz" im Deutschen Theater

Von Michael Bienert - Die Hälfte des Publikums verlässt den Saal schon in den beiden Pausen, die der Regisseur Sebastian Hartmann zuschauerfreundlich in seine Viereinhalb-Stunden-Adaption des berühmtesten Berlin-Romans eingeschaltet hat. An den Schauspielern des Deutschen Theaters liegt es nicht: Ob als perfekt disponierter Chor, ob in Spielszenen oder Monologen, in den ausgefeilten Auftritten reiht sich Kabinettstückchen an Kabinettstückchen, wird Döblins Roman Berlin Alexanderplatz als Sprachkunstwerk beim Wort genommen und zum Leuchten gebracht. Ja, auf eine vertrackte Art und Weise hält diese collagehafte Nummernrevue dem Autor Döblin und seinem Roman die Treue, so sehr, dass ein großer Teil des Publikums frustriert kapituliert. Aber ist es nicht, Hand aufs Herz,  vielen Lesern ebenso ergangen? Döblins Erzählen arbeitet gegen die naturalistische Zurichtung der Wirklichkeit an, es ist sprunghaft, ausufernd, anarchisch und auch selbstironisch. Eine ähnliche Verweigerungshaltung gegen das Gefällige, Geordnete und Erwartbare strukturiert diese Inszenierung.

Donnerstag, 12. Mai 2016

Internationale Sommerschule in der ADGB-Bundesschule Bernau vom 7. bis 21. August 2016

Speisesaal in der ADGB-Bundesschule Bernau
Foto: Bienert
Vor den Toren Berlins findet sich ein Bauhaus-Kleinod: die von 1928–1930 nach Entwürfen des damaligen Direktors des Dessauer Bauhauses Hannes Meyer erbaute ehemalige Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds. Vom 7. bis 21. August 2016 findet in diesem Bauhaus-Denkmal die Internationale Sommerschule Bernau statt. Sieben renommierte internationale Künstler/innen, Designer/innen und Kurator/innen bieten ein facettenreiches Kursprogramm, das sich vor allem an Studierende, Absolvent/innen und Young Professionals richtet. Parallel zum Kursprogramm der Sommerschule findet ein für alle offen stehendes Begleitprogramm mit Talks, Filmscreenings und Führungen statt. So laden an beiden Samstagen, dem 13. & 20. August, Franz Jaschke und Winfried Brenne um 14 Uhr zu einer Architekturführung durch die Bauhaus Denkmal Bundesschule ein. Die beiden Architekten haben die Renovierung der Bauhaus Denkmal Bundesschule geleitet, über dessen Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO im kommenden Jahr entschieden wird. Filmvorführungen von beispielsweise Armen Avanessian und Christopher Roth, aktuell an der 9. Berlin Biennale mit dem Projekt DISCREET beteiligt, oder Fachvorträge von Stephanie Kloss über die Bauhaus Architektur in Haifa, Hiltrud Ebert zum Architekturdiskurs der 1950er Jahre in der DDR oder Margarete Vöhringer zur Architektur der Revolution bieten weitere Perspektiven auf das Bauhaus. Vorträge und Screenings der Dozierenden knüpfen an das Kursprogramm und diesjährige Thema der Sommerschule, „Universalismus“, an. Vorträge finden von Montag bis Freitag jeweils um 20.30 Uhr statt, samstags um 16 Uhr. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenfrei. Weitere Informationen zur Sommerschule sowie das ausführliche Begleitprogramm finden Sie online: www.summerschool-bernau.de

Mittwoch, 11. Mai 2016

Gedenktafel am Wohnhaus von Elisabeth Bergner - Enthüllung am 12. Mai 2016

Elisabeth Bergner 1935
Quelle: Wikimedia
Der Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Norbert Kopp, enthüllt am Donnerstag, 12. Mai 2016, um 15.00 Uhr im Faradayweg 15 in 14195 Berlin eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Schauspielerin Elisabeth Bergner. Veranstalter sind die Senatskulturverwaltung und das Aktive Museum e.V.
Laudator ist der Theaterhistoriker, Dramaturg und Publizist Klaus Völker. Die Schauspielerin Renate Weyl liest Texte von Elisabeth Bergner. Elisabeth Bergner (22.08.1897 - 12.05.1986) war eine der bedeutendsten deutsch-sprachigen Schauspielerinnen und feierte Erfolge im Theater und im Film.
In dem Haus im Faradayweg 15 wohnte sie bis 1933. Als Jüdin musste sie 1933 nach London emigrieren. 1942 erfolgte die Übersiedlung nach New York.
Nach dem Ende des Krieges kehrte sie 1950 nach England und 1954 nach Deutschland zurück, wo sie als Theater- und Filmschauspielerin erfolgreich wirkte. Ihr Regiedebüt gab sie 1970, drei Jahre später zog sie sich ins Privatleben zurück.

Mittwoch, 27. April 2016

Ausgemusterte Denkmäler in der Zitadelle Spandau

Das 1928 vor dem Hamburger Bahnhof enthüllte "Denkmal für die gefallenen Eisenbahner" (Foto links) ist das einzige aus der Zeit der Weimarer Republik, das den Weg in die neue Dauerausstellung in der Zitadelle Spandau gefunden hat. In einer Sonderausstellung wird bis zum 30. Oktober 2016 auch an andere Kriegerdenkmäler und Mies van der Rohes Denkmal für die Opfer der Revolution von 1918/19 erinnert.
Einen Beitrag über die neue Präsentation von politischen Denkmälern, die später wieder aus dem Verkehr gezogen wurden, lesen Sie hier.

Weitere Infos zur Ausstellung unter www.enthuellt-berlin.de

Freitag, 22. April 2016

Brechts Filmerbe wird digitalisiert

Brechts Autobegeisterung ist auch in einem Film
überliefert, der jetzt digitalisiert wird.
Copyright: Brecht-Erben
Die Akademie der Künste hat mit der Sicherung und Digitalisierung des filmischen Bestands des Bertolt-Brecht-Archivs begonnen. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek und gefördert durch die LOTTO-Stiftung Berlin und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien wird in den nächsten zwei Jahren der in seiner Zusammensetzung einzigartige, gegenwärtig jedoch akut bedrohte Filmbestand gesichert und anschließend für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die kulturhistorisch bedeutsame Sammlung des Bertolt-Brecht-Archivs der Akademie umfasst 44 Titel auf rund 70.000 Meter Filmmaterial. Sie geht maßgeblich auf den Nachlass Brechts zurück und wurde nach seinem Tode von Helene Weigel um weitere Arbeiten ergänzt. Die Filme sind zwischen den späten 1920er und den 1970er Jahren entstanden. Unter ihnen befinden sich seltene und unikale, teilweise bisher unveröffentlichte Zeugnisse der Arbeit Brechts.

Dienstag, 19. April 2016

Kunst bei Kindl

Das 1926-1930 errichtete imposante Sudhaus der Kindl-Brauerei in Neukölln wird zu einem Zentrum für zeitgenössische Kunst umgestaltet. Im Jahr 2011 erwarb das deutsch-schweizerische Ehepaar Burkhard Varnholt und Salome Grisard das Gebäude-Ensemble der ehemaligen Kindl-Brauerei mit dem Ziel, es für die zeitgenössische Kulturproduktion nutzbar zu machen. Der denkmalgeschützte Klinkerbau wurde zwischen 1926 und 1930 in Anlehnung an den deutschen Expressionismus in rotem Backstein errichtet. Es umfasst neben einem sieben-geschossigen Turm ein 20 Meter hohes Kesselhaus, ein drei-geschossiges Maschinenhaus und ein mit sechs kupfernen Pfannen ausgestattetes Sudhaus. Seit Herbst 2012 ist mit der aufwändigen Sanierung des Gebäudes begonnen worden.
Foto: Jens Ziehe
Auf drei Etagen bietet das ehemalige Maschinenhaus Raum für monografische und thematische Ausstellungen internationaler Gegenwartskunst. Außerdem entstehen hier Flächen für kulturelle Veranstaltungen verschiedener Art. Im spektakulären, rund 20 Meter hohen Kesselhaus werden wechselnde künstlerische Interventionen und ortsspezifische Auseinandersetzungen zu sehen sein. Das Sudhaus mit seinen sechs riesigen Kupferkesseln – den einst größten Sudpfannen Europas – wird endlich wieder der Neuköllner Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Im einstigen „Palast Berliner Bierkultur“ wird ein Literatur-Café zum Verweilen einladen, auf dem Vorplatz der Brauerei entsteht unter Platanen ein abgesenkter Biergarten. Die künstlerische Leitung von KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst hat der Schweizer Kurator und Kunstkritiker Andreas Fiedler übernommen. Hier die Ankündigung der ersten Ausstellung und Eröffnung:

David Claerbout:
Olympia 
11.9.2016 – 28.5.2017
Kesselhaus, ortsspezifische Installation

David Claerbout entwickelt eigens für das imposante 20 Meter hohe Kesselhaus im KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst die neue Arbeit „Olympia“. Damit setzt er die Ausstellungsreihe fort, die mit Roman Signers „Kitfox Experimental“ begonnen hat: Einmal im Jahr lädt das KINDL eine Künstlerin oder einen Künstler ein, im Kesselhaus eine einzige ortsspezifische Intervention zu realisieren. Der 1969 geborene belgische Künstler David Claerbout schafft Videoarbeiten von suggestiver Langsamkeit. Das Fließen der Zeit wird in seinen präzise komponierten Werken auf beinahe körperliche Weise spürbar. Als Material dienen ihm dabei oft historische Fotografien, eigenes Filmmaterial, rekonstruierte oder computergenerierte Bilder, die er klug miteinander verwebt und die so zur Reflexion über Zeit und Wahrnehmung werden. Mit „Olympia“ realisiert Claerbout in Berlin seine größte ortsspezifische Arbeit. 
Am 22. Oktober 2016 eröffnet das KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst das gesamte ehemalige Brauerei-Gebäude mit dem Café König Otto im Sudhaus und zwei Ausstellungen im Maschinenhaus. (Quelle: KINDL)

Sonntag, 17. April 2016

Die Zwanziger Jahre in der Villa Oppenheim - Veranstaltungen am 21. und 28. April 2016

Der Kurfürstendamm um 1930. Foto aus:
Kästners Berlin. Literarische Schauplätze
Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf lädt zu folgenden Veranstaltungen ein:

Do., 21.04.2016, 18 Uhr
Lesung
Kästners Berlin. Literarische Schauplätze 
Wer kennt sie nicht: Emil und die Detektive. Aber wer weiß, dass große Teile des Romans in Wilmersdorf, rund um den Prager Platz, der einstigen Wohngegend des Schriftstellers Erich Kästners, spielen? In seinem 2014 erschienenen Buch führt der Autor und „Stadterklärer“ Michael Bienert Leser (und Zuhörer) zu den literarischen Schauplätze und nimmt sie mit auf eine spannende Entdeckungsreise in die Literatur- und Kulturgeschichte der 1920er und 1930er Jahre. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Heinrich-Schulz-Bibliothek. Anmeldung erbeten unter Tel. 9029 24106

Do., 28.04.2016, 18 Uhr Buchpräsentation und Vortrag
Villa Zissu – Ein Haus der Moderne und andere Bauten jüdischer Architekten in Berlin-Grunewald
Mit der Villa Zissu im Grunewald entstand 1928/29 ein architektonisch bemerkenswerter Bau der gemäßigten Moderne. Errichtet wurde es von dem jüdischen Architekten Michael Rachlis, der in den 1920er Jahren in Künstler- und Architektenkreisen gut bekannt war, für die Familie des rumänischen Industriellen und Publizisten Leib Zissu. Die Bau- und Nutzungsgeschichte hat Heidede Becker in ihrer Publikation anschaulich beschrieben. Ihre Lesung aus diesem Buch wird ergänzt durch einen Vortrag der Kunsthistorikerin Claudia Marcy zu weiteren Bauten jüdischer Architekten in der Villenkolonie Grunewald. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Heinrich-Schulz-Bibliothek. Anmeldung erbeten unter Tel. 9029 24106

Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim
Schloßstraße 55 / Otto-Grüneberg-Weg, 14059 Berlin, Tel.: 030.9029 24106
www.villa-oppenheim-berlin.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 - 17 Uhr Samstag, Sonntag und Feiertag 11 - 17 Uhr
Eintritt frei.

Mittwoch, 6. April 2016

Wiedereröffnung des Georg-Kolbe-Museums am 9. Juni 2016

Georg Kolbes Atelier um 1930
Nach der umfassenden Sanierung des historischen Atelierhauses - dazu können Sie hier einen Beitrag lesen - eröffnet das Georg-Kolbe-Museum am 9. Juni 2016 mit einer neuen Ausstellung zum Hanako-Zyklus von Auguste Rodin:

Auguste Rodin und Madame Hanako. Der französische Bildhauer und die Emanzipationsgeschichte der japanischen Tänzerin 

Die Ausstellung vereint rund 50 originale Plastiken und Zeichnungen aus dem Musée Rodin – Paris, die in dieser Form erstmals in Deutschland zu sehen sind. Zudem versammelt die Schau eine Vielzahl von historischen Dokumenten, Korrespondenzen und Fotografien. Zwischen 1907 und 1911 schuf Rodin die Serie expressiver Masken, Portraits und Büsten nach Hanako. Nie zuvor hat Rodin eines seiner Modelle so häufig porträtiert. Die fragilen Kunstwerke erzählen von der inspirierenden Begegnung des weltberühmten Bildhauers mit der zierlichen Tänzerin, die über ein Jahrzehnt durch ganz Europa tourte. So spiegelt die Ausstellung die erstaunliche Emanzipationsgeschichte einer jungen Japanerin in Europa wider. Aus einer starren, fernen Gesellschaft kommend, suchte sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts selbstbewusst ihre Freiheit in den pulsierenden Städten dieser Jahre: Paris, London, Moskau und Berlin. Mit ihren dramatischen Bühnenauftritten zog sie Künstler wie Intellektuelle in ihren Bann.

Öffnungszeiten: 10:00 Uhr - 18:00 Uhr
Öffentliche Führungen Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag jeweils 14:00 Uhr
Infos: www.georg-kolbe-museum.de

Samstag, 19. März 2016

Bruno Tauts Kiosk auf der Leipziger Buchmesse

Als Stadtbaurat in Magdeburg brachte der Architekt Bruno Taut 1921/22 reichlich Farbe ins Stadtbild. Am Bahnhofsvorplatz und elf weiteren Orten ließ er knallbunte Bücher- und Zeitungsverkaufspavillons aufstellen, die in der NS-Zeit spurlos verschwanden. Nach Originalplänen Tauts entstand 2015 ein Nachbau eines Pavillons, der auch auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse zu sehen ist - als Hingucker und Infokiosk für die pfiffige Tourismuswerbung von Magdeburg.


Eine Ausstellung zum 50. Todestag Erwin Piscators

An der Volksbühne sorgte Erwin Piscator in den 1920er
Jahren mit neuartigen Inszenierungen für Aufsehen.
Mit politischem Theater in den 1920er Jahren und mit der Aufarbeitung der Nazizeit im Theater der frühen 1960er Jahre hat Erwin Piscator an den Häusern der Volksbühne politische und theaterhistorische Akzente gesetzt.
Anlässlich seines 50. Todestages am 30. März 2016 erinnert die Freie Volksbühne Berlin mit einer Ausstellung an diesen wichtigen Regisseur, Theaterleiter und Theaterpädagogen.

Ausstellungseröffnung am Montag, 21. März 2016 um 19.30 Uhr.
Die Ausstellung ist bis 3. September 2016 zu sehen.
Ort: Freie Volksbühne Berlin e.V.
Ruhrstr. 6, 10709 Berlin
Weitere Informationen und Öffnungszeiten unter www.lustaufkultur.de

Freitag, 4. März 2016

Ein Film über den Stadtarchitekten Ernst May

Ernst May
Quelle: http://deutsches-filminstitut.de
Beim Namen Ernst May denkt man in erster Linie an das Neue Frankfurt. Innerhalb von nur fünf Jahren schuf der Architekt und Städtebauer für dieses Projekt zwischen 1925 und 1930 rund 15.000 Wohnungen, avantgardistische öffentliche Bauwerke und eine zeitgemäße soziale Infrastruktur. Er selbst sprach von der „Revolution des Großstädters“, die er seiner Vaterstadt Frankfurt damit ermöglichte. Doch das Neue Frankfurt machte nur einen kleinen Teil des OEuvres Ernst Mays aus. Er war auch in der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen aktiv und an den Planungen für die Reichsforschungssiedlung in Spandau-Haselhorst beteiligt. In den 1930er Jahren führte ihn seine Arbeit in die Sowjetunion, wo er vor dem Hintergrund der forcierten Industrialisierung moderne Arbeiterstädte aus dem Boden stampfte. Anschließend war er 20 Jahre als Privatarchitekt in Ostafrika tätig. Hier realisierte er nicht nur avantgardistische Villen für wohlhabende europäische Siedler, sondern übertrug mit der Erweiterung der Stadt Kampala auch sein städtebauliches Können in den afrikanischen Kontext. Der 90minütige Dokumentarfilm erzählt in drei Kapiteln die zentralen Lebensabschnitte Ernst Mays, die sich mit drei seiner Großprojekte decken.

9. März 2016, 19 Uhr
Max-Lingner Haus, Beatrice-Zweig-Straße 2, 13156 Berlin
«EINE REVOLUTION DES GROSSSTÄDTERS» ERNST MAY—ARCHITEKT UND STADTPLANER AUF DREI KONTINENTEN 
Ein Film von Otto Schweitzer (2015), vorgestellt von Dr. Eckhard Herrel und Julius Reinsberg (ernst-may-gesellschaft Frankfurt/M.) 

Samstag, 27. Februar 2016

Die Wohnungsfrage und die Gründung von Groß-Berlin im Jahr 1920. Eine Tagung der Henselmann-Stiftung

Eine Antwort auf Mietskasernenelend und Wohnungsnot:
Bruno Tauts Wohnstadt "Carl Legien" gehört heute
zum UNESCO-Weltkulturerbe
"Ein Jahrhundertereignis" nennt der Stadtplaner Harald Bodenschatz die Gründung der Einheitsgemeinde Groß-Berlin im Jahr 1920, und zumindest mit Blick auf die Stadtgeschichte stimmt das auch. Die Verwaltungsgrenzen der Stadt haben sich seither nur unwesentlich verändert, die Berliner orientieren sich immer noch anhand der damals geschaffenen 20 Bezirke in ihrer Stadt, auch wenn diese teilweise zu größeren Einheiten fusioniert wurden. Mit der Eingemeindung mehrerer Großstädte, etlicher Landgemeinden und Gutsbezirke vergrößerte sich das Gebiet der Berliner Stadtverwaltung 1920 auf das Dreizehnfache, die Einwohnerzahl verdoppelte sich auf über vier Millionen. Damit war der Weg frei für eine besser koordinierte Stadt- und Verkehrsplanung, insbesondere die Bekämpfung der Wohnungsnot und des Wohnungselends.
Vor dem Ersten Weltkrieg entschieden die Standortwahl der Industrie, die Bodenspekulation und die Rivalitäten zwischen den Einzelgemeinden im Großraum Berlin darüber, wo Mietskasernen für Arme oder Villenviertel als Steueroasen für Wohlhabende entstanden. Nach Schaffung der Einheitsgemeinde war es möglich, planvoll sozialen Wohnungsbau auf Flächen zu betreiben, die der Kommune außerhalb des S-Bahn-Rings zur Verfügung standen.
Vom "goldenen Zeitalter der Wohnungsbaupolitik" sprach die Linken-Politikerin Katrin Lompscher heute auf dem 12. Hermann-Henselmann-Colloquium im ehemaligen Preußischen Landtag, wo 1920 das Groß-Berlin-Gesetz verabschiedet wurde. Zwar sind es bis zum 100. Jubiläum noch ein paar Jahre, doch schon jetzt findet es die Hermann-Henselmann-Stiftung an der Zeit, dieses historische Ereignis auf seine Voraussetzungen und Folgen zu befragen. Sie plant weitere Symposion bis zum Jahr 2020, die sich der "Verkehrsfrage" (2017), der "Grünfrage" (2018) und der "Planungskultur" (2019) widmen sollen, um dann in eine Abschlusskonferenz zu "Perspektiven für die Hauptstadtregion" (2020) zu münden. An eine "neue Epoche der Stadtentwicklung" glaubt Mitorganisator Thomas Flierl. Zum Auftakt der Tagungsserie stand die plötzlich wieder brennend aktuell gewordene "Wohnungsfrage" auf dem Programm. Angesichts einer unerwartet stark wachsenden Bevölkerung sieht sich der Berliner Senat heute vor ähnlichen Herausforderungen wie der Magistrat in der Zeit zwischen den Weltkriegen.
Was damals aus der (Wohnungs-)Not geboren wurde, ist durchaus ermutigend, hat Schule gemacht und gehört heute - wie die Hufeisensiedlung in Britz, die Weiße Stadt oder die Ringsiedlung - zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Chance, an diese Tradition anzuknüpfen, ist gegeben, trotz der Drucks, bis 2030 etwa 300.000 Wohnungen neu zu bauen, die sich die Berliner auch leisten können. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Druck erheblich höher, etwa 300.000 Berliner hausten damals in Lauben und anderen Notquartieren. "Wir haben heute einen Engpass, aber keine Wohnungsnot wie vor 100 Jahren", sagte Maren Kern vom mächtigen Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen auf der Konferenz. Sie glaubt die kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen gut aufgestellt, sieht Probleme eher in bürokratischen Hindernissen, in überzogenen gesetzlichen Auflagen, bei der Versorgung mit preiswertem Bauland und in der Akzeptanz: "Die Zustimmung zum Neubau in der Bevölkerung muss wachsen."

Donnerstag, 18. Februar 2016

Paul Graupe – ein Berliner Kunsthändler zwischen Nationalsozialismus und Exil

Seine Auktionen verglich die Presse mit Theaterpremieren. 160 Versteigerungen zwischen 1916 und 1937 mit Werken eines Rubens, Rembrandt oder Tiepolo, Corot, Menzel und Liebermann führte der Berliner Auktionator Paul Graupe durch. Er war einer der „prominenten Protagonisten“ des Berliner Kunsthandels der Weimarer Zeit und hatte mit der Machtergreifung der Nazis eine Sonderstellung unter den jüdischen Kunsthändlern inne. Aufgrund seines nationalen wie internationalen Renommees wurde er 1933 nicht aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen, sondern konnte bis 1937 weiterarbeiten. In diesen vier Jahren veräußerte er in großem Umfang jüdischen Kunstbesitz und fungierte so für das Naziregime als Devisenbeschaffer. 1937 aber musste auch er emigrieren. Und dennoch ist diese schillernde Persönlichkeit des Kunsthandels in Vergessenheit geraten. Erst intensive Forschungen von Patrick Golenia am TU-Fachgebiet Kunstgeschichte der Moderne, das von der Leibniz-Preisträgerin Prof. Dr. Bénédicte Savoy geleitet wird, rückten die von vielen Widersprüchen gekennzeichnete Arbeit des Auktionators in den Fokus.

Freitag, 22. Januar 2016

Bauhaus100 - Website zum Jubiläum ist online

Die Schablone zum Bauhausjubiläum im
Selbstversuch des Webmasters
2019 jährt sich die Gründung des Bauhauses, dieses Jubiläum wird mit zahlreichen Veranstaltungen, Ausstellungen und Aktionen als bundesweites Ereignis von internationaler Bedeutung gefeiert. Vorbereitet wird es von den drei sammlungsführenden Bauhausinstitutionen in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus Verbund 2019, einem Zusammenschluss verschiedener Bundesländer und des Bundes. In seiner gestrigen Sitzung im Bauhaus-Archiv beschloss das Kuratorium den Finanzierungsplan für 2016 in Höhe von rund 1,2 Mio. Euro. Die beteiligten Bundesländer, darunter maßgeblich Berlin, Sachsen-Anhalt und Thüringen wenden zur Vorbereitung und Durchführung des Bauhaus Jubiläums 2016 bis 2020 insgesamt 3,7 Mio. Euro zur Finanzierung der Geschäftsstelle, des Marketings und der Kommunikation für das bundesweite Jubiläum auf. Weitere Projekte werden in den kommenden Jahren durch die beteiligten Bundesländer gemeinsam mit der Kulturstiftung des Bundes finanziert, die insgesamt Mittel in Höhe von 16,5 Mio. Euro für das Bauhaus Jubiläum einbringt. Im Rahmen der Sitzung gab das Kuratorium grünes Licht für den Start der Jubiläumsplattform bauhaus100.de. Bereits jetzt existiert ein Kalender, in dem Institutionen und Initiativen aus Deutschland und der ganzen Welt ihre aktuellen Veranstaltungen zu den Themen Bauhaus und Moderne anmelden können. Mit dem Start der Internetpräsenz wurde auch erstmals das visuelle Erscheinungsbild für das Bauhaus Jubiläum 2019 veröffentlicht. Zentrales Element ist eine stilisierte „100“ - zu sehen auf dem Foto oben, aufgenommen mit Hilfe einer Schablone mit dem Jubiläums-Logo.

Mittwoch, 6. Januar 2016

Museumswohnung in der Reichsforschungssiedlung Haselhorst - Öffnungszeiten 2016

Die Wohnküche in der Museumwohnung
Fotp: Sabine Dobre/Gewobag
In der 1930-35 erbauten, denkmalgerecht sanierten Reichsforschungssiedlung in Haselhorst hat die Gewobag eine Kleinstwohnung im Stil der Bauzeit rekonstruiert - mit historischer Kochmaschine, Badeofen, Kurzbadewanne und allem, was dazu gehört.  Ehrenamtliche Mitarbeiter vom Gemeinwesenverein Haselhorst stehen jeden letzten Sonntag im Monat (außer im Juli und Dezember) in der Zeit von 14:30–16:30 Uhr als Ansprechpartner zur Verfügung:
31.01.2016 / 28.02.2016 / 27.03.2016 / 24.04.2016 / 29.05.2016
26.06.2016 / 28.08.2016 / 25.09.2016 / 30.10.2016 / 27.11.2016
Der Eintritt ist frei.
Gruppenanfragen bitte an die Gewobag/Tatjana Hoth, Fon: 030 4708-1526, E-Mail: t.hoth@gewobag.de. Weitere Informationen

Begegnungen mit Walter Benjamin

Von Michael Bienert - Der Vorschlag, Flüchtlinge an der Landesgrenze abzuweisen, wenn sie keine gültigen Ausweise vorweisen können, ist nicht nur weltfremd, sondern auch geschichtsvergessen. Niemand, der sich jemals mit der Situation deutscher Emigranten auf der Flucht vor deutschen Konzentrationslagern befasst hat, kann so etwas vertreten. Es genügt schon, die Berichte von Walter Benjamins Flucht über die Pyrenäen im September 1940 zu lesen. Mit letzter Kraft und eiserner Disziplin gelang es dem Verfolgten, sich zu Fuß über die französische Grenze nach Spanien zu retten, von wo aus er mit einem gültigen Visum in die USA weiterreisen wollte. Doch in der spanischen Grenzstation erklärte der Polizeivorsteher, Benjamin und die mit ihm geflohenen Ausländer würden am kommenden Tag zurückgeschickt. Eine neue Verordnung zwinge ihn, Staatenlose ohne gültiges französisches Ausreisevisum nicht mehr nach Spanien zu lassen.