Von Elke Linda Buchholz - Wo ist die legendäre Pelztasse? Meret Oppenheims
berühmtester Coup fehlt in der großen Retrospektive zum 100. Geburtstag. Ihr
selbst wäre das vielleicht ganz recht gewesen. Dass alle Welt ihren Namen noch
Jahrzehnte später immer nur auf dieses eine geniale Unikat reduzierte, nervte
die Künstlerin. Beharrlich weigerte sie sich, die Pelztasse als Multiple
herauszugeben.
Als Alfred Barr das mit chinesischem Gazellenfell gefütterte
Frühstücksset 1936 in einer Pariser Galerie entdeckte, verfrachtete er es
sofort ins Museum of Modern Art in New York. Das haarige Ambivalenzobjekt, das hinterlistig
mit Berührungslust und Ekel des Betrachters spielt, wurde zu einer Ikone des
Surrealismus. Aus einem Augenblickseinfall im Café geboren, verkörperte das
Objekt der 23jährigen Künstlerin perfekt die surrealistischen Methode, Zufall
und Unterbewusstes als Ideenquell anzuzapfen.