Dienstag, 22. Dezember 2015

Buddha am Drehort Staaken - Der Filmpionier Paul Wegener im Museum für Asiatische Kunst

Paul Wegener mit Buddha. Foto: smb
Von Elke Linda Buchholz - Als "Golem" geisterte er über die Leinwand, mächtig und unheimlich. Als "Student von Prag" nutzte er 1913 das noch junge Filmmedium zum abgründigen Doppelgänger-Spiel. Als "Großer Mandarin" strahlte er die Ruhe Buddhas aus: Den Schauspieler und Regisseur Paul Wegener kennt man als personifizierten Filmklassiker der Zwanziger Jahre in wechselnden Rollen, vor und hinter der Kamera, und in schillernden Kostümen quer durch die Zeiten und Erdteile. Dass er auch ein profunder Kunstsammler und Kenner ostasiatischer Kulturen war, zeigt jetzt eine Ausstellung im Museum für Asiatische Kunst in Dahlem. Originale Filmplakate und Setfotos aus Paul Wegeners Schwarzweißfilmen versammelt sie mit imponierenden chinesischen Großskulpturen und zierlichen Statuetten aus Alabaster oder Bronze zu einer überraschenden Kabinettausstellung. Was Wegener damals im Herrenzimmer seiner Wohnung in der Binger Straße an Asiatika aufstellte, schenkte seine Witwe später teilweise dem Berliner Museum: darunter Spitzenstücke wie eine kapitale Luohan-Figur aus der Ming-Dynastie des 15. Jahrhunderts. Der überlebensgroße, vergoldete Buddhajünger zeigt sich darin so versunken und in sich ruhend, wie es Wegener wohl selbst anstrebte. Ihn faszinierte die asiatische Weisheit und Kunst derart, dass er sogar Vorträge darüber hielt. 1926 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises der Ostasiatischen Kunstsammlung. In Hamburg, Paris, Amsterdam und Bukarest jagte Paul Wegener asiatischen Preziosen für seine Sammlung hinterher. Ganz pragmatisch nutzte der Filmstar sie auch als Requisiten bei Dreharbeiten, etwa für den 1925 in der Zeppelinhalle Staaken gedrehten Stummfilm "Lebende Buddhas", in dem er neben Asta Nielsen auftrat. Ein damals im Film genutztes mannshohes Ritualgerät aus Kupferblech steht jetzt hier in der Vitrine. Der amibitionierte Buddha-Film Publikum floppte trotz aufwendiger exotischer Settings. Wegeners Asienbegeisterung tat das keinen Abbruch: Noch 1939 ließ er sich in seinem Berliner Haus beim meditativen Betrachten einer Buddhakopfes fotografieren. Wohlgefällig schaut ihm der große Luohan dabei über die Schulter.

Der große Mandarin
Paul Wegener, Pionier der Filmkunst und seine asiatische Kunstsammlung
Museum für Asiatische Kunst bis 20.3.2016
Infos und Öffnungszeiten

Donnerstag, 19. November 2015

Das Georg Kolbe Museum wird denkmalgerecht saniert - Baustellenbesichtigung im Künstleratelier

Von Elke Linda Buchholz. Wer auf das Dachatelier Georg Kolbes tritt – ein beherzter Schritt auf eine eiserne Trittstufe und schon steht man drin, in dem Zimmer unter freiem Himmel – kann sich gut ausmalen, wie der Bildhauer seine Modelle zum Aktstudium hier heraufbat. Der nach oben offene Raum ist wie gemacht für die ungestörte Zwiesprache mit dem hüllenlosen Gegenüber. Rundum schützen geschlossene Backsteinmauern die Terrasse vor zudringlichen Blicken. Nur nach Nordwesten ist ein breites Panoramafenster ausgespart: Es gibt den Blick frei in die Richtung, wo hinter Bäumen und Villen der Friedhof an der Heerstraße liegt. Dort ist Kolbes 1927 plötzlich verstorbene Frau begraben. Ihr wollte der Künstler mit seinem 1928/29 erbauten Wohn- und Atelierhaus nah sein.
Noch nie wurde das bedeutende Bauensemble an der Sensburger Allee 25 grundlegend saniert. Höchste Zeit! befand die seit drei Jahren amtierende Direktorin Dr. Julia Wallner, und die Lotto–Stiftung Berlin stimmte ihr zu, indem sie die 1,2 Millionen Euro teure Maßnahme ermöglichte. Schon ist das Gebäude hinter Baugerüsten verschwunden. Man will zügig vorankommen, um den Ausstellungsbetrieb möglichst bald wieder aufnehmen zu können.  Weiterlesen

Donnerstag, 12. November 2015

Pelz und Filz - Der Sklarek-Skandal 1929

OB Gustav Böß trat 1929 wegen
der "Pelzaffäre" zurück.
Im Ephraim-Palais ist noch bis Ende Januar die Ausstellung Tanz auf dem Vulkan zu sehen, die das Stadtmuseum Berlin fast vollständig aus seinen eigenen Kunstsammlungen zur Metropolenkultur der Weimarer Republik bestückt hat - mit Werken von George Grosz, Rudolf Schlichter, Hannah Höch, Jeanne Mammen, Renée Sintenis, Hans Baluschek, aber eben auch mit vielen Großstadtbildern, die nicht zu Ikonen der Roaring Twenties geworden sind. Im umfangreichen Begleitprogramm moderiert Michael Bienert morgen eine Veranstaltung, die dem bekanntesten Politskandal im damaligen Berlin gewidmet sein wird. 1929 stürzte Oberbürgermeister Gustav Böß über die Machenschaften dreier gewiefter Geschäftsleute, der Brüder Sklarek, die sich am städtischen Beschaffungswesen eine goldene Nase verdienten und durch Betrug und Bestechung einen Schaden von über 10 Millionen Reichsmark anrichteten. Zum Verhängnis wurde Böß, dass seine Frau sich einen Pelz von den Sklareks hatte liefern lassen, die dafür einen viel zu niedrigen Preis berechneten. In die Betrügereien waren zahlreiche Mitglieder des Berliner Magistrats verwickelt, die Vorgänge um die Sklareks  wurden insbesondere von der politischen Rechten zum Vorwand genommen, die demokratische Verfassung der Kommune grundlegend in Frage zu stellen. Die Historikerin Dr. Annika Klein schildert, wie der Sklarek-Skandal die Überforderung der Berliner Verwaltung offenlegte und zu schwerwiegendem Vertrauensverlust führte. Sie ist als Autorin des Buches „Korruption und Korruptionsskandale in der Weimarer Republik“ eine ausgewiesene Kennerin der Materie. Dem Vortrag folgt eine Diskussion über die Betrugsanfälligkeit der Berliner Stadtverwaltung und die Skandalisierung der Sklarek-Betrügereien in den damaligen Medien. Mit Annika Klein diskutieren Michael Bienert und der Historiker Björn Weigel, der ebenfalls über den Sklarek-Skandal publiziert hat. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Historischen Kommission zu Berlin e. V.

DEMOKRATIE IN NÖTEN - DER SKLAREK-SKANDAL 1929
Ort: Märkisches Museum
Datum: 13. 11. 2015, 16 Uhr
Weitere Informationen

Donnerstag, 5. November 2015

Die Lichtbildbühne in der Friedrichstraße 225

Der Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, Tim Renner, enthüllt am Montag, 9. November 2015, um 11.30 Uhr im Hof der Friedrichstraße 225 in 10969 Berlin eine Gedenktafel zur Erinnerung an das Filmfachblatt "Lichtbildbühne". Laudator ist der Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn, ein Nachfahre des Herausgebers Karl Wolffsohn, der sich bereits um die Sanierung der Gartenstadt Atlantic am S-Bahnhof Gesundbrunnen verdient gemacht hat. In dem Gebäude Friedrichstraße 225 befanden sich seit 1924 die Verlagsräume der Filmfachzeitschrift "LICHTBILDBÜHNE". Das bereits seit 1908 erscheinende Filmfachblatt richtete sich an Kinobetreiber, Verleiher und Produzenten. Der Herausgeber Karl Wolffsohn wurde nach 1933 gezwungen seinen Verlag und sonstigen Besitz unter Wert zu verkaufen oder entschädigungslos abzugeben, weil er Jude war. 1939 floh Wolffsohn nach Palästina und kehrte 1949 nach Berlin zurück. Im südlichen Bereich der Friedrichstraße waren vor dem Zweiten Weltkrieg auch zahlreiche Studios und Betriebe der jungen Filmindustrie ansässig.

Dienstag, 3. November 2015

Curt Bejach und das Gesundheitshaus am Urban - Ausstellungseröffnung am 9. November

Eine Ausstellung erinnert an den Kreuzberger Stadtarzt Dr. Curt Bejach (1890 –1944) und das von ihm 1925 mitgegründete „Gesundheitshaus am Urban“, das während des Zweiten Weltkrieges durch Bomben zerstört wurde. Es war das erste kommunale Zentrum für präventive Medizin und Gesundheitserziehung in Berlin. Heute steht dort das bezirkliche Gesundheitsamt. 1933 wurde Bejach von den Nazis entlassen, im Januar 1944 nach Theresienstadt und von dort nach Auschwitz deportiert, wo er im Herbst 1944 ermordet wurde. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung findet die diesjährige Gedenkveranstaltung des Bezirksamtes und der Bezirksverordnetenversammlung anlässlich der Novemberpogrome von 1938 statt. Im Mittelpunkt der Ansprachen steht die Verfolgungsgeschichte jüdischer Ärzte.

Ausstellungseröffnung: Montag, 9. November 2015, 18:00 Uhr, Veranstaltungsraum des Curt-Bejach-Gesundheitshauses, Urbanstraße 24, 10967 Berlin

Montag, 2. November 2015

Erweiterung des Bauhaus-Archivs / Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten vom 5. bis 25. 11. 2015

Modell der Erweiterung des Bauhaus-Archivs
Foto: Staab Architekten
Einstimmig ist der Entwurf von Volker Staab für eine Erweiterung des Bauhaus-Archivs am 22. Oktober von einer Wettbewerbsjury zur Ausführung empfohlen worden: "Ein filigraner, fast zarter gläserner 5-geschossiger Turm mittig auf einer Plattform und ein eingeschossiger Riegel entlang der Von-der-Heydt-Straße sind die einzigen wahrnehmbaren Elemente der Erweiterung des Bauhaus-Archivs. Alle Ausstellungsflächen werden auf einer Ebene unter der als Plateau mit eingeschnittenem Hof vollständig neu gestalteten Freiflächen angeordnet. Die mit der Brückenrampe beginnende promenade architecturale behält ihre Wirkung als freigestelltes, kompositorisches Element im erweiterten Ensemble und tritt darüber hinaus in Dialog mit dem neuen Zugangsturm. Hierbei erhält der Freiraum eine neue Prägung. Das erklärte Ziel des Entwurfs, den Bestand zu stärken und gleichzeitig einen wahrnehmbaren, zeichenhaften Eingang für die abgesenkten Ausstellungsflächen zu schaffen, gelingt über diese klare und durchdachte Intervention. Gleichzeitig wird eine eindeutige Antwort auf die schwierige Adressbildung und Orientierung des Grundstücks gegeben. Der Anspruch, ein einziges, als Gesamtfigur erleb- und bespielbares neues Ensemble für das Berliner Bauhausarchiv zu schaffen findet in diesem Entwurf eine überzeugende Übersetzung", heißt es im Urteil des Preisgerichts. Das kann jetzt überprüft werden: Die Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten wird durch den Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten Tim Renner und die Direktorin des Bauhaus-Archvis Dr. Annemarie Jaeggi am

Donnerstag, den 05.11.2015
um 19:00 Uhr
im HO | Berlin, Holzmarktstraße 66, 10179 Berlin

eröffnet. Die Ausstellung ist danach von Freitag, den 06.11.2015 bis Mittwoch, den 25.11.2015 täglich von 13:00 bis 19:00 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Immer der Käthe nach - Kollwitz in Berlin

Das Denkmal auf dem Kollwitzplatz
Foto: Michael Bienert
Von Elke Linda Buchholz - Wo in Berlin hatte Käthe Kollwitz eigentlich ihr Atelier? Einfache Frage, vierfache Antwort: Als die 24jährige frisch verheiratet mit ihrem Karl 1891 aus Königsberg nach Berlin zog, klappte sie ihren Zeichenblock kurzerhand in der Familienwohnung irgendwo zwischen Sofa, Küchentisch und Bett auf. Die damalige Adresse Weißenburger Str. 25 ist aus dem Berliner Stadtplan verschwunden, das Haus im Krieg zerbombt. Heute markiert an der Kollwitzstraße 56a im Prenzlauer Berg eine gelbe Kunststoffgedenktafel den Standort des längst neubebauten Eckgrundstücks.
Ein eigenständiges Atelier hatte die Künstlerin, bald Mutter zweiter Kinder, lange Zeit nicht. Aber ihre wachsende Familie breitete sich in dem mehrstöckigen Mietshaus am heutigen Kollwitzplatz mitsamt der Armenarztpraxis nach und nach auf drei Etagen aus. Erst 1912 mietete sich Kollwitz einen separaten Werkstattraum im großen Atelierhaus Siegmunds Hof 11 im Hansaviertel am Tiergartenrand, wo viele Künstler arbeiteten. Denn dort konnte die als Graphikerin bereits anerkannte Künstlerin an ihren Skulpturenprojekten arbeiten, wozu sie mehr Platz brauchte. Den Ort aufzusuchen, beschert dem Stadtspaziergänger allerdings eine weitere Frustration: Auch dieses Haus steht nicht mehr. Stattdessen logieren jetzt hunderte Studenten auf dem in den 1950 Jahren neu bebauten Areal. Zur Universität der Künste ist es nur eine Viertelstunde Fußweg. Dort in der Hardenbergstraße 33 leitete Käthe Kollwitz ab 1928 das Meisteratelier für Graphik: Die als erste Frau zur Professorin der Akademie ernannte Künstlerin unterrichtete in einem Seitenflügel des wuchtigen Baukomplexes auch ihre Studenten.
Doch damit war nach ihrem erzwungenen Austritt aus der Akademie 1933 unter den Nazis Schluss. In der Ateliergemeinschaft Klosterstraße 45 in Mitte fand Kollwitz schließlich noch einmal Raum zum Arbeiten, Unterschlupf für Graphikutensilien und Zeichenmappen, Austausch unter Kollegen. 1945 wurde auch dieses Gebäude ausgebombt. Als Teenagerin war sie einst auf der Durchreise zum ersten Mal nach Berlin gekommen, über 50 Jahre hat Käthe Kollwitz hier gelebt und gearbeitet. Aber ihre authentischen Spuren finden sich nicht mehr in den Straßen und Häusern der Stadt, sondern eher in ihren Werken – im Käthe-Kollwitz-Museum in der Fasanenstraße oder in den Archivkästen des Kupferstichkabinetts.
Trotzdem ist es spannend, das topographische Netzwerk dieser eigensinnigen Frau nachzuvollziehen, zumal es zugleich wichtige Orte des damaligen Kunstbetriebs wie Akademie und Sezession tangiert. Einen Leitfaden samt Stadtplan dazu bietet das schmale Bändchen "Käthe Kollwitz in Berlin", das Iris Berndt und Isabell Flemming im Auftrag des Käthe-Kollwitz-Museums Berlin dieses Jahr zum 70. Todestag der Künstlerin herausgebracht haben. Die kurzen Texte und historischen Fotos gehen zwar nicht über das Bekannte hinaus, machen aber neugierig, das interessante Feld "Kollwitz und Berlin" einmal gründlicher zu beackern.

Iris Berndt, Isabell Flemming
Käthe Kollwitz in Berlin 
Ein Stadtrundgang | A City Tour 
56 Seiten, 39 Abb., 210 x 200 mm,
zweisprachig deutsch / englisch
Lukas Verlag, Berlin 2015, 9,80 Euro

Mittwoch, 26. August 2015

Ein neuer Führer durch die Hufeisensiedlung

Eine kompetenteren Autor für einen Kurzführer über die weltberühmte Hufeisensiedlung von Bruno Taut gibt es kaum: Ben Buschfeld lebt dort seit Jahren, mit seiner Frau Katrin Lesser hat er ein Haus im Stil der Bauzeit innen komplett restauriert und eingerichtet, er hat bereits die Ausstellung zur Siedlung in der Infostation und den Webauftritt gestaltet. Da Buschfeld überdies auch noch im Hauptberuf als professioneller Designer und Buchgestalter arbeitet, besticht das nun bei Nicolai erschienene handliche Buch zum Thema durch Eleganz und Übersichtlichkeit. Eine schöne Orientierungshilfe sind die Luftbildaufnahmen, in denen die einzelnen Bauabschnitte farbig markiert sind. Darüber hinaus präsentiert der Band seltene historische Aufnahmen und stellt die bedeutenden Planer und einige Bewohner im Porträt vor - einschließlich des SS-Mannes Adolf Eichmann, der in der benachbarten Krugpfuhlsiedlung wohnte. Abgerundet wird die Darstellung durch kurze Kapitel zu den anderen UNESCO-Welterbesiedlungen in Berlin und Hinweise auf weitere Bauten des Architekten Bruno Taut.

Ben Buschfeld
Bruno Tauts Hufeisensiedlung
UNESCO-Welterbe-Siedlung der Berliner Moderne
Deutsch | Englisch
144 Seiten
13 x 21 cm
150 Abbildungen, 10 Pläne
Klappenbroschur
Nicolai Verlag, Berlin 2015 

ISBN 978-3-89479-923-6
16,95 EUR

Sonntag, 23. August 2015

bauhaus re use

Das Foto links zeigt das Bauhaus-Archiv an der Klingelhöferstraße, gesehen aus dem fast fertigen neuen Veranstaltungspavillon an der Kingelhöferstraße. Der Clou: Man blickt dabei durch Originalfenster, die früher Teil des Dessauer Bauhauses waren. Angefertigt wurden sie 1976 für die Rekonstruktion des Gebäudes, ausgebaut 2011, als es energetisch saniert wurde. Das Architekturbüro zukunftsgeraeusche hat daraus in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus-Archiv und dem Oberstufenzentrum Knobelsdorff-Schule ein neues Gebäude recycelt. Ab Mitte September soll es für Veranstaltungen zur Verfügung stehen und als Infopavillon zu den Themen Architektur, Stadtentwicklung und Design in Berlin dienen. Robert Huber (Foto unten) von zukunftsgeraeusche stellte das Gebäude am Freitag anlässlich eines Vorbereitungstreffens zur Triennale der Moderne im Herbst 2016 im Bauhaus-Archiv vor.

Fotos: Michael Bienert

Sonntag, 14. Juni 2015

Kästner in Friedenau

So idyllisch sieht es auf der Dachterrasse des Hauses Niedstraße 6 aus, wo Michael Bienert am kommenden Samstag, dem 20. Juni 2015, um 20.40 und 21.20 Uhr aus seinem Buch Kästners Berlin liest. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Friedenauer Lesenacht statt, bei der zahlreiche Autoren an ungewöhnlichen Orten auftreten. Zum Programmheft

Freitag, 29. Mai 2015

Wettbewerb für Erweiterung des Bauhaus-Archivs ausgeschrieben

Anlässlich des 100. Jubiläums des Bauhauses 2019 erhält das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung in Berlin eine Erweiterung. Der vom Land Berlin ausgelobte Architekturwettbewerb umfasst die denkmalgerechte Sanierung des Bestandsbaus von Walter Gropius und einen Neubau für das Museum. Architekturbüros weltweit können sich bis zum 11. Juni 2015 für eine Teilnahme bewerben. Im Oktober 2015 soll der Siegerentwurf ermittelt werden. Bauherr ist das Land Berlin, finanziert werden Museumsneubau und Bestandssanierung anteilig zur Hälfte vom Bund und vom Land Berlin. Um einen modernen Museums- und Archivbetrieb gewährleisten zu können, soll das Bauhaus-Archiv in Berlin denkmalpflegerisch saniert und um einen Neubau erweitert werden. Das Bauhaus-Archiv besitzt die weltweit umfangreichste Sammlung zur Geschichte des Bauhauses. Mittlerweile ist das von Walter Gropius entworfene und 1979 eröffnete Haus zu klein geworden und wird den gestiegenen Anforderungen an ein Museum mit Archivfunktion nicht mehr gerecht. Die Besucherzahlen haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, 2014 beliefen sie sich auf 115.000 Besucher. Zukünftig werden die Funktionen des Bauhaus- Archivs und des Museums für Gestaltung Berlin auf zwei Gebäude verteilt. Während das Bestandsgebäude für das Archiv vorgesehen ist, wird der Erweiterungsbau dem Museum für Gestaltung dienen. Das denkmalgeschützte Bestandsgebäude mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 3.900 qm soll saniert werden aber in seiner Architektur erhalten bleiben. Der Erweiterungsbau soll mit einer BGF von ca. 6.700 qm auf dem westlichen Grundstückteil zwischen Landwehrkanal, Klingelhöferstraße und Von-der-Heydt-Straße platziert werden. Als Museum für Gestaltung soll der Neubau sämtliche Anforderungen an ein Ausstellungsgebäude des 21. Jahrhunderts erfüllen. Erwartet werden Entwürfe, die sich architektonisch mit dem Bestandsgebäude von Walter Gropius auseinandersetzen und es respektieren, aber zugleich eine eigenständige Architektur entwickeln. 15 Architekturbüros sind bereits gesetzt, bis zu 35 weitere werden im Rahmen eines Auswahlverfahrens zusätzlich ermittelt. Die Wettbewerbsergebnisse werden dann in einer Ausstellung öffentlich vorgestellt. (Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung)

Zu den Wettbewerbsunterlagen

Mittwoch, 20. Mai 2015

Kästner in Kreuzberg

Foto aus: KÄSTNERS BERLIN
In Kreuzberg hatte Erich Kästner seine erste Berliner Wohnung. Das Zeitungsviertel war ein wichtiger Bezugspunkt für ihn in der Hauptstadt, schon ehe er 1927 nach Berlin übersiedelte. Das Foto zeigt einen der damaligen Journalistentreffpunkte: den Kasinosaal im Ullsteinhaus an der Kochstraße. Am 30. Mai berichtet Michael Bienert während der Langen Buchnacht im FHXB-Museum über Kästners vielfältige, bisher kaum gewürdigte Beziehungen zu Kreuzberg. Mehr Infos

Sonntag, 19. April 2015

Gustav mit der Hupe liest aus "Kästners Berlin"

Wolfgang Condrus
Foto: Audible/Youtube
Er gehört zu den beliebtesten deutschen Synchronsprechern, hat zahlreiche Hörbücher aufgenommen und Filme gedreht. Als Kind schon spielte Wolfgang Condrus in der zweiten Verfilmung von Emil und die Detektive (1954) den kleinen Gustav mit der Hupe. Der Schauspieler gibt uns die Ehre, am 19. Mai 2015 in den Museen Dahlem gemeinsam mit Michael Bienert aus dessen Buch Kästners Berlin zu lesen. Hier können Sie ein Youtube-Interview mit Condrus sehen, auf der Website von Schleichers Buchhandlung erfahren Sie mehr über die Veranstaltung.

Mittwoch, 15. April 2015

Tanz auf dem Vulkan - Stadtmuseum Berlin plant Zwanziger-Jahre-Ausstellung ab 4. September 2015

Die Krisen der Weimarer Republik ließen ein hektisches, hedonistisches Lebensgefühl aufkommen: Tanz auf dem Vulkan. Es äußerte sich in den stakkatoartigen Bewegungen des Charleston, im Exhibitionismus des Tingeltangels, im Spott der Cabaret-Nummern, im Styling der „Neuen Frau“, kurz: im sprichwörtlichen Tempo der Großstadt. Berlin war das Zentrum der Avantgarde auf allen Gebieten der bildenden, angewandten und darstellenden Künste. Anhand ausgewählte Arbeiten aus den reichen Sammlungsbeständen des Stadtmuseums Berlin wirft die Ausstellung einen differenzierten Blick auf die Epoche der nicht immer „Goldenen“ Zwanziger und vermittelt einen Eindruck von dem Verlust, den gerade die Kultur durch die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten erlitt. (Quelle: Stadtmuseum Berlin). Mehr Infos: http://www.stadtmuseum.de/ausstellungen/tanz-auf-dem-vulkan

Donnerstag, 9. April 2015

Hauser & Tiger - Literaturreihe in memoriam Kurt Tucholsky in Moabit

Texte kann man vorlesen – man kann sie aber auch vertonen. Beide Spielarten gibt es am 16. April 2015 bei der Literaturreihe Hauser & Tiger in Moabit zu hören: Maruan Paschen liest aus seinem Debüt „Kai. Eine Internatsgeschichte“ und Rike Scheffler gestaltet aus ihren Texten mit Hilfe einer Loopmaschine lyrische Klangcollagen. Dazu gibt es hausgemachte Suppe, einen Kurt-Tucholsky-Cocktail und das Remake von Tucholskys berühmter Bücherbar. Dafür hat die Literaturreihe einen neuen Gastgeber gefunden: Das junge Barprojekt Kallasch& in der Unionstraße 2.
Die Literaturreihe Hauser & Tiger versteht sich als Entdeckungsreise mit Wohnzimmeratmosphäre. Sie setzt auf Bar statt Literaturhaus und Austausch statt stummer Zuhörerschaft. Hauser & Tiger will Gelegenheit bieten, Menschen aus dem Kiez zu treffen, gemeinsam neue Literatur zu erleben und sich über kreative Prozesse in Moabit auszutauschen. Bereits im Titel der Veranstaltungsreihe steckt eine Hommage an die literarische Tradition des Stadtteils. Sie erinnert an den in Moabit geborenen Schriftsteller und Pazifisten Kurt Tucholsky und seine Pseudonyme Kaspar Hauser und Theobald Tiger. (Quelle: Pressemitteilung der Veranstalter)

Hauser & Tiger
Donnerstag, 16. April 2015
Einlass und Suppe: 19.30 Uhr
Beginn der Lesung: 20.30 Uhr
Kallasch& Moabiter Barprojekt, Unionstraße 2, 10551 Berlin
Eintritt frei
Weitere Informationen finden Sie unter www.facebook.com/hauserundtiger oder www.hauserundtiger.de

Mittwoch, 8. April 2015

Sozialer Wohnungsbau in Paris - eine Ausstellung

Im Pavillon de l´Arsenal ist noch bis Anfang Mai neben der Dauerausstellung über den Städtebau in Paris eine Sonderausstellung zu sehen, die sich dem sozialen Wohnungsbau in der französischen Hauptstadt widmet. 1914 wurde das “Office Public d’Habitations à Bon Marché” der Stadt Paris gegründet, um bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Heute heißt das kommunale Unternehmen “Paris Habitat” und verwaltet mehr als 120.000 Wohnungen. In der historischen Ausstellungshalle werden um ein großes Stadtmodell herum 40 Wohnungsbauprojekte aus 100 Jahren vorgestellt, die zu architektonischen Streifzügen vor allem an den Rändern der großen Stadt einladen. Besucher können sich von bunten Blocks an den Wänden bedruckte Blätter mit Informationen und Plänen zu den einzelnen Projekten abreißen und mitnehmen. Anders als im weiträumigen Berlin wurde in Paris viel dichter und höher gebaut. Das Foto rechts zeigt ein 1922-1926 realisiertes Projekt von Henri Sauvage an Rue des Amiraux, bei dem 79 Wohnungen über einem Schwimmbad aufgetürmt wurden.

Le Pavillon de l´Arsenal
Centre d'information, de documentation et d'exposition d'urbanisme et d'architecture de Paris et de la métropole parisienne
21, boulevard Morland
75004 Paris
Weitere Informationen

Katalog zur Sonderausstellung
PARIS HABITAT
CENT ANS DE VILLE, CENT ANS DE VIE
Éditions du Pavillon de l’Arsenal
608 Seiten, 35 Euro

Mittwoch, 1. April 2015

Kino im Berliner Osten 1910-1930

Es gab nicht nur Filmpioniere, es gab auch Pioniere der Sozialforschung, die sich schon vor dem Ersten Weltkrieg in den proletarischen Vierteln des Berliner Ostens umsahen und den Siegeszug des Kinos als Massenvergnügen dokumentierten. Seit 1911 betrieben dort Mitarbeiter der "Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost" Feldforschung. Die bisher unbekannten Aufzeichnungen über ihre Kinoabenteuer bilden den reizvollen Grundstock des Buches Die Welt in Licht. Die Herausgeber Esther Sabelus und Jens Wietschorke haben diese Quellen sachkundig kommentiert, um Text- und Bildmaterial aus weiteren Archiven ergänzt und eine Karte der Kinos beigefügt, die zwischen 1900 und 1930 östlich von Münzstraße und Alexanderplatz existierten. Insgesamt 88 Kinostandorte werden detailliert vorgestellt! So ist ein wunderschönes Quellenbuch zur Alltagsgeschichte der ärmeren Bevölkerungsschichten vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden, in dem man gerne schmökert und wirklich Neues über Berlin erfährt.

Die Welt im Licht
Kino im Berliner Osten 1900–1930 
von Esther Sabelus und Jens Wietschorke
Panama Verlag, Berlin 2015
272 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen und eine Faltkarte
26.90 Euro

Mehr Infos
Blick ins Buch

Montag, 30. März 2015

Berliner Archiv erbt Brecht-Handschriften von 1921

Tagebuch Brechts, 25. März 1921
Foto: © Akademie der Künste, Berlin,
Bertolt-Brecht-Archiv
Bertolt Brechts Tochter Hanne Hiob (1924–2009) hat dem Bertolt-Brecht-Archiv der Akademie der Künste testamentarisch wertvolle Handschriften des Dichters übereignet. Es handelt sich um ein Tagebuch aus der Zeit von Februar bis Mai 1921, zehn Werkhandschriften, darunter Gedichte aus Bertolt Brechts Hauspostille, 150 Briefe und neun Postkarten Brechts an sie selbst und ihre Mutter Marianne Zoff, Brechts erste Ehefrau, sowie Briefe an Therese Giehse und Peter Suhrkamp. Hanne Hiob hatte die Unterlagen dem Archiv bereits in Kopie zur Verfügung gestellt, so dass sie in der Berliner und Frankfurter Ausgabe der Werke Brechts gedruckt werden konnten. Die Gedichthandschriften sind inhaltlich bemerkenswerte Varianten, teils datiert und korrigiert. Die Briefe wurden fast ausnahmslos mit der Hand geschrieben. Das Tagebuch, ein außergewöhnlich wertvolles Autograph, enthält werkgeschichtlich und biographisch zentrale Reflexionen des jungen Autors. „Ich lebe luxuriös, mit der schönsten Frau Augsburgs, schreibe Filme“, notierte Brecht am 25. März 1921. „Alles am hellen Tag, die Leute sehen uns nach. Wie lange noch und Gottes Geduld reißt, ich sitze auf dem Stein, und die Hunde schiffen mich an!?“ (Quelle: Akademie der Künste)

Sonntag, 8. März 2015

Emils Litfaßsäule wirbt für Shaun das Schaf

Das ist sie, die berühmteste Litfaßsäule Berlins: Bundesallee, Ecke Trauentaustraße, verewigt auf dem Buchumschlag von Erich Kästners "Emil und die Detektive". Zur Zeit macht die Säule Werbung für den neuen Shaun-das-Schaf-Film. Eine Schulklasse auf Emils Spuren war auch schon da und hat sich auf dem Fell des dicksten Schafs verewigt. Die nächsten Lesungen von Michael Bienert aus KÄSTNERS BERLIN finden am kommenden Freitag (13. 3.) auf der Leipziger Buchmesse statt und am Sonntag (15. 3., 12 Uhr) in der Buchhandlung Winter in Berlin. Heute war der Autor mit einer Geburtstagsgesellschaft auf Emils Spuren unterwegs. Mehr unter: http://www.text-der-stadt.de/Kaestner-in-Berlin.html


Donnerstag, 19. Februar 2015

Kreativbombe - die Sammlung Prinzhorn in Berlin

Die Sammlung Prinzhorn mit Werken von Psychiatrieinsassen zeigt 120 Arbeiten in Berlin. Die Surrealisten ließen sich von den Werken nachhaltig beeinflussen.
Von Elke Linda Buchholz - Ein Engel schwebt mit ausgebreiteten Armen im Blau. Doch sein gesichtsloser Kopf gleicht einer Kriegsgranate. Mit der Exaktheit eines technischen Zeichners hat August Natterer um 1911 das Zusammentreffen des Unvereinbaren festgehalten. Ganz so, wie es die Surrealisten später zum Prinzip ihrer unergründlichen Kombinatorik machten. Aber Natterer war kein Künstler, sondern ausgebildeter Elektromechaniker und saß in der Psychiatrie. Als der junge Arzt Hans Prinzhorn an der Heidelberger Universitätsklinik ab 1919 Zeichnungen Natterers und anderer Anstaltsinsassen in die Hände bekam, war er fasziniert. „Dem Betrachter schwankt irgendwie der Boden unter den Füßen“, befand der promovierte Kunsthistoriker und beschloss, das Material zu sammeln und zu publizieren. Weiterlesen

Einladung zur "3. Werkstatt Kantgarage" am 6. 3. 2015

Quelle:
http://media.tumblr.com/tumblr_lojayec7iA1qc9bgx.jpg
Keine andere Stadt in Europa besitzt so eindrucksvolle Zeugnisse der Automobilitätsgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts wie Berlin. Mit dem Kantgaragen-Palast in der Charlottenburger Kantstraße ist eine der letzten Hochgaragen der Moderne beinahe vollständig auch in ihrer Nutzung erhalten. Die filigrane Vorhangfassade aus Stahl und Glas und die doppelläufige Wendelrampe und Garagenboxen sind meisterlich gefertigt und von hohem künstlerischen Wert. Nachdem am 6. Februar 2015 wichtige Expertenfeedbacks sowie die Analyse des Baustatikers Werner Lorenz im Fokus des Werkstattgesprächs standen, lädt die Initiative zur Rettung der Kantgarage nun sehr herzlich zu einer dritten Werkstatt in das IBZ Berlin. Die für den 6. März 2015 geplante Werkstatt soll zum einen die Nutzungskonzepte der letzten Gespräche weiter verfeinern und neue Ideen diskutieren sowie Modelle für einen zukünftigen Betrieb und Finanzierung in den Fokus nehmen. Gemeinsam soll auch die Verfasstheit der Initiative diskutiert werden sowie die Frage, ob die Gründung einer Trägerorganisation zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll erscheint. Zu guter Letzt soll der gemeinsame ganztägige Workshop am 6. und 7. Juni 2015 zur Erarbeitung eines Angebotes an den Eigentümer sowie das Land Berlin besprochen werden.

3.Werkstatt Kantgarage
6. März 2015 | 16-20 Uhr
IBZ Berlin (Saal, 4. OG)
Wiesbadener Straße 18
Zur Planung der Veranstaltung wird um Anmeldung gebeten.
Info & Anmeldung: info@ibz-berlin.de

Freitag, 6. Februar 2015

Dada in der Marheineke-Markthalle

Morgen eröffnet in der Marheineke-Markthalle die Ausstellung "KreuzbergDada. 100 Jahre Grosz-Heartfield-Konzern 1915-1920". Dazu teilen die Veranstalter mit:
Kurz nach dem 1. Weltkrieg wurde Berlin nicht nur von einer Revolution erschüttert, sondern auch von einer Gruppe junger Leute, die sich Dadaisten nannten und der vom Krieg demaskierten Macht und ihrer Kultur den Kampf ansagten. Im heutigen Berlin treiben Macht-Skepsis und Autoritäten-Abneigung die buntesten Blüten in Kreuzberg, und so passt es, dass auch Berlindada kurz nach dem Krieg in Kreuzberg, in einem Atelier in der ehemaligen Belle-Alliance-Strasse, dem heutigen Mehringdamm, ein ästhetisch/politisches Munititonslager besaß: den Grosz-Heartfied-Konzern. Mit dem Beginn ihrer künstlerischen Zusammenarbeit ab 1915 streuten die beiden Freunde Grosz und Heartfield die Drachensaat Dadas in Berlin vor genau 100 Jahren aus. Prägend waren die Erfahrungen der Kriegskatastrophe und des Großstadtchaos. Die Schlächterei des Krieges bewies ihnen die Ohnmacht der Kultur und der abendländischen Werte insgesamt; die Großstadt mit ihrem rasenden Verkehr und der gleichzeitigen Nachbarschaft ganz fremder Szenerien ließ sie zu Schere und Klebstoff greifen und mit Montagen experimentieren, die an die Stelle der verhöhnten Kunst treten sollten.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Künstlerinnen des Lyceum-Clubs 1905-1933, Ausstellung ab April 2015

Anlässlich seines 110-jährigen Bestehens und des Internationalen Kulturtreffens der Club-Mitglieder präsentiert der Internationale Lyceum-Club Berlin e.V. vom 21. April bis 18. Juli 2015 im Verborgenen Museum in Berlin die Ausstellung Künstlerinnen des Lyceum-Clubs 1905-1933. Zum ersten Mal widmet sich eine Kunstschau diesem einflussreichen und kulturell bedeutenden Frauen-Verein. Bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 war der Club Zentrum intellektueller Auseinandersetzung, politischer Bildung sowie sozialen Engagements. Besonders eindrucksvoll ist dabei die hohe Zahl an Künstlerinnen, die als Mitglieder des Clubs dessen kulturelles Wirken förderten wie prägten. Einige – darunter Käthe Kollwitz oder Milly Steger – sind heute noch bekannt, während viele andere, zum Teil aus politischen Gründen, nach 1933 in Vergessenheit gerieten. Diese Künstlerinnen sollen mit der Ausstellung erinnert werden und Würdigung finden.

Samstag, 31. Januar 2015

"Fabian - Der Gang vor die Hunde" an der Berliner Schaubühne

Von Michael Bienert - Erich Kästners Großstadtroman Fabian ist gebaut wie eine Nummernrevue. Die Hauptfigur irrt von Kapitel zu Kapitel durch Kneipen, Vergnügungssäle, Bars, Büros, landet auf dem Kreuzberg, in einer Zeitungsredaktion, einem Rummelplatz und in den Betten lüsterner Berlinerinnen. Dabei begegnet er frustrierten Redakteuren, abgebrühten Ehemännern, Pennern und der großen Liebe. So plötzlich sie gekommen ist, so schnell ist sie wieder weg. Der beste Freund schießt sich wegen eines dummen Scherzes eine Kugel durch den Kopf und auch den Job verliert Jakob Fabian: Entmutigt verlässt er Berlin und stirbt in seiner Heimatstadt Dresden, als er versucht, ein Kind vor dem Ertrinken in der Elbe zu retten.
Erich Kästner wollte das Lebensgefühl Berlins und seiner jungen Generation in der Weltwirtschaftskrise einfangen, als er den Roman 1931 schrieb. Es passiert ständig was, es wird intensiv gelebt und geliebt, aber das Leben dreht sich im Kreis, die Wirtschaft trudelt bergab und der gesellschaftliche Zusammenhalt wird immer brüchiger. Jakob Fabian ist ein begabter junger Mann, doch ihm fehlt ein Ziel, und so vertreibt er sich die Zeit mit Feldstudien in der Großstadt. Die Erfahrungen im Berlin der Dreißigerjahre, die Kästner in seinen Roman eingearbeitet hat, sind nicht weit weg von denen junger Leute im heutigen Berlin. Im Studio der Schaubühne hat Peter Kleinert den Stoff mit sieben jungen Schauspielstudenten der Hochschule "Ernst Busch" fürs Theater inszeniert. Spielend gelingt es ihnen, die Aktualität des Buches zu entschlüsseln, indem sie ihre  eigenen Erfahrungen in den Betten, Clubs, Jobs und Hochschulen in die Inszenierung einbringen, sei es in den zahlreichen Rollen und Szenen, sei es im Dialog mit den Zuschauern.
Flott und kurzweilig ist dieser zweistündige Großstadtbilderbogen mit Gesangseinlagen. Für Tempo sorgt auch die Bühne von Peter Schubert, eine drehbare graue Wand, die von den Schauspielern angeschoben wie eine Drehbühne funktioniert und blitzschnelle Ortswechsel ermöglicht. Die vielen Rollen geben den Schauspielern reichlich Gelegenheit zu zeigen, was sie nach drei Jahren harter Ausbildung drauf haben: absolut professionelles Handwerk, beseelt von der Lust daran, durch die Inszenierung hindurch etwas vom eigenen Lebensgefühl zu erzählen. Jakob Fabian (Timocin Ziegler) ist ein netter Junge, der sich mehr aus Neugier von Frauen verführen lässt und dem der Biss fehlt, selber mehr aus seinem Leben zu machen. Sein Freund Labude (Tim Riedel) als studentischer als studentischer Weltverbesserer findet sich im wirklichen Leben einfach nicht zurecht, anders als die resolut auf Männerfang gehende Irene Moll (Janine Meißner). Llewellyn Reichman als Cornelia Battenberg ist eine prima Besetzung als Traumfrau von nebenan, die den Verlockungen einer großen Filmkarriere nicht widerstehen kann, obwohl sie sich dafür prostituieren muss. Stella Hinrichs stöckelt als durchgeknallte Theaterkritikerin durch den Abend, Gregor Schulz und Floran Donath sind in herrlich schrägen Kleinrollen als Journalisten, Direktor oder Erfinder dabei. Was sie auf der kleinen Werkstattbühne zeigen, würde jedem Stadttheater zur Ehre gereichen - so dass man sich um den weiteren Berufsweg der jungen Leute, die sich derzeit noch mit 80 Euro Gage pro Abend zufrieden geben müssen, eher keine Sorgen machen muss. Fabians Untergang zuzusehen, ist ein großes Vergnügen.

Freitag, 30. Januar 2015

„projekt bauhaus“ startet in Berlin

In Berlin hat sich heute die internationale Initiative „projekt bauhaus“ begründet, der Gestalter, Kuratoren und Forscher aus Europa, Amerika und Asien angehören. Ziel der offenen Plattform ist es, eine lebendige Debatte zur Aktualität des Bauhauses zu führen. In einem auf fünf Jahre angelegten Arbeitsprozess bis zum 100 jährigen Bauhausjubiläum 2019 soll eine kritische Inventur der Bauhausideen vorgenommen und der utopische Überschuss dieser Schule für die Gegenwart fruchtbar gemacht werden. In den Jahren bis zum Jubiläum stellt „projekt bauhaus“ jedes Jahr eine Frage zur Gestaltung und lädt die Felder Kunst, Design und Architektur zu einer experimentellen Suche nach Erneuerung ein. Im Mittelpunkt steht dabei die Idee des Bauhauses, die Grenzen der Disziplinen und die Fragmentierung der Moderne zu überwinden und mit Gestaltung Gesellschaft und Alltag zu verändern.

Samstag, 10. Januar 2015

Pünktchen und Anton - die Theateradaption von Kästners Kinderroman im Grips-Theater

Von Michael Bienert - "Das beste wird sein, Sie schreiben über Sachen, die Sie kennen. Also von Untergrundbahn und Hotels und solchem Zeug. Und von Kindern, wie sie Ihnen täglich an der Nase vorbeilaufen, und wie wir früher einmal selber einmal waren." Das rät in Emil und die Detektive der Oberkellner Nietenführ dem Autor, der ein Kinderbuch schreiben soll. Volker Ludwig, Gründer des Grips-Theaters, zitiert den Ober auf dem Programmzettel seiner Theateradaption von Pünktchen und Anton und fügt augenzwinkernd hinzu, dies seien "die einzigen und wahren theoretischen Grundlagen des Grips-Theaters".

2011 hatte Volker Ludwigs Stück Pünktchen trifft Anton Premiere und es hat in der Zwischenzeit noch an Aktualität gewonnen: Denn in der Grips-Fassung sind Anton und seine Mutter nicht nur arme Leute wie in Kästners Roman von 1931, sondern Flüchtlinge ohne Aufenthaltserlaubnis, also genau die Leute, die Pegida-Anhänger und Rechtsextreme nun wieder zum Sündenbock machen für alles, was ihnen in diesem Land nicht passt. Anton (Kilian Ponert) ist ein hoch begabter Schüler, dem buchstäblich das Lachen vergangen ist unter dem Druck der Angst, mit seiner Mutter abgeschoben zu werden. Freudlos wühlt er in Mülltonnen, um etwas zum Essen und Pfandflaschen zu finden. Dass er durch Pünktchen (Maria Perlick), das verwöhnte Mädchen aus einer Grunewaldvilla, wieder das Lachen lernt, gehört zu den anrührenden Momenten der Inszenierung von Frank Panhans.

Autor und Regisseur gehen sehr frei mit der Romanvorlage um, aber eben deshalb gelingt ihnen eine völlig schlüssige Übertragung der Handlung ins heutige Berlin und damit auch der pädagogischen Intention des Autors Erich Kästner: Die räumliche Trennung und die Sprachlosigkeit zwischen Arm und Reich in der Stadt wird durch zwei Kinder überwunden, die sich einfach mögen. Antons Mutter (Regine Seidler) ist aus politischen Gründen aus Weissrussland geflohen und in Berlin untergetaucht. Pünktchens Vater (René Schubert) scheffelt Geld mit Immobilienspekulation, während die Mutter sich daran gefällt, Flitterjäckchen zu kaufen und Charity-Events zugunsten notleidender Afrikaner zu organisieren - doch für die Bedürfnisse ihres eigenen Kindes ist sie blind. Sehr klug ist auch der Kunstgriff, Pünktchens Gouvernante im Roman durch ein schräges amerikanisches Au-Pair-Mädchen (Alessa Kordeck) zu ersetzen. Die Seele des Hauses und Ersatzmutter für Pünktchen aber ist Berta, die Haushaltshilfe (wunderbar humorvoll gespielt von Michaela Hanser).

Eine kurzweilige und herzerwärmende Aufführung in bester Grips-Tradition, durchdachter und in sich schlüssiger als die meisten Romanadaptionen auf deutschen Bühnen, die oft nur ein Abklatsch der Vorlage sind. Hier ist es wirklich gelungen, ein prominentes literarisches Werk achtzig Jahre später für das Theater und für die Kinder von Berlin noch einmal neu zu erfinden - das hat nicht nur den Kritiker begeistert, sondern auch die 13-jährige Kästner-Kennerin an seiner Seite.

Weitere Informationen und Spielplan des Grips-Theaters

Donnerstag, 1. Januar 2015

Elektropolis Berlin

Elektrizität gehört so selbstverständlich zum Alltag der Großstadt wie die Luft zum Atmen: Ohne sie gäbe es keine Straßenbeleuchtung, keinen U- und S-Bahn-Verkehr, kein Internet. Dabei hat die Elektrotechnik erst seit etwa 130 Jahren alle Lebensbereiche infiltriert. Die "Musterstadt der metropolitanen Elektrifizierung" war bis zum Zweiten Weltkrieg Berlin. Die Entwicklung der Elektrotechnik und das Wachstum der Millionenstadt gingen Hand in Hand, beides ist bis heute im Stadtbild sichtbar geblieben. Vor dem Ersten Weltkrieg war die Berliner Elektroindustrie weltweit führend in dieser Branche und auch später noch ein "Global Player" mit 235.000 Beschäftigten an der Spree im Jahr 1939. In den Zwanziger Jahren stieg der Stromverbrauch durch neue Verkehrsmittel wie die S-Bahn und die Elektrifizierung der Haushalte an, dafür wurden markante Großkraftwerke und Umspannewerke gebaut. Ein vom Landesdenkmalamt herausgegebener Führer stellt nun 450 Bauwerke der "Elektropolis Berlin" vor: Fabriken, Firmenrepräsentanzen, Fernsprechämter, BVG-Betriebshöfe für Straßen- und U-Bahnen, ausgewählte S-Bahnhöfe, aber auch  Siedlungen und Sozialeinrichtungen für die Beschäftigten der einschlägigen Unternehmen. Viele Gebäude werden heute für andere Zwecke genutzt, weil die Betriebe nicht mehr existieren oder technische Anlagen modernisiert wurden - das Buch macht sie als Bausteine der "Elektropolis" wiedererkennbar.  Auch Betriebe und Siedlungen im Brandenburger Umland sind berücksichtigt. Keine Frage, dieses Inventar ist ein gewichtiges Standardwerk zum Thema, darüber hinaus aber auch ein (von Ben Buschfeld) vorbildlich gestaltetes und anregendes Buch mit großartigen historischen Fotos, Karten und sogar ganz konkreten Routenvorschlägen für Flaneure - und das zu einem so unschlagbar günstigen Preis, dass es sich jeder leisten kann, der sich für Berliner Architektur- und Technikdenkmale interessiert.

Landesdenkmalamt Berlin (Herausgeber)
Elektropolis Berlin
Architektur- und Denkmalführer
von Thorsten Dame
mit Beiträgen von Matthias Baxmann, Katharina Beckmann, Nadine Bittner,
David Derksen, Konstanze Dyck, Jessica Hänsel, Robert Haesecke-Diesing, Claudia Hain, Gisbert Knipscheer, Tanja Kastowski, Ann-Kristin Kirsch, Tina Kühn, Florian Leitner, Ines Oberhollenzer, Mirco Schneider
Gestaltung: buschfeld.com – graphic and interface design
19,5 x 24,0 cm, 544 Seiten, Hardcover
450 Objekte im Porträt, 6 Routenvorschläge, Anhang und Register
680 Duotone-Abbildungen, 47 Karten und Lagepläne
Preis 29,95 Euro
Michael Imhof Verlag
ISBN 978-3-7319-0132-7 


Weitere Informationen: http://www.imhof-verlag.de/architektur-und-denkmalfuehrer-elektropolis-berlin.html