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Hanako-Porträts von Auguste Rodin
Fotos: Michael Bienert |
Von Michael Bienert - Sie war eine Sensation in der Berliner Kaiserpassage, Friedrichstraße Ecke Unter den Linden. „Madame Hanako wird erdolcht und kann nun mit allen Finessen zeigen, wie große japanische Künstlerinnen auf der Bühne zu sterben verstehen. Unsagbar realistisch und doch wahrhaft ergreifend, mit grausamer Eindringlichkeit nach der Natur gezeichnet“, schwärmte 1908 die „Sport im Bild“. Japans größte Tragödin lockte die Touristen an, im Passage-Theater, das unter einem Dach mit Nippesläden, exotischen Völkerschauen, Panoptikum und Kaiserpanorama residierte.
Was die Berliner für authentische, weil reichlich fremdartige Schauspielkunst hielten, war tatsächlich ein interkulturelles Missverständnis: Im japanischen Kabuki-Theater wurden Hanakos Paraderollen üblicherweise von Männern gespielt. Insbesondere das Harakiri, der rituelle Selbstmord durch Bauchaufschneiden, war traditionell der obersten Schicht der Samurai-Krieger vorbehalten. Japanische Theaterleute mochten sich eine Frau in so einer Rolle gar nicht erst vorstellen. Nur in Europa und Amerika wurde die puppenhafte Hanako um 1910 zum Star. Sie gehörte zur Riege der Tänzerinnen, die schon vor dem Ersten Weltkrieg ihre von Korsetts und Konventionen befreiten Körper auf den westlichen Bühnen präsentierten. Jetzt bekommt die kleine Tänzerin noch einmal einen großen Auftritt in Berlin. In der Ausstellung „Auguste Rodin und Madame Hanako“ zur Wiedereröffnung des Georg-Kolbe-Museums.
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