Mittwoch, 30. Oktober 2013

Architekturführer Berlin & London

Könnte so auch im Berlin der Weimarer Republik
gebaut worden sein:Tooting Police Station
aus den 1930er Jahren im Süden Londons.
Es ist kein Platz mehr in den Bücherregalen! Aber manche Wälzer sind dann doch (noch) als Arbeitswerkzeuge unentbehrlich, das wissen wir Berufsautoren aus Erfahrung. Der Architekturführer Berlin aus dem Reimer Verlag ist so ein Werk, mit dem wir uns rasch ein Bild machen, was in einer bestimmten Gegend der Stadt an wichtigen Bauwerken aller Epochen am Wegesrand steht. Leider haben solche Bücher die Neigung, von Auflage zu Auflage immer dicker und schwerer zu werden. Aber das ist in einer Stadt, in der so viel alte Architektur aufpoliert wird und neue entsteht wie in Berlin, ja auch irgendwie nicht zu vermeiden. Die 7. Auflage ist um 140 neue Objekte erweitert worden, erfasst rund 1000 Gebäude und Ensembles auf 632 Seiten mit 1888 Abbildungen. Der nach Bezirken gegliederte Führer bleibt eine wertvolle Orientierungshilfe, nur leider hat unser Vertrauen in seine Zuverlässigkeit einen schweren Dämpfer erhalten. Nachdem wir uns intensiver mit einem der vorgestellten Objekte (der Reichsforschungssiedlung Haselhorst) beschäftigt hatten, stellte sich heraus, dass der Eintrag voller Fehler steckte und zudem Wohnblocks aus einer später erbauten Nachbarsiedlung abgebildet waren. Die Autoren solcher Überblickswerke - wir kennen das Problem aus eigenen Büchern - können eben nicht Quellenforschung für jeden Eintrag leisten, sondern sind abhängig vom allgemein zugänglichen Wissens- und Forschungsstand.
In der Buchhandlung der Tate Modern in London fanden wir das Gegenstück zu dem Berliner Werk, den Guide to the Architecture of London von Edward Jones und Christopher Woodward für 16,99 Pfund (unter 20 Euro). Genau das, was wir brauchten, um einzuordnen, was uns auf den Wegen durch die Stadt an Bauwerken ins Auge fiel. In Format und Gewicht fast identisch, wirkt der Londoner Führer dennoch übersichtlicher, die Informationen zu den Bauwerken sind knapper gehalten, dafür ist das Buch durchgängig farbig bebildert. Auch wenn man es nicht ständig mitschleppen mag, ist es sehr nützlich als Nachschlagewerk, in dem man abends nach Streifzügen durch die Stadt rasch wiederfindet, was man unterwegs angestaunt hat.


Martin Wörner, Karl-Heinz Hüter, Paul Sigel, Doris Mollenschott: 
Architekturführer Berlin. Reimer Verlag, 7. Auflage, Berlin 2013, 632 Seiten, 29,95 Euro

Edward Jones und Christopher Woodward: Guide to the Architecture of London. Orion Publishing Group, 30. Auflage, London 2013, 496 Seiten, 16,99 Pfund

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