Mittwoch, 12. November 2014
Kästners Berlin - das erste Exemplar ist da
Das erste Exemplar von Kästners Berlin ist da! Große Erleichterung: Der Druck ist perfekt, die Fotos vom Berlin der Zwanziger und Dreißiger Jahre sehen super aus. Morgen um 20 Uhr ist die erste Buchvorstellung in der Büchergilde Buchhandlung am Wittenbergplatz.
Dienstag, 7. Oktober 2014
László Moholy-Nagy - Ausstellung im Bauhaus-Archiv
Als Pionier einer multimedialen und konzeptionellen Kunst war László Moholy-Nagy einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Neben seinen Arbeiten aus den 1920er bis 1940er Jahren präsentiert nun das Bauhaus-Archiv Werke von Gegenwartskünstlern wie Olafur Eliasson oder Eduardo Kac präsentiert, die Moholy-Nagys Ideen aufgreifen. Moholy-Nagy setzte sich praktisch und theoretisch mit den Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Medien und Sinnen auseinander und experimentierte intensiv mit Film und Fotografie.
Rund 300 Exponate ─ von Gemälden und Skulpturen über Fotografien, Fotogramme und Grafiken bis hin zu Filmen und Bühnenentwürfen, Licht- und Geräuschinstallationen, Tasttafeln und Handskulpturen sowie Publikationen ─ geben einen multisensorischen Zugang zu Moholy-Nagys Werk. Er lehrte von 1923 bis 1928 am Bauhaus und ab 1937 bis zu seinem Tod 1946 in Chicago, zunächst als Direktor am New Bauhaus und ab 1939 an der School of Design, dem späteren Institute of Design. Die Ausstellung vermittelt Schüsselthemen in Moholy-Nagys Kunst, die eng mit der Lebensreformbewegung und biozentrischen Ansätzen der 1920er Jahre verbunden sind. Moholy-Nagy ging davon aus, dass in einer zunehmend technisierten modernen Welt nur die Integration aller menschlichen Sinne und des Intellekts die organische Entwicklung des Individuums ermögliche. Sowohl in den alten und neuen Medien, der Hoch- und Populärkultur, den Künsten und den Wissenschaften sah er hierfür Potentiale und erweiterte den Blick über die fünf Sinne des Sehens, Hörens, Fühlens, Schmeckens und Riechens hinaus auf den Bewegungs- und Tiefensinn. Neue Technologien sollten der Erweiterung der menschlichen Sinnesorgane dienen, Hierarchien in der Wahrnehmung und den Medien lehnte er ab. Kunst betrachtete Moholy-Nagy als Information und alle Medien als mögliche Mittel zur Umsetzung einer künstlerischen Idee. Zentrale Aspekte seines Werks wie Interdisziplinarität, Multimedialität und multisensorische Wahrnehmung, das Neue Sehen, Immersion und Partizipation, Transparenz, Reflektion und Bewegungen werden unter diesem Fokus näher beleuchtet.
Die Präsentation seiner Entwürfe des „Kinetischen konstruktiven Systems“ (1922-28) verdeutlicht Moholy-Nagys Rolle als Vorreiter einer partizipatorischen und immersiven Kunst. Seine Emaille-Serie (1922-23), auch als Telefonbilder bekannt, macht seine Bedeutung als Pionier einer konzeptionellen Medienkunst deutlich, da er mit diesen Arbeiten in gewisser Weise digitale Kunstformen vorwegnahm. In „Sensing the Future: László Moholy-Nagy, die Medien und die Künste“ werden darüber hinaus mehrere Filme Moholy-Nagys gezeigt sowie Gemälde, Fotogramme und Fotografien, in denen Licht zum Rohmaterial seiner Kunst wird. Arbeiten von Gegenwartskünstlern wie die „Aromapoetry“ (2011) von Eduardo Kac oder Olafur Eliassons „Suntrackers“ (2014) setzen Moholy-Nagys Ansätze fort; andere Künstler realisierten für die Ausstellung als Hommage an den visionären Universalkünstler einige seiner unverwirklichten Konzepte, wie zum Beispiel Lancelot Coar und Patrick Harrop mit ihrem Versuch, Moholy-Nagys Idee eines mehrdimensionalen Polykinos zu verwirklichen. (Quelle: Pressemitteilung Bauhaus-Archiv)
Publikation: Oliver Botar, Sensing the Future: Moholy-Nagy, die Medien und die Künste, Lars Müller Verlag (Zürich), ca. 200 Seiten mit ca. 400 Abbildungen, ISBN 978-3-03778-434-1 (deutsche Ausgabe), ISBN 978-3-03778-433-4 (englische Ausgabe), Preis: 35 Euro.
Infos und Öffnungszeiten
Publikation: Oliver Botar, Sensing the Future: Moholy-Nagy, die Medien und die Künste, Lars Müller Verlag (Zürich), ca. 200 Seiten mit ca. 400 Abbildungen, ISBN 978-3-03778-434-1 (deutsche Ausgabe), ISBN 978-3-03778-433-4 (englische Ausgabe), Preis: 35 Euro.
Infos und Öffnungszeiten
Montag, 6. Oktober 2014
Eine neue Gedenktafel für Paul Hertz
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Paul Hertz, sein Enkel Henry Berg und Grundschulkinder in der Paul Hertz-Siedlung. Foto: Tina Merkau/Gewobag |
Henry Berg ist ein amerikanischer Architekt und Enkel des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Paul Hertz, der von den Nazis ins Exil getrieben wurde, aber schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg nach West-Berlin zurückkehrte, um den Wiederaufbau Berlins als Finanzsenator zu unterstützen. In der nach ihm benannten Paul-Hertz-Siedlung in Charlottenburg hat Mr. Berg heute eine neue Gedenktafel für seinen Großvater eingeweiht. Der Sozialdemokrat, Finanz- und Wirtschaftsfachmann Paul Hertz war seit 1920 Reichstagsabgeordneter und stimmte 1933 mit seiner Fraktion gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz.
Freitag, 26. September 2014
Thomas Mann und die Bildende Kunst in Lübeck
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Hier gehts zur Kunst: Thomas Mann ganz in Rosa im Buddenbrookhaus Foto: Bienert |
Visuelle Eindrücke konnten einen kreativen Schub auslösen,
so wie 1922 der Besuch einer Ausstellung, in der Thomas Mann den Bildzyklus „Joseph
in Ägyptenland“ von Hermann Ebers – eines Jugendfreundes seiner Frau – sah. Das
war die Initialzündung für das große Erzählprojekt „Joseph und seine Brüder“.
Im Gegenzug erhielt der Künstler Hermann Ebers 1925 den Auftrag, die Novelle „Unordnung
und frühes Leid“ zu illustrieren. Doch seine Lithografien wurden nicht
gedruckt. In ihnen sei „das Element des Harmlosen und Bürgerlichen auf Kosten
und zu ungunsten des Schlimmen und Unbürgerlichen in irreführender, stilistisch
fehlerhafter Weise überbetont“, teilte der Autor dem befreundeten Künstler mit.
Wohl auch auf Druck des Verlags, wo die rein illustrativen und etwas biedermeierlichen
Familienszenen auf wenig Gegenliebe stießen. Sie sind in der Ausstellung zu
sehen. Es war dann Aufgabe des geschmackssicheren Illustrators Karl Walser, die Umschläge für die Novelle
und für die Josephsromane zu zeichnen.
Mittwoch, 17. September 2014
LeMo - Onlineausstellung zur Weimarer Republik in neuem Design
Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat heute die neue Version des Online-Portals zur deutschen Geschichte “Lebendiges Museum Online (LeMO)“ freigeschaltet. Der Weimarer Republik ist darin ein ausführliches Kapitel gewidmet. Neben einer Jahreschronik (mit Biografien) finden sich Unterkapitel zu den Themen Revolution, Politik, Alltag, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Antisemitismus, dort wiederum Vertiefungen zu Einzelaspekten. Das LeMo richtet sich als virtuelles deutsches Geschichtsbuch vor allem an Schüler, leistet aber auch sonst nützliche Dienste bei der Recherche.
Donnerstag, 11. September 2014
Das Ullstein Druckhaus von Eugen Schmohl – eine kunsthistorische Analyse der TU Berlin
In Berlin-Tempelhof am Mariendorfer Damm hebt sich ein monumentaler Bau aus der Stadtsilhouette klar heraus. Es handelt sich um das zwischen 1924–1927 erbaute Druckhaus für den Ullstein Verlag. Entworfen hatte es Eugen Georg Schmohl. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Otto Zucker konzipierte er ein unverwechselbares Einzelbauwerk, dessen Wirkung als Wahrzeichen noch heute besteht.
Das Werk von Eugen Georg Schmohl (1880–1926) stand bislang in keiner wissenschaftlichen Publikation im Mittelpunkt. Informationen zu seinem Leben oder seine Arbeitsweise lassen sich kaum finden, da das Archivmaterial 1945 durch Brand zerstört wurde. Nun wurde das Bauwerk im Rahmen einer Bachelorarbeit am TU-Institut für Kunstgeschichte und Historische Urbanistik bei Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert einer kunsthistorischen Analyse unterzogen. „Ziel dieser Analyse war es, dieses Bauwerk in den vorhandenen Stil des Expressionismus einzuordnen“, sagt Ulrike Kohl, Autorin der Bachelorarbeit: „Das Ullstein Druckhaus: ein Repräsentationsbau der 20er Jahre“.
1877 legte Leopold Ullstein den Grundstein für den Ullstein-Verlag. Er kaufte die Druckerei Stahl & Assmann mit der dazugehörigen Zeitung Neues Berliner Tageblatt. Bis 1933 entwickelte sich der Verlag zu einem der größten und bedeutendsten in Europa. Mit dem damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung stellte sich die Frage nach einem neuen Standort in Berlin. Die Verarbeitung der steigenden Auflagen und der Wunsch nach den neuesten Rotationsmaschinen forderte sehr viel mehr Platz als im Stammhaus im Berliner Zeitungsviertel in Kreuzberg zur Verfügung stand“, so Ulrike Kohl.
Freitag, 5. September 2014
Ein Roman aus dem Zeitungsviertel: Stefan Großmanns "Wir können warten"
Vor gut zehn Jahren erschien im Ullstein-Verlag der "Ullsteinroman" des Schriftstellers und studierten Historikers Sten Nadolny: Er schildert den Aufstieg der jüdischen Verlegerfamilie bis zur Gleichschaltung und Übernahme ihres Konzerns durch die Nationalsozialisten. Der Name Stefan Großmann kommt in diesem dicken Buch ein einziges Mal vor. Der 1875 in Wien geborene Journalist, Romancier und Dramatiker arbeitete seit 1913 für die von Ullstein übernommene Vossische Zeitung, war vorübergehend deren Feuilletonchef und nach dem Ersten Weltkrieg Mitbegründer der linksliberalen Zeitschrift Tage-Buch. Großmann, ein gefürchteter Journalist und Kritiker des Medienbetriebs, hinterließ bei seinem Tod im Jahr 1935 einen unvollendeten Ullsteinroman, dessen Manuskript in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt wird.
Im Zentrum steht hier der "Bruderkrieg" zwischen den fünf Söhnen des Verlagsgründers Hermann Ullstein in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Sie teilten sich die Leitung des Unternehmens. Die Rivalität der Brüder und ihrer Söhne eskalierte, als Franz Ullstein sich in die Journalistin Rosie Gräfenberg verliebte und diese Einfluss auf die Verlagspolitik gewann. Falschmeldungen über ein zweifelhaftes Vorleben der jungen Frau wurden über die Medien lanciert. Für zusätzlichen Zoff sorgten unterschiedliche Meinungen in der Unternehmensleitung, wie der größte deutsche Medienkonzern auf die Wirtschaftskrise und den Rechtsruck in der deutschen Politik ab 1929 reagieren sollte. Schon vor der Machtübernahme der Nazis wurde allzu radikalen Redakteuren gekündigt, passte sich das Unternehmen der politischen Großwetterlage an, in der Hoffnung, Inserenten und Leser zu halten. Das Ideal der jüdischen Verlegerfamilie sei nunmehr ein "Völkischer Bobachter mit Genehmigung des Rabbinats", giftete Carl von Ossietzky im Januar 1932 in der Weltbühne.
Ein praller Stoff für einen Familien-, Gesellschafts- und Wirtschaftskrimi! Großmann hat ihn als Schlüsselroman angelegt, aus den fünf Ullsteinbrüdern wurden die sechs Brüder Kronstein, aus Rosie Gräfenberg die kühle und elegante Evelyn Goldscheider, aus dem cholerischen Chefredakteur Georg Bernhard der Strippenzieher Klotz - etcetera. Nur ist es dem Autor leider nicht mehr vergönnt gewesen, den Weg vom zeitgeschichtlichen Stoff zur stimmigen Fiktion bis zum Ende zu gehen. Auf der Flucht vor den Nazis verarmt und schwer krank starb Großmann 1935 in Wien, ohne sein Manuskript in eine verlagsreife Form bringen zu können. So widersprechen sich etwa Angaben zu den Figuren, ihrem Alter, ihrer Augenfarbe, ihren Namen oder der Vorgeschichte. Manche Dialoge wirken konstruiert und hölzern, sicher wäre zu Lebzeiten des Autors daran unter der Aufsicht eines strengen Lektorats noch gefeilt worden. Der Erzählfluss mäandert und gerät immer mal wieder ins Stocken, man spürt, dass der Autor sich nicht ganz sicher war, wo er mit seiner Geschichte wirklich hinwollte.
In seinem Vorwort weist der Berliner Literaturwissenschaftler Erhard Schütz auf die Schwierigkeiten bei der Herausgabe eines derart zwar bis zum Ende durcherzählten, aber in sich nicht konsistent durchgeformten Romans hin. Herausgeber und Verlag haben einen Mittelweg gewählt, um ihn dennoch einem größeren Lesepublikum schmackhaft zu machen: Die Textvorlage wurde soweit geglättet, dass man das Buch nun bequem wie einen Kolportageroman durchlesen kann. Dabei stößt man aber immer wieder auf Widersprüche und Schwachstellen, die einen daran erinnern, dass dieses Buch in dieser Gestalt wohl kaum so erschienen wäre.
Gegen Ende des Romans schiebt sich immer mehr eine Liebesgeschichte in den Vordergrund: Der konservative Politiker Joachim von Schollwitz, der den Ullsteinkonzern als Staatskommissar an die Kandare nehmen soll, will ausgerechnet eine jüdische Sekretärin aus der Chefetage heiraten, während zur selben Zeit eine nationalsozialistische Betriebszelle das Unternehmen von innen unterwandert. Schließlich zieht sich das deutsch-jüdische Paar aufs Land zurück: "Es wird vielleicht ein paar Jahre dauern, bis uns das andere, das ewige Deutschland zurückrufen wird, dich und mich. Aber wir können warten." Wie gefährdet so ein Paar im Nazideutschland tatsächlich war, wie riskant die Strategie des Abwartens, konnte der Autor 1935 nicht wissen. Achtzig Jahre später versetzt der Roman Wir können warten seine Leser in die Unsicherheit und Ungewissheit zurück, die kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Europa herrschte.
Stefan Großmann
Wir können warten oder Der Roman Ullstein
Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Erhard Schütz
384 Seiten Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-945256-02-2
22,99 Euro
Mehr zum Thema: Michael Bienert über den Untergang der Vossischen Zeitung, des publizistischen Flaggschiffs des Ullstein-Konzerns. Lesen
Im Zentrum steht hier der "Bruderkrieg" zwischen den fünf Söhnen des Verlagsgründers Hermann Ullstein in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Sie teilten sich die Leitung des Unternehmens. Die Rivalität der Brüder und ihrer Söhne eskalierte, als Franz Ullstein sich in die Journalistin Rosie Gräfenberg verliebte und diese Einfluss auf die Verlagspolitik gewann. Falschmeldungen über ein zweifelhaftes Vorleben der jungen Frau wurden über die Medien lanciert. Für zusätzlichen Zoff sorgten unterschiedliche Meinungen in der Unternehmensleitung, wie der größte deutsche Medienkonzern auf die Wirtschaftskrise und den Rechtsruck in der deutschen Politik ab 1929 reagieren sollte. Schon vor der Machtübernahme der Nazis wurde allzu radikalen Redakteuren gekündigt, passte sich das Unternehmen der politischen Großwetterlage an, in der Hoffnung, Inserenten und Leser zu halten. Das Ideal der jüdischen Verlegerfamilie sei nunmehr ein "Völkischer Bobachter mit Genehmigung des Rabbinats", giftete Carl von Ossietzky im Januar 1932 in der Weltbühne.
Ein praller Stoff für einen Familien-, Gesellschafts- und Wirtschaftskrimi! Großmann hat ihn als Schlüsselroman angelegt, aus den fünf Ullsteinbrüdern wurden die sechs Brüder Kronstein, aus Rosie Gräfenberg die kühle und elegante Evelyn Goldscheider, aus dem cholerischen Chefredakteur Georg Bernhard der Strippenzieher Klotz - etcetera. Nur ist es dem Autor leider nicht mehr vergönnt gewesen, den Weg vom zeitgeschichtlichen Stoff zur stimmigen Fiktion bis zum Ende zu gehen. Auf der Flucht vor den Nazis verarmt und schwer krank starb Großmann 1935 in Wien, ohne sein Manuskript in eine verlagsreife Form bringen zu können. So widersprechen sich etwa Angaben zu den Figuren, ihrem Alter, ihrer Augenfarbe, ihren Namen oder der Vorgeschichte. Manche Dialoge wirken konstruiert und hölzern, sicher wäre zu Lebzeiten des Autors daran unter der Aufsicht eines strengen Lektorats noch gefeilt worden. Der Erzählfluss mäandert und gerät immer mal wieder ins Stocken, man spürt, dass der Autor sich nicht ganz sicher war, wo er mit seiner Geschichte wirklich hinwollte.
In seinem Vorwort weist der Berliner Literaturwissenschaftler Erhard Schütz auf die Schwierigkeiten bei der Herausgabe eines derart zwar bis zum Ende durcherzählten, aber in sich nicht konsistent durchgeformten Romans hin. Herausgeber und Verlag haben einen Mittelweg gewählt, um ihn dennoch einem größeren Lesepublikum schmackhaft zu machen: Die Textvorlage wurde soweit geglättet, dass man das Buch nun bequem wie einen Kolportageroman durchlesen kann. Dabei stößt man aber immer wieder auf Widersprüche und Schwachstellen, die einen daran erinnern, dass dieses Buch in dieser Gestalt wohl kaum so erschienen wäre.
Gegen Ende des Romans schiebt sich immer mehr eine Liebesgeschichte in den Vordergrund: Der konservative Politiker Joachim von Schollwitz, der den Ullsteinkonzern als Staatskommissar an die Kandare nehmen soll, will ausgerechnet eine jüdische Sekretärin aus der Chefetage heiraten, während zur selben Zeit eine nationalsozialistische Betriebszelle das Unternehmen von innen unterwandert. Schließlich zieht sich das deutsch-jüdische Paar aufs Land zurück: "Es wird vielleicht ein paar Jahre dauern, bis uns das andere, das ewige Deutschland zurückrufen wird, dich und mich. Aber wir können warten." Wie gefährdet so ein Paar im Nazideutschland tatsächlich war, wie riskant die Strategie des Abwartens, konnte der Autor 1935 nicht wissen. Achtzig Jahre später versetzt der Roman Wir können warten seine Leser in die Unsicherheit und Ungewissheit zurück, die kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Europa herrschte.
Stefan Großmann
Wir können warten oder Der Roman Ullstein
Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Erhard Schütz
384 Seiten Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-945256-02-2
22,99 Euro
Mehr zum Thema: Michael Bienert über den Untergang der Vossischen Zeitung, des publizistischen Flaggschiffs des Ullstein-Konzerns. Lesen
Donnerstag, 28. August 2014
Kant-Garagen in den VDI-Nachrichten
Quelle: http://media.tumblr.com/tumblr_lojayec7iA1qc9bgx.jpg |
Mittwoch, 13. August 2014
Museumswohnung in Haselhorst ab 13. September 2014 zu besichtigen
Zum Tag des offenen Denkmals wird erstmals die Museumswohnung in der 1930-1935 errichteten Reichsforschungssiedlung Haselhorst zu besichtigen sein, außerdem finden am 13. September Führungen im Haus und der Umgebung mit Michael Bienert statt.
Die Kleinstwohnung wurde sorgfältig im Stil der Bauzeit eingerichtet, mit historischem Badeofen, Kurzbadewanne und Kochmaschine, und vermittelt einen Eindruck von der damaligen Wohnkultur. Hier finden Sie mehr Infos und Öffnungszeiten.
Foto: Sabine Dobre / Gewobag
Die Kleinstwohnung wurde sorgfältig im Stil der Bauzeit eingerichtet, mit historischem Badeofen, Kurzbadewanne und Kochmaschine, und vermittelt einen Eindruck von der damaligen Wohnkultur. Hier finden Sie mehr Infos und Öffnungszeiten.
Foto: Sabine Dobre / Gewobag
Mittwoch, 6. August 2014
Telefonzelle von 1934/35 in Lübars immer noch in Betrieb

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