Donnerstag, 5. Februar 2015

Künstlerinnen des Lyceum-Clubs 1905-1933, Ausstellung ab April 2015

Anlässlich seines 110-jährigen Bestehens und des Internationalen Kulturtreffens der Club-Mitglieder präsentiert der Internationale Lyceum-Club Berlin e.V. vom 21. April bis 18. Juli 2015 im Verborgenen Museum in Berlin die Ausstellung Künstlerinnen des Lyceum-Clubs 1905-1933. Zum ersten Mal widmet sich eine Kunstschau diesem einflussreichen und kulturell bedeutenden Frauen-Verein. Bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 war der Club Zentrum intellektueller Auseinandersetzung, politischer Bildung sowie sozialen Engagements. Besonders eindrucksvoll ist dabei die hohe Zahl an Künstlerinnen, die als Mitglieder des Clubs dessen kulturelles Wirken förderten wie prägten. Einige – darunter Käthe Kollwitz oder Milly Steger – sind heute noch bekannt, während viele andere, zum Teil aus politischen Gründen, nach 1933 in Vergessenheit gerieten. Diese Künstlerinnen sollen mit der Ausstellung erinnert werden und Würdigung finden.

Das erste nach englischem Vorbild gestaltete und geführte Clubhaus befand sich in der Potsdamer Straße. Im Jahre 1908 organisierte der Lyceum-Club eine erste internationale Volkskunstausstellung in den Räumen des Kaufhauses Wertheim am Leipziger Platz. 1912 folgte die Organisation der Ausstellung Die Frau in Haus und Beruf in den Ausstellungshallen am Zoologischen Garten. Beide Ausstellungen waren ein großer Erfolg und verhalfen dem Lyceum-Club Berlin zu Ansehen und Popularität. Er erwarb am Lützowplatz ein eigenes Clubhaus, wo sich das aktive Clubleben mit Konzerten, Vorträgen, Diskussionen, Empfängen u.v.m. fortsetzte.

Seine vornehmliche Aufgabe sah der Lyceum-Club Berlin darin, für künstlerisch und wissenschaftlich tätige Frauen durch Publikations- und Ausstellungsmöglichkeiten ein Forum zu schaffen, das ihnen Austausch und Öffentlichkeit ermöglicht. Über Verbindungen zu ausländischen Verlegern, Redakteuren, Agenturen und Kunsthändlern wurden internationale Kontakte geknüpft.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges konzentrierte sich der Lyceum-Club verstärkt auf die soziale Komponente, engagierte sich in der Kriegshilfe und organisierte den „Nationalen Frauendienst“ mit. Die Mitglieder riefen eine so genannte „Mittelstandsküche“ ins Leben, die Bedürftige aus der ganzen Stadt versorgte, und halfen bei der Beschaffung von Notunterkünften.

Noch 1928 hatte der Club mehr als tausend Mitglieder, unter ihnen viele prominente Persönlichkeiten sowie namhafte Künstlerinnen. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 hatte insbesondere für die jüdischen Mitglieder des Lyceum-Clubs dramatische Folgen – viele von ihnen mussten emigrieren oder wurden deportiert und ermordet. In nur wenigen Jahren schwanden die Mitgliederzahlen derart, dass der Club im Januar 1938 nur noch 600 Mitglieder zählte. Der Club wurde dem Deutschen Frauenwerk  angegliedert und bestand bis 1943 fort.Am 1. Januar 1956 wurde der Berliner Lyceum-Club unter der Leitung von Johanna von Siemens neu gegründet. An die einstige Blüte konnte man jedoch nicht mehr anknüpfen, da gerade der Verlust der jüdischen Mitglieder unersetzbare Leerstellen hinterließ. Von seiner Gründung bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten zeigte sich der Lyceum-Club besonders auf dem Gebiet der bildenden Kunst engagiert. Die Leistungen der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen spielten eine wesentliche Rolle, verliehen sie dem Club doch einen besonderen Charakter und trugen in nicht geringem Maße zu seiner Reputation bei. So ist seine Geschichte eng mit der Berliner Kunstlandschaft verbunden. 

Erstmals erinnert eine Ausstellung an diese reiche künstlerische Tradition und präsentiert von April bis Juli 2015 im Verborgenen Museum in Berlin mit einer vielfältigen Werkauswahl bekannte wie unbekannte Künstlerinnen, die bis 1933 aktive Mitglieder des Vereins waren. Künstlerinnen wie Dora Hitz, Käthe Kollwitz, Sabine Lepsius, Clara Siewert oder Julie Wolfthorn hatten als Gründungs- bzw. frühe Mitglieder der Berliner Secession bereits über die Grenzen der Stadt hinweg Bekanntheit erlangt. Die Ausstellung umfasst mehr als 50 Werke von 33 Künstlerinnen aus den Bereichen Grafik, Malerei, Fotografie und Bildhauerei. Die Exponate wurden von privaten Sammlungen zur Verfügung gestellt und durch Leihgaben aus musealen Institutionen ergänzt, so erwarten den Besucher viele Kunstwerke, die bislang selten oder gar nicht in der Öffentlichkeit zu sehen waren. 

Mit dem Titel Quo Vadis, Mater? nimmt die Schau Bezug sowohl auf einen Werktitel  der Künstlerin Dora Hitz, als auch auf das sich wandelnde Bild der Frau zur Jahrhundertwende. Von der klassischen Rolle der Frau als Mutter und Salondame entwickelt sie sich zur selbstbewussten Teilnehmerin am öffentlichen Leben der Berliner Gesellschaft.

Die Ausstellung illustriert in ihrer Gesamtheit ein wichtiges Stück Zeitgeschichte und trägt zugleich zum Verständnis der Rolle der Frauen und ihren Emanzipationsbestrebungen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert bei. Sie würdigt das kulturelle Engagement des Lyceum-Clubs von 1905 bis 1933 sowie die künstlerische Arbeit seiner Mitglieder.

Das Verborgene Museum ist die weltweit einzige Einrichtung, die sich programmatisch um die öffentliche Präsentation und wissenschaftliche Aufarbeitung der Lebenswerke von Künstlerinnen kümmert, die aus unterschiedlichsten Gründen in Vergessenheit geraten sind.  Seit seiner Gründung 1986 hat das Verborgene Museum durch Ausstellungen und Publikationen bereits die Lebenswerke von ca. 100 Künstlerinnen vorgestellt.

Ort: Das Verborgene Museum e.V., Schlüterstr. 70, 10625 Berlin, www.dasverborgenemuseum.de
Zeitraum: 23. April – 26. Juli 2015, Eröffnung: 22. April 2015
Kuratorin: Dorothea Schöne, Leiterin des Kunsthaus Dahlem in Berlin
Veranstalter: Internationaler Lyceum-Club Berlin e.V.
Gefördert durch die AKB-Stiftung, Einbeck. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen und einem Textbeitrag in Deutsch, Englisch und Französisch.

(Quelle: Pressemitteilung)

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