Modernes Berlin der Kaiserzeit & Die Zwanziger Jahre in Berlin
Mittwoch, 18. April 2018
Berlinführer in neuen Auflagen
Die Wegweiser von Michael Bienert und Elke Linda Buchholz durch das Berlin der Kaiserzeit (4. Auflage) und das Berlin der Zwanziger Jahre (8. Auflage) sind echte Longseller, was sicher auch daran liegt, dass sie von Auflage zu Auflage gründlich durchgesehen, aktualisiert und verbessert werden. Inzwischen sind auch etliche Farbfotos hinzugekommen, die in den ersten Auflagen fehlten. Jetzt sind die neuesten Nachauflagen aus der Druckerei eingetroffen. Modernes Berlin der Kaiserzeit und Die Zwanziger Jahre in Berlin erscheinen weiterhin im Berlin Story Verlag, sind über den gesamten Buchhandel zu beziehen und kosten unverändert (!) 19,95 pro Exemplar.
Freitag, 9. März 2018
Berlin in der Grafik der Zwanziger Jahre - die Sammlung Sachse im Lindenau-Museum Altenburg
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Paul Paeschke, Potsdamer Platz (um 1919) |
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Hans Gabriel, Spree mit Stadtbahnbögen |
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Ernst Oppler, Boxkampf im Sportpalast (1920) |
Aus der Sammlung Volker Sachse
Lindenau-Museum Altenburg
Geöffnet täglich außer montags 12-18 Uhr,
am Wochenende 10-18 Uhr.
Bis 10. Juni 2018
www.lindenau-museum.de
Mittwoch, 31. Januar 2018
Persönliche Gegenstände des Theaterregisseurs Max Reinhardt kehren nach Berlin zurück
Einen Kleinlaster voller Dokumente und persönlicher Gegenstände aus dem privaten Nachlass Max Reinhardts hat das Stadtmuseum Berlin erworben, zu welchem Preis, darüber wurde Stillschweigen vereinbart. Ein paar Stücke aus der Erwerbung wurden heute am Rand des Jahrespressekonferenz des Stadtmuseums gezeigt: eine offenbar viel benutzte Reisetasche des alle überragenden Berliner Theaterregisseurs des frühen 20. Jahrhunderts, ein von ihm selbst entworfenes Siegel, eine Krawattennadel und ein Zeitungsetui, Theaterzettel und das „Time“-Magazin mit dem Konterfei des vor den Nazis ins Exil geflohenen Theatermannes auf dem Titel. Der umfangreiche Bestand wird nun erschlossen und soll danach in der digitalen Sammlungspräsentation des Stadtmuseums recherchierbar sein. Das Stadtmuseum verfügt ohnehin über eine riesige theaterhistorische Sammlung, die Gegenstände aus den Besitz Max Reinhardts ergänzen sie um Objekte mit einer ganz persönlichen Aura.
Freitag, 26. Januar 2018
Die Berliner Secession nach der Revolution
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Das 1921 zum Theater am Kurfürstendamm umgewidmete Secessionsgebäude am Kurfürstendamm 208/209. Was noch davon da ist, wird 2018 komplett abgerissen. |
In der Kunst- und Kulturgeschichtsschreibung der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg spielt die Secession daher nur eine Nebenrolle. In ihrem Buch Die Berliner Secession 1899-1937 verändert Anke Matelowki diese vertraute Perspektive auf den Gegenstand: Vier Fünftel des Buches widmen sich der Zeit zwischen dem Überlebenskampf der Secession nach dem Ersten Weltkrieg bis zum sang- und klanglosen Verschwinden aus dem NS-Kulturbetrieb nach der letzten dokumentierten Ausstellung im Jahr 1936.
Die Secession stand in dieser Zeit nicht länger in lebendiger Opposition zu einer herrschenden Kunstrichtung, blieb aber ein lebendiger Interessenverband und ein Ausstellungsforum für fast alle modernen Kunstströmungen der Zeit. So waren Otto Dix und George Grosz in den Secessionsausstellungen vertreten, Bildhauerinnen wie Renée Sintenis und Milly Steeger, viele jüdische Künstler, aber eben auch die späteren Nazi-Staatsbildhauer Arno Breker und Josef Thorak.
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Eröffnung der Frühjahrsausstellung 1928 |
Der Schweizer Nimbus-Verlag hat ein schönes Kunstbuch aus diesem Werk der kunst- und kulturwissenschaftlichen Grundlagenforschung gemacht, das auch einen gewichtigen Beitrag zur Berlin-Forschung darstellt.
Anke Matelowski
Die Berliner Secession 1899-1937
Chronik, Kontext, Schicksal
Wädenswil 2017
680 Seiten, 68 Euro
ISBN 978-3-03850-033-9
Weitere Infos
Samstag, 23. Dezember 2017
Fritz Ascher - Wiederentdeckung eines Malers
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Die Ausstellung läuft bis zum 11. 3. 2018 in der Villa Oppenheim. |
Freitag, 22. Dezember 2017
Benjamin und Brecht - Denken in Extremen - Ausstellung in der Akademie der Künste
Noch bis 28. Januar 2018 zeigt die Akademie der Künste ihre große Ausstellung Benjamin und Brecht - Denken in Extremen, die aus dem Vollen schöpfen kann, immerhin gehören die umfangreichen Werkarchive des Kritikers und des Dichters zu ihrem Bestand. Zwischen beiden Intellektuellen hat es nicht gleich gefunkt. Als eine gemeinsame Freundin, die Kommunistin Asja Lacis, sie 1924 in Berlin zusammenbrachte, kam kein konstruktiver Dialog in Gang. Das änderte sich etwa 1929, vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und des Aufstiegs der Nationalsozialisten: Brecht und Benjamin reagierten darauf mit einer verstärkten Orientierung an der marxistischen Gesellschaftstheorie. Sie teilten die Hoffnung auf die Arbeiterklasse als historischer Macht, stark genug, die Herrschaft des Bürgertums zu beenden und dem Faschismus paroli zu bieten. Es gab Pläne für eine Lesegemeinschaft gegen Heidegger und eine Zeitschrift mit dem Namen Krisis und Kritik; sie sollte eingreifendes Denken lehren. Brecht und Benjamin flohen vor den Nazis und setzten ihr Gespräch fort, brieflich und während Benjamins drei Aufenthalten in Brechts dänischem Exil. Fotos zeigen sie im Garten des Brechtschen Häuschens in Svendborg beim Schachspiel: Brecht war der aggressivere Spieler, Benjamin der bedächtig-defensive. Meistens gewann Brecht. Dass beide den Temperamentsunterschied und den Widerspruch des Gegenübers suchten, spricht für ihre Größe. Die Ausstellung arbeitet mit sorgfältig ausgesuchten Dokumenten und einer exzellenten Betextung (für die Typografie zeichnet Friedrich Forssmann verantwortlich) die Gegensätze heraus: Brecht konnte mit Benjamins Aura-Theorie sowenig anfangen wie mit dessen Begeisterung für Baudelaire. Brecht warnte Benjamin, sich zu sehr in Abhängigkeit vom Institut für Sozialforschung Adornos und Horkheimers zu begeben, jene sahen den Einfluss Brechts auf Benjamin als verhängnisvoll an. Beide teilten die Faszination durch Kafkas Schriften, kamen aber zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen seiner Bedeutung. Beide sahen sich durch den Rundfunk und die technische Reproduzierbarkeit von Kunst herausgefordert, waren auf der Suche nach einer neuen, zeitgemäßen Kunst und den richtigen Begriffen dafür. Gemeinsam arbeiteten sie am Plot für einen Kriminalroman. Als Brecht 1941 vom Tod des schwierigen Freundes erfuhr, der sich bei der Flucht über die Pyrenäen das Leben genommen hatte, was der Dichter erschüttert; mehrere Gedichte zeugen davon. "Neuer Gedanken Heraufkunft und neuer Schwierigkeiten", das allein hätte ihn doch im Leben halten müssen, ruft Brecht dem verlorenen Gesprächspartner nach. Um die Zeugnisse ihres Dialogs legt sich in der Ausstellung der Akademie ein Kranz von Arbeiten jüngerer Künstler - so hat Stefan Thiemann den Kriminalroman der beiden Meisterdenker als Graphic Novel in Holz geschnitten und Alexander Kluge eine Videocollage beigesteuert; für ihn sind Benjamin und Brecht "Steuerungsengel im Dickicht des 21. Jahrhundert" geblieben. Infos zur Ausstellung
Freitag, 17. November 2017
Berlin Babylon - wie es wirklich war
Die Fernsehserie Berlin Babylon hat das Interesse am Berlin der Weimarer Republik neu befeuert, mit der Kleinen Zeitung hat Michael Bienert darüber gesprochen, wie wenig golden Berlin damals wirklich war:
http://www.text-der-stadt.de/KlZ_Okt_2017.jpg
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Sonntag, 29. Oktober 2017
Yolla Niclas und Alfred Döblin
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Bauarbeiter in Berlin, um 1930 Foto: Yolla Niclas (aus dem besprochenen Band) |
Am 24. Februar 1900 wurde Charlotte Niclas in Berlin als Tochter eines jüdischen Kaufmanns geboren, mit 20 lernte sie auf einem Ball den mehr als doppelt so alten verheirateten Arzt und Dichter Alfred Döblin kennen: der Anfang einer für beide ebenso beglückenden wie schmerzhaften Beziehung, da es für Döblin unmöglich war, sich von seiner Frau und den Kindern zu trennen, trotz der seelischen Übereinstimmung, die er im Zusammensein mit der jüngeren Freundin empfand. Etwa um dieselbe Zeit schloss Niclas eine Ausbildung zur Fotografin beim Lette-Verein ab und arbeitete zunächst als Standfotografin beim Film für den innovativen Kameramann Karl Freund. Bald machte sie sich in Berlin selbständig und fand Anerkennung als Porträt- und Werbefotografin. So stellte die Zeitschrift Gebrauchsgrafik ihre Arbeit 1932 auf sechs Seiten vor, und auch im Pariser Exil konnte Niclas bis zum Einmarsch der Deutschen ihren Lebensunterhalt als Fotografin verdienen. Niclas´ Fotos von Berliner und Pariser Alltags- und Straßenszenen lassen ein Interesse am städtischen Alltag erkennen, das sie mit Döblin teilte. Leider ging ihr gesamtes fotgrafisches Frühwerk im Zweiten Weltkrieg fast vollständig verloren, ebenso wie zahllose Briefe, die ihr Döblin geschrieben hat.
Aus dem besetzten Frankreich gelang Yolla Niclas, inzwischen mit einem aus Deutschland geflohenen jüdischen Rechtsanwalt verheiratet, die Flucht in die USA, wo sie ihrer großen Liebe wiederbegegnete. Nach großen Startschwierigkeiten konnte sie in der USA bald wieder als Fotografin reüssieren, empfohlen von dem berühmten Alfred Stieglitz, der ihr Werk als "all fresh and her own" lobte. Niclas´ letzte großen Arbeiten waren Kinderbücher mit anspruchsvollen Fotoerzählungen; sie starb 1977, zwanzig Jahre nach Döblin.
Köhns Publikation in der Reihe "Fotofalle" ist für Döblin-Liebhaber und -Forscher schon deshalb ein Muss, weil hier erstmals Niclas´ eigene Erinnerungen an ihre Freundschaft mit Döblin in Gänze nachzulesen sind; sie hatte das Manuskript noch zu Lebzeiten dem Deutschen Literaturarchiv anvertraut und bis 2005 gesperrt. Der Herausgeber Eckhardt Köhn zieht in seinem detektivischen Essay weitere Quellen und Werke Döblins heran, um dieser unauflösbaren Liebesbeziehung auf die Spur zu kommen. Das Gefühl seelischer Verbundenheit hat den Dichter in seiner naturphilosophischen Annahme bestärkt, es existiere eine geheime Einheit der beseelten Natur; ähnlich hat Yolla Niclas selbst ihre Bindung an Döblin über den Tod hinaus interpretiert. In seinem letzten Brief verabschiedete Döblin sich von ihr mit den Worten: "Ich eine kleine Wolke am Himmel."
Eckhardt Köhn (Hg.)
Yolla Niclas und Alfred Döblin
Fotofalle 3, 140 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Edition Luchs, Lautertal 2017, 24 Euro
ISBN 978-3-00-057707-9
Bestellbar über:
Edition Luchs
An der Teichmühle 15
36369 Lautertal
edition.luchs@gmx.de
Donnerstag, 26. Oktober 2017
Döblins Pankow
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In der ehemaligen Irrenanstalt in Buch hat Alfred Döblin als junger Assistenzarzt gearbeitet. Foto aus DÖBLINS BERLIN. |
Hönicke: Herr Bienert, wo hat Sie Döblin hingeführt?
Bienert: Döblin war vor allem „Ostler“, so nannte er sich einmal selbst. Er kannte das ansässige Arbeitermilieu im Ostteil der Stadt aus erster Hand und hat es präzise und unideologisch mit allen Widersprüchen beschrieben, etwa in seinem großen Revolutionsroman „November 1918“. Sein Lebensmittelpunkt war lange die Gegend um die Frankfurter Allee. Aber natürlich verschlug es ihn auch über die Bezirksgrenzen, nach Lichtenberg, Kreuzberg und auch ins heutige Pankow.
Hönicke: Ein Kapitel haben Sie seiner Arbeit in Buch im heutigen Bezirk Pankow gewidmet. Welche Rolle spielt die kurze Episode in seinem Leben und seinem Werk?
Bienert: Eine durchaus wichtige. Er hat von 1906 bis 1908 als junger Assistenzarzt in der Städtischen Irrenanstalt in Buch (siehe Fotos) gearbeitet, dort lernte er auch die Pflegerin Frieda Kunke kennen; aus dem Verhältnis ging Döblins unehelicher Sohn Bodo hervor. Später hat er Buch durch „Berlin Alexanderplatz“ zum Schauplatz von Weltliteratur gemacht. Seine alltäglichen Erlebnisse bilden die Grundierung für das große Finale des Romans, für Franz Biberkopfs Ringen mit dem Tod im sogenannten „Festen Haus“ in Buch. In dem wurden psychisch gestörte Kriminelle von den anderen Patienten getrennt untergebracht. Das ist auch deswegen spannend, weil das Haus bis heute dieselbe Funktion hat, obwohl der Rest der Anlage in der Nazizeit zu einer normalen Klinik umgewandelt wurde. Dafür wurde die Mehrzahl der Insassen verschleppt und ermordet.
Hönicke: Welche Orte in Pankow sind noch von Relevanz für Döblins Berlin?
Bienert: In „Berlin Alexanderplatz“ taucht das Obdachlosenasyl Fröbelstraße in Prenzlauer Berg auf, in dem sich heute das Krankenhaus befindet. Ob Döblin je selbst dort war, ist unklar, aber er muss mit Leuten zu tun gehabt haben, die das Asyl kannten. Seine Beschreibungen sind sehr detailliert und kenntnisreich. Der frühere Zentralviehhof im südlichen Zipfel von Prenzlauer Berg wurde durch „Berlin Alexanderplatz“ ebenfalls weltberühmt. Der gehörte quasi zur Nachbarschaft seiner Wohnung in der Frankfurter Allee. Und auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee sind Döblins Mutter und seine Schwester begraben.
Hinweis: Am 7. Dezember liest Michael Bienert um 20 Uhr in der Buchhandlung Chaiselongue in der Dietzgenstraße 68 (Niederschönhauen) aus seinem Buch (Verlag für Berlin-Brandenburg, 192 Seiten, 200 Abb., 25 Euro). Autor und Verlag sind übrigens auch in Pankow ansässig.
Samstag, 7. Oktober 2017
DÖBLINS BERLIN - ab sofort im Handel!
Das neue Buch von Michael Bienert ist aus der Druckerei gekommen und so schön geworden wie KÄSTNERS BERLIN und E. T. A. HOFFMANNS BERLIN. Das Triple ist also gelungen und von Autor und Verleger begossen worden. Bis Weihnachten sind sechs Lesungen in Berlin geplant, weitere Veranstaltungen in Vorbereitung.
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