Sonntag, 26. Juni 2016

In Zilles Fußstapfen - der Fotograf Gottfried Schenk

Hinterhof im ehemaligen Zillemilieu
Foto: Gottfried Schenk
Ab dem 6. Juli 2016 präsentiert das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf die Sonderausstellung „Auf den Spuren von Heinrich Zille. Kiezfotografien 1976 – 1984 von Gottfried Schenk“ im Kabinett der Villa Oppenheim. Damit rückt das Museum den in der Kaiserzeit errichteten Charlottenburger Klausenerplatz-Kiez in den Fokus. „Auf den Spuren von Heinrich Zille“, der hier 37 Jahre lang wohnte und seine berühmten „Milljöh“-Studien schuf, wandelte 1976 bis 1984 der Fotograf Gottfried Schenk. Er dokumentierte als Mitglied einer Mieterinitiative die Aktivitäten der Kiezbewohnerinnen und Bewohner sowie die morbide Schönheit verfallender Gründerzeitbauten. Seine Fotografien spüren Ansichten und Szenen aus einem traditionellen Arbeiterkiez auf und fangen die verbliebenen Spuren des alten Zille-Milieus ein. Sonderausstellung bis 8. Januar 2017 Weitere Informationen

Mittwoch, 8. Juni 2016

So schön ist Harakiri - Wiedereröffnung des Georg-Kolbe-Museums mit dem Hanako-Zyklus von Rodin

Hanako-Porträts von Auguste Rodin
Fotos: Michael Bienert
Von Michael Bienert - Sie war eine Sensation in der Berliner Kaiserpassage, Friedrichstraße Ecke Unter den Linden. „Madame Hanako wird erdolcht und kann nun mit allen Finessen zeigen, wie große japanische Künstlerinnen auf der Bühne zu sterben verstehen. Unsagbar realistisch und doch wahrhaft ergreifend, mit grausamer Eindringlichkeit nach der Natur gezeichnet“, schwärmte 1908 die „Sport im Bild“. Japans größte Tragödin lockte die Touristen an, im Passage-Theater, das unter einem Dach mit Nippesläden, exotischen Völkerschauen, Panoptikum und Kaiserpanorama residierte. 
Was die Berliner für authentische, weil reichlich fremdartige Schauspielkunst hielten, war tatsächlich ein interkulturelles Missverständnis: Im japanischen Kabuki-Theater wurden Hanakos Paraderollen üblicherweise von Männern gespielt. Insbesondere das Harakiri, der rituelle Selbstmord durch Bauchaufschneiden, war traditionell der obersten Schicht der Samurai-Krieger vorbehalten. Japanische Theaterleute mochten sich eine Frau in so einer Rolle gar nicht erst vorstellen. Nur in Europa und Amerika wurde die puppenhafte Hanako um 1910 zum Star. Sie gehörte zur Riege der Tänzerinnen, die schon vor dem Ersten Weltkrieg ihre von Korsetts und Konventionen befreiten Körper auf den westlichen Bühnen präsentierten. Jetzt bekommt die kleine Tänzerin noch einmal einen großen Auftritt in Berlin. In der Ausstellung „Auguste Rodin und Madame Hanako“ zur Wiedereröffnung des Georg-Kolbe-Museums. Weiterlesen im TAGESSPIEGEL

Mittwoch, 1. Juni 2016

Berliner Gedenktafel für die erste Medizinprofessorin in Preußen: Rahel Hirsch

Quelle: Wikimedia
Der Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, Tim Renner, enthüllt am Donnerstag, dem 2. Juni 2016, um 17.00 Uhr am Haus Kurfürstendamm 220 eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Medizinerin Rahel Hirsch (1870 – 1953) . Sie war die erste Medizinprofessorin in Preußen, eine couragierte Ärztin und Wissenschaftlerin, der es gelang, in einem männlich dominierten Umfeld, wissenschaftlich Karriere zu machen und ihre Position zu verteidigen. Sie wuchs in einem intellektuellen, jüdisch orthodox geprägten Elternhaus auf und schlug zunächst die pädagogische Laufbahn ein. Nach einer zehnjährigen Tätigkeit als Pädagogin nahm sie 1898 ihr Medizinstudium in Zürich auf. Nach Abschluss der Promotion in Straßburg ging sie 1903 nach Berlin an die Charité. Ihre anerkennenswerten wissenschaftlichen Leistungen führten dazu, dass ihr 1913 als erste Medizinerin in Preußen der Professorentitel verliehen wurde. Rahel Hirsch gehört zu den Vorreiterinnen für berufliche Selbstbestimmung und Emanzipation. Als Jüdin von den Nazis verfolgt, floh sie 1938 nach London, wo sie vereinsamt starb.

Der Architekt Jean Krämer: Eine Monografie und eine Veranstaltung am 3. Juni 2016

Straßenbahndepot Nordend
Wer sich mit der Architektur der Zwanziger Jahre in Berlin befasst, kommt an Jean Krämers Bauten nicht vorbei. Doch über den Baumeister vieler Depots, Werkswohnungen und Verwaltungsgebäude für die Berliner Straßenbahn war bisher wenig bekannt. Wer weiß schon, dass der Verkehrsturm am Potsdamer Platz, eine Ikone des damaligen Berlin, von Jean Krämer entworfen wurde? Ehe er sich als Architekt selbständig machte, leitete er von 1908 bis 1918 das Büro seines Lehrers, des AEG-Designers und Architekten Peter Behrens. Diese Keimzelle der Moderne wird in einem neuen Buch mit bisher unbekannten Dokumenten der in Australien lebenden Tochter Jean Krämers beleuchtet. Krämers umfangreiches eigenständiger Beitrag zur modernen Architektur wird erstmals in einem Werkkatalog erfasst. "Krämers Architektur ist aus heutiger Perspektive relevant, denn er wollte eine andere, phantasievollere Moderne, die die Vielschichtigkeit der historischen Stadt nicht verleugnet. Er schuf Bauwerke mit einem individuellen Ausdruck, die auf den städtischen Kontext reagieren. Wie Peter Behrens war er ein umfassender Gestalter auch von Möbelentwürfen und Schrifttypen bis zu ganzen städtebaulichen Anlagen. Da er auch dekorative und spielerische Lösungen suchte, die nicht in den Kanon der puristischen Bauhaus-Moderne passten, wurde er von der Architekturgeschichtsschreibung bisher übergangen", heißt es in der Ankündigung der Monografie,  die am 3. Juni 2016 vorgestellt wird. Sie findet anlässlich des Besuchs der Tochter von Jean Krämer in Berlin im Bücherbogen am Savignyplatz statt. Inge Fernando (Tochter Jean Krämers), Karen Grunow (Kunsthistorikerin und Journalistin) und Carsten Krohn (Architekt, Architekturhistoriker und Fotograf) sprechen über Leben und Werk des Architekten. Die Moderation des Abends übernimmt Jan Dimog (Reporter und Redakteur).

3. Juni 2016, 19:30 Uhr
Bücherbogen am Savignyplatz
Stadtbahnbogen 593
S-Bahn Savignyplatz

Stanford Anderson / Karen Grunow / Carsten Krohn
Jean Krämer | Architekt – und das Atelier von Peter Behrens
Weimarer Verlagsgesellschaft, Weimar 2016
240 S., 313 teilweise farbige Abbildungen, geb. 49,00 Euro