Dienstag, 24. Juni 2014

Neues Weltkulturerbe in Rotterdam: die Van Nelle Fabriek

Foto: Rotterdam Partners
Das Komitee des UNESCO-Weltkulturerbes hat am Wochenende die Van Nelle Fabriek mit dem Status „Weltkulturerbe“ ausgezeichnet, eine ehemalige Kaffee-, Tee und Tabakfabrik, die zwischen 1925 und 1931 erbaut wurde. Bereits kurze Zeit nach dem sie entworfen und erbaut wurde, beschrieben prominente Architekten die Rotterdamer Fabrik als „den schönsten Anblick der modernen Zeit“ (Le Corbusier, 1932) und „ein Gedicht aus Stahl und Glas“ (Robertsen und Yerbury, 1930). Der Bauherr, Kees van der Leeuw, sowie die Architekten Johannes Brinkmann und Leendert van der Vlugt hatten sich als Ziel gesetzt, die „ideale Fabrik“ zu entwerfen: funktional, gut aussehend und offen. Natürliches Licht wurde verwendet, um ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen.

Foto: Rotterdam Partners
Nach dem Produktionsstop im Jahr 1955 suchten die damalige Besitzerin der Fabrik, Sara Lee, und die Gemeinde nach einer neuen Möglichkeit, den Komplex weiterhin zu nutzen. Der Verkauf an die „CV Van Nelle Designfabrik“ führte zur Entwicklung einer neuen „Van Nelle Gemeinde“. Direktor Roger Meertens erklärt: „So wie es vorher war, ist die aktuelle „Van Nellefabriek“ ein inspirierendes Arbeitsumfeld, an dem mehr als 80 Unternehmen die schönsten Dinge des täglichen Lebens entwickeln und an dem alle Arten von nationalen und internationalen Veranstaltungen inszeniert werden.“ Die erfolgreiche Sanierung der Fabrik wurde zwischen 1999 und 2006 vorgenommen, unter der Leitung des Bauherrs Volker Wessels. Wessel de Jonge fungierte als koordinierender Architekt. (Quelle: Pressemitteilung NBTC)

Weitere Informationen: http://vannellefabriek.com/

Baden wie in den Zwanzigern

Die Bademeister im Strandbad Wannsee sollen künftig neue Uniformen - Matrosenmütze, weiße Hose, Baumwollpulli - im Stil der Zwanziger Jahre tragen, meldet heute der TAGESSPIEGEL. Nach der Sanierung der Gebäude sollen auch Beschriftungen und Möblierung dem Denkmalcharakter der Anlage angepasst werden.

Montag, 16. Juni 2014

Haus des Rundfunks - online


Die Kinderkonzerte des rbb-Kulturradios bieten nicht nur die Gelegenheit, ins Foyer und den Großen Sendesaal des 1931 eröffneten Rundfunkhauses von Hans Polzig hineinzukommen, es werden vorab  auch kleinere Säle geöffnet, in denen die Musiker ihre Instrumente präsentieren. Vorbildlich ist die Website über das grandiose Gebäude, die der Sender mit zahlreichen Tondokumenten ins Netz gestellt hat.

Seelenaufschlitzer - Oskar Kokoschka in Wolfsburg

Von Elke Linda Buchholz - „Der Sessel, auf dem Karl Kraus für dieses Porträt gesessen, ist nach der letzten Sitzung auseinandergefallen“, pinselte Oskar Kokoschka am 7. Februar 1925 auf die Rückseite der Leinwand. Hatte der Wiener Satiriker und Schriftsteller während der Modellsitzungen so nervös herumgehampelt? Kokoschkas Bildnis räumt der ungelenk ausfahrenden Gestik fast die Hälfte des breiten Bildformats ein. Nicht nur die mit lila Pinselstrichen akzentuierte Gesichtslandschaft, sondern auch der Körper wird hier zur Bühne des Selbst.
Immer wieder ziehen in Kokoschkas Bildnissen die Hände die Aufmerksamkeit auf sich. Sie verkrampfen sich, spreizen die Finger, formen kryptische Zeichen und stehlen den Gesichtern gerade bei den frühen Arbeiten fast die Schau.
Das will etwas heißen. Denn auch in den Physiognomien ballte der junge Kokoschka angefeuert vom Erlebnis van Goghs eine immense Ausdrucksenergie. Ob das Resultat dem Dargestellten ähnelte, war dem Maler zweitrangig. Nicht jeder Auftraggeber konnte sich damit abfinden. Aber der Schriftsteller Walter Hasenclever meinte, er bemühe sich täglich, seinem Bildnis ähnlicher zu werden. Rund 55 Gemälde und 140 Papierarbeiten versammelt das Kunstmuseum Wolfsburg zu einer Kokoschka-Retrospektive... Weiterlesen auf tagesspiegel.de

Sonntag, 8. Juni 2014

Holtzendorffgaragen - Zerstörung eines Baudenkmals

Quelle: Staatsarchiv Freiburg
Sammlung Willy Pragher
Quelle: Wikimedia
Den Kant-Garagen droht weiter der Abriss, noch schlimmer steht es um die ehemaligen Holtzendorffgaragen am Kracauerplatz. Ein Foto aus dem Staatsarchiv Freiburg öffnet die Augen, was für eine schicke Ecke das mal war. Nur ein trauriger Rest der Tankstelle von 1929 steht noch, das Areal gammelt vor sich hin. Mehr in der Berliner Woche und im Tagesspiegel.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Der Weltkrieg auf dem Nachttisch

Gasmaske aus dem Ersten Weltkrieg
Quelle: Europeana 1914-1918
Die Gesellschaften der Zwanziger Jahre waren traumatisiert von der Erfahrung des Ersten Weltkrieges. Zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs ist eine Flut von Neuerscheinungen zum Thema auf den Markt gekommen. Michael Bienert hat einige davon unter die Lupe genommen.

Der Erste Weltkrieg hat viele literarischer Talente ausradiert und reichlich mediokre Autoren hervorgebracht. Einer war mein Urgroßvater. In einem Erinnerungsbuch von Frontkämpfern hat er hinterlassen, wie er sich vor Verdun das Eiserne Kreuz verdiente. Als Zugführer eroberte er eine französische Stellung und schaffte es, sie im Nahkampf mit Senegalesen stundenlang zu halten. Die meisten Kameraden überlebten das Gemetzel nicht, dennoch schließt Opas Bericht mit den Worten: „Die Stimmung war trotz allem dem Erlebten die Beste geblieben.“
Das Frontkämpferbuch erschien 1936, es sollte die Jugend auf kommende Heldentaten einstimmen und trägt eine handschriftliche Widmung an den Sohn, also meinen Großvater, der im Zweiten Weltkrieg gen Frankreich zog. Dieses Familienerbstück, eine meiner Kindheitslektüren während langer Nachmittage unter Omas Obhut, ist ein Fremdling zwischen meinen Büchern. Deshalb vermüffelte das Buch jahrelang neben alten Schallplatten im Keller, genau wie das 1930 in Stuttgart erschienene, mehrere Kilo schwere Bayernbuch vom Weltkriege. Aber so ein illustriertes Prachtwerk kann man doch nicht einfach auf den Kehrichthaufen der Geschichte werfen!
Nun haben es die alten Weltkriegsbücher wieder auf meinen Schreibtisch geschafft, denn die 100. Wiederkehr des Kriegsbeginns rollt unerbittlich wie ein Panzer auf uns Kulturjournalisten zu. Pünktlich zum Jahresbeginn begannen alle Medien aus vollen Rohren zu feuern. Und die Strategen in den Buchverlagen haben pünktlich schwerste Geschütze aufgefahren: Neue Bücher zum Thema Weltkrieg signalisieren Bedeutsamkeit meist durch stattliche Seitenzahlen plus Papiergewicht.

Wassily Kandinsky im Bauhaus-Archiv

Die Lehre von Wassily Kandinsky (1866-1944) am Bauhaus steht im Zentrum einer Ausstellung, die vom 25. Juni bis 8. September 2014 im Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung zu sehen ist. Erstmals werden Unterrichtsmanuskripte und -materialien des berühmten Bauhaus-Lehrers aus den Archiven des Centre Pompidou (Paris) und dem Getty Research Institute (Los Angeles) gemeinsam gezeigt und zusammen mit einer Auswahl an Praxisübungen und Mitschriften seiner Bauhaus-Schüler aus den Beständen des Bauhaus-Archivs Berlin und der Stiftung Bauhaus Dessau präsentiert. „Wassily Kandinsky – Lehrer am Bauhaus“ stellt so Kandinskys Unterricht in der Werkstatt für Wandmalerei, der Grund- und Hauptlehre sowie der Freien Malklasse des Bauhauses anschaulich dar. Wassily Kandinsky ist ein Pionier der abstrakten Malerei. In seiner beinahe elf Jahre andauernden Tätigkeit am Bauhaus entwickelte er seine kunsttheoretischen Ideen weiter und lehrte sie im Unterricht. Kandinskys Schriften sind neben elf seiner Zeichnungen und Aquarelle aus der Zeit am Bauhaus in der Ausstellung ebenso zu sehen wie jeweils ein Werk seiner Bauhaus-Kollegen László Moholy-Nagy, Georg Muche, Lyonel Feininger und Paul Klee. Die Ausstellung „Wassily Kandinsky – Lehrer am Bauhaus“ basiert auf einem Forschungsprojekt der Société Kandinsky und wird von der Kunsthistorikerin Dr. Angelika Weißbach kuratiert. Begleitend erscheint ein 195-seitiger Katalog mit rund 200 Abbildungen, der von Prof. Dr. Magdalena Droste für das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung herausgegeben wird (Quelle: Bauhaus-Archiv/Pressemitteilung).