Donnerstag, 27. Dezember 2012

Bunter, umfangreicher, aktueller: Die 4. Auflage des Standardwerks DIE ZWANZIGER JAHRE IN BERLIN

Neu geschrieben, neu gestaltet:
Doppelseite über die Weiße Stadt
im Weltkulturerbe-Guide

Die 4. Auflage des Standardwerks und Wegweisers durch die Stadt ist seit Anfang November lieferbar! Die Autoren Michael Bienert und Elke Linda Buchholz haben nicht bloß aktualisiert, sondern kräftig an- und umgebaut: Die UNESCO-Welterbesiedlungen stellen sie ausführlich in einem ganz neuen Kapitel vor, neben anderen Baudenkmalen, die wieder in der ursprünglichen Farbigkeit erstrahlen. Das Buch hat zahlreiche neue Abbildungen bekommen, davon allein 60 in Farbe! Weitere Infos

Michael Bienert / Elke Linda Buchholz
DIE ZWANZIGER JAHRE IN BERLIN 
Ein Wegweiser durch die Stadt 

304 Seiten, 250 Abbildungen, 12,5 x 20,5 cm, Broschur

JETZT LIEFERBAR:
6. erweiterte und aktualisierte Auflage,
Berlin Story Verlag 2015,
Preis 19,95 €

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Der Lesesaal der Staatsbibliothek, ein Fieberparadies

Der alte Lesesaal
(1914-1944)
Der Kuppellesesaal der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin war ein magischer Ort zwischen den Weltkriegen. „Brennpunkt der Ellipse, die mich hier bannt“, schrieb 1928 Walter Benjamin, einer der Stammkunden, der die Bibliothekare mit ellenlangen Listen fehlender Bücher auf Trab brachte. „Staatsbibliothek, Kaschemme / Resultatverließ, / Satzbordell, Maremme,/ Fieberparadies“, delirierte Gottfried Benn in einem Gedicht und rühmte das „wunderbare Flackern von einem Buch zum andern“.
Das Pantheon der Leser besaß eine größere Kuppel als der Berliner Dom, darunter waren die Leseplätze in Kreisen um eine leere Mitte angeordnet, jeder durch eine Glasschirmlampe bezeichnet. Denn durch die Rosettenfenster strömte nur dämmriges Licht ins Herzstück des neobarocken Bücherpalastes, mit dem Hofbaumeister Ernst von Ihne in zehnjähriger Bauzeit ein ganzes Straßenkarree an der preußischen Siegesallee füllte. 170 Meter lang, 107 Meter breit: Als der alte Lesesaal in Anwesenheit des Kaisers am 22. März 1914 eingeweiht wurde, war das Berliner Bibliotheksgebäude das größte der Welt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Lesesaal durch eine Fliegerbombe zerstört, wie es dort heute aussieht, lesen und sehen Sie hier.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Das Bauhaus im Bild

Im Bauhaus Dessau wird morgen eine Ausstellung mit unbekannten Fotos aus den Jahren 1925 bis 1931 eröffnet. Der Sammler Thomas Walther hat sie zusammengetragen, mit Hilfe des Bundes, der Kulturstiftung der Länder und des Landes Sachsen-Anhalt wurden die 59 Fotos von 31 Künstlern angekauft. Die Ausstellung kann 24. Februar 2013 besucht werden. Einen Vorbericht des MDR-Fernsehens sehen Sie hier.

Montag, 3. Dezember 2012

Der gelbe Schein: eine Ausstellung über den internationalen Handel mit jüdischen Frauen

Das Foto zeigt Paula Waisman, fotografiert 1925 von der Polizei in Danzig. Kurz nach ihrer Hochzeit in Warschau brannte sie mit einem älteren Geschäftsmann durch, nicht ahnend, dass ihr Liebhaber ein Menschenhändler war. Er hatte bereits einen gefälschten Pass für die junge Frau besorgt und ein Visum nach Mexiko eintragen lassen, als die Polizei ihn schnappte. Im Centrum Judaicum erzählt eine exzellent inszenierte Ausstellung die Geschichte jüdischer Frauen, die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in die Prostitution getrieben wurden und weitab von ihrer Heimat als Sexsklavinnen arbeiten mussten. Oft führte ihr Weg von Osteuropa nach Amerika, wo schon im 19. Jahrhundert eine große Nachfrage nach Frauen für die weißen Siedler im Wilden Westen bestand. Der Ausstellungstitel "Der gelbe Schein" bezieht sich auf ein Ausweispapier von Prostituierten im zaristischen Russland, gegen das auch jüdische Frauen ihre Personalpapiere eintauschten, die nicht in diesem Beruf arbeiteten: Für sie war es fast der einzige Weg, die für Juden reservierten Ghettos und Ansiedlungsrayons zu verlassen und in Städten wie Moskau oder St. Petersburg ihr Glück zu versuchen. Weitere Informationen zur Ausstellung

Dienstag, 27. November 2012

Mord, Totschlag und andere Verbrechen

Das Foto links zeigt den Kriminalkommissar Ernst Engelbrecht, der Anfang der Zwanziger Jahre Razzien in Berliner Unterweltlokalen organisierte und sich verkleiden musste, um von den Ganoven nicht sofort erkannt zu werden. Ein Fundstück aus seinem Buch 15 Jahre Kriminalkommissar (1928), das wir in der Berlin-Sammlung der Zentral- und Landesbibliothek gefunden haben, als wir an unserem Führer Die Zwanziger Jahre in Berlin arbeiteten. Peter Borchardt, der Leiter der Abteilung, ist ein stadtbekannter Krimifan. Am 2. Dezember 2012 stellt er mit seinen Kolleginnen Schätze aus der Sammlung vor. Dazu gibt es eine eigens zusammengestellte Bibliografie, die zeigt, wie reich der Bestand an Berlinkrimis in der ZLB ist. Viele Bücher sind aus Platzgründen normalerweise gesondert aufgestellt und nicht direkt zugänglich. An diesem Sonntagmorgen kann man in allen Krimis blättern. In der Berlinkrimi-Matinee geht es chronologisch von den frühen Kriminalromanen aus dem 19. Jahrhundert über die Kaiserzeit zu den wilden Zwanzigern bis in die Gegenwartsliteratur. „Mord, Totschlag und andere Verbrechen“ ist die vierte und in diesem Jahr letzte Berlin-Matinee des Spezialbereichs Berlin-Studien der ZLB, in denen historische und aktuelle Berlinliteratur im Mittelpunkt steht.

Wann? Sonntag, 02.12.2012, 11.00 Uhr
Wo? Berliner Stadtbibliothek, Breite Straße 30-36, 10178 Berlin

Der Eintritt ist frei, allerdings ist eine Anmeldung erforderlich
unter Telefon 030- 90226-479 oder Mail: zbs@zlb.de

Freitag, 23. November 2012

Buchvorstellung und Hausbesichtigung in der Hufeisensiedlung am Sonntag, dem 25. Dezember 2012, um 11 Uhr

Wann? 25. November 2012 um 11 Uhr
Wo? Info-Station mit Café und Ausstellung in der Hufeisensiedlung, Fritz-Reuter-Allee 44, 12359 Berlin (Nähe U Parchimer Allee).
Was kostet es? Der Eintritt ist frei.



Bett für Feriengäste
in der Hufeisensiedlung.
Foto: Ben Buschfeld
Eintauchen ins Lebensgefühl der "Goldenen Zwanziger" – das kann man in der 1925 bis 1930 von Bruno Taut geplanten Hufeisensiedlung, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.  Im Kopfbau des 350 Meter langen Gebäudezugs, der der Großsiedlung ihren Namen gab, betreibt seit Kurzem der Verein der "Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung" ein Café mit angeschlossener Ausstellung. Dort präsentieren Elke Linda Buchholz und Michael Bienert die erweiterte Neuauflage ihres Buches "Die Zwanziger Jahre in Berlin". Der aktualisierte Wegweiser zu Brennpunkten der politischen und Kulturgeschichte Berlins stellt die Siedlungen der Zwanziger Jahre ausführlich vor, darunter die Hufeisensiedlung – und als Geheimtipp das “Taute Heim”. In dem liebevoll denkmalgerecht wieder hergestellten und komplett im Stile der 1930er Jahre möbliertem Ferienhaus können architekturbegeistere Berlin-Besucher eine kleine Zeitreise unternehmen. Sie erleben die Qualität der viel gepriesenen Innenraumfarben und durchdachten Grundrisse Bruno Tauts. Ab drei Übernachtungen können Architektur- und Designliebhaber das kleine Haus mit Garten und Terrasse mieten. Nach großem Andrang am “Tag des Offenen Denkmals” und viel Lob von Experten und Fachmedien laden die beiden privaten Besitzer, die Landschaftsarchitektin Katrin-Lesser und der Grafik-Designer Ben Buschfeld im Anschluss an die Buchpräsentation zu einer Besichtigung ein. Im Café der Info-Station gibt es Kaffee mit selbstgebackenen Kuchen, eine von Ben Buschfeld gestaltete Ausstellung erzählt die Geschichte der Hufeisensiedlung.

Veranstalter: „Tautes Heim“ und „Berlin Story Verlag“ in Kooperation mit Ticket B und dem „Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung Berlin-Britz e.V.“ 


www.tautes-heim.de
www.hufeisensiedlung.info
www.berlinstory-verlag.de

Montag, 19. November 2012

Der Nachlass der Comedian Harmonists

Foto: Staatsbibliothek PK
Robert Biberti und Harry Frommermann gründeten vor 85 Jahren in Berlin die Comedian Harmonists. Von beiden Musikern besitzt die Staatsbibliothek zu Berlin die Nachlässe, aus denen sie einen Tag lang eine Auswahl besonders interessanter Stücke zeigt. 1927 begann alles mit der Zeitungsannonce Bibertis, durch welche die fünf jungen Sänger und ein Pianist aufeinandertrafen und nach kurzer Probenarbeit mit ihrem unverwechselbaren Gesangsstil im Sturm die Herzen des Berliner Publikums eroberten. Schon bald folgten Konzertgastspiele in Paris, Amsterdam, New York, Kapstadt und Sydney.
Aus diesem Anlass gibt es eine 1-tägige Präsentation in der Staatsbibliothek am
Mittwoch, 5. Dezember 2012
9 - 21 Uhr

Foyer des Hauses Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin

Mehr zum Nachlass der Comedian Harmonists: http://tinyurl.com/8zheklb

Samstag, 17. November 2012

Jean Krämer

Das Wiesbadener Tageblatt erinnert heute an den Architekten Jean Krämer, einen der viel beschäftigten im Berlin der Weimarer Republik. Sein bekanntestes Werk ist der Verkehrsturm am Potsdamer Platz, seinerzeit die erste Ampelanlage in Deutschland. Lesen

Im Juni 2016 ist endlich eine Monografie über Jean Krämer erschienen. Mehr dazu lesen sie hier.

Donnerstag, 15. November 2012

Der "Eiserne Gustav" am Kurfürstendamm

An der Potsdamer Straße errichtete die
Berliner Taxi-Innung dem "Eisernen
Gustav" ein Denkmal. Foto: Bienert
1928 klapperte Gustav Hartmann, genannt der "Eiserne Gustav" mit seiner Droschke von Berlin nach Paris - ein vom Zeitungshaus Ullstein mitfinanziertes Medienereignis, das ihn berühmt machte. Zehn Jahre später erschien Hans Falladas Roman, nach dem Krieg wurde die Geschichte mindestens dreimal verfilmt, nun hat das Theater am Kurfürstendamm eine Theateradaption herausgebracht. Nicht begeistert äußert sich der Kritiker des Tagesspiegels in der heutigen Ausgabe: "Oberflächen-Nostalgie und Dialekt-Seligkeit. Die Inszenierung bietet Touristenfolklore aus dem staubigsten Fundus." Zur Theaterkritik

Montag, 12. November 2012

Vorkämpfer der Ökumene und Völkerverständigung. Ein Vortrag über den Theologen Adolf Deißmann am 21. November 2012

Quelle: Wikimedia
Der Theologe und Philologe Adolf Deißmann war ein Fürsprecher für Aussöhnung und Völkerverständigung zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg. Konrad Raiser gibt in einem Vortrag Einblicke in Le­ben und Wirken Deißmanns, vor allem aber beleuchtet er sein Umfeld, die Hinter­grün­de seiner Arbeit und bezieht Stellung zu Fragen nach der welt­wei­ten Ökumene im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. 75 Jahre nach Deißmanns Tod schärft die Beschäftigung mit Adolf Deißmann das Bewusstsein für die historische Bedeutung dieser durch­aus auch friedensbewegten Zeit, die eng mit der Ökumene verknüpft war. Deißmann engagierte sich in den Vorläu­fer­vereinigungen des Ökumenischen Rats der Kirchen und war 1930/31 Rektor der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Sein Nachlass wird in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) bewahrt und im Internet neu katalogisiert. Der Vortrag wird eingeleitet durch Professor Christoph Markschies, der an der Humboldt-Universität den Lehrstuhl für Ältere Kirchenge­schichte innehat. Im Anschluss wird Frau Dr. Gerlach von der ZLB ein Gespräch moderieren. (Quelle: ZLB)

Mittwoch, 21.11.2012, 19.00 Uhr
Ökumene in den Zwanziger Jahren – Adolf Deißmann und sein Umfeld
Vortrag von Professor Dr. Konrad Raiser
Berlin-Saal der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Breite Str. 36, 10178 Berlin

Montag, 5. November 2012

Tilla Durieux am Deutschen Theater

Die Schauspielerin Tilla Durieux war ein Megastar im Berliner Theater der Zwanziger Jahre. Jetzt verkörpert sie die 88-jährige Inge Keller an der Kammerspielen des Deutschen Theaters in einem neuen Stück von Christoph Hein. Michael Bienert war bei der Uraufführung, hier sein Bericht.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Déjà-vu im Strandbad Wannsee

Foto: Michael Bienert 
ZLB Berlin / Berlin Studien / Postkartensammlung

Für die vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage unseres Buches Die Zwanziger Jahre in Berlin haben wir in der Zentral- und Landesbibliothek nach Fotos gesucht und diese stimmungsvolle Postkarte ausgewählt. Wenige Tage später waren wir im denkmalgerecht renovierten Strandbad Wannsee und hatten ein Déjà-vu-Erlebnis - und zum Glück eine Kamera dabei, um diesen Moment vom Standpunkt des Postkartenfotografen festzuhalten. Genau so ist auch unser Wegweiser ins Berlin der Zwanziger Jahre gedacht, als Findbuch, um sich in der heutigen Stadt zwischen den Zeiten zu bewegen.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Hufeisensiedlung und Tautes Heim: Neue Fernsehbeiträge

Katrin Lesser und Ben Buschfeld
In der Hufeisensiedlung haben der Mediendesigner Ben Buschfeld und die Landschaftsarchitekten Katrin Lesser ein Reihenhaus von Bruno Taut denkmalgerecht saniert und möbliert, seit ein paar Monaten können Architekturenthusiasten das Taute Heim mieten und dort übernachten. Der Sender n-tv hat einen sehr hübschen 5-Minuten-Film darüber produziert, in dem auch seltene Filmaufnahmen der Hufeisensiedlung aus der Bauzeit zu sehen sind. Der Film wird am Samstag, dem 13. Oktober 2012, noch einmal um 8.35 Uhr ausgestrahlt und kann auch online bewundert werden. Ein weiterer Fernsehbeitrag ist in der ARD-Mediathek zu sehen.

Am 25. November 2012 kann das "Taute Heim" besichtigt werden, im Anschluss an die Vorstellung der Neuauflage des Buches "Die Zwanziger Jahre in" Berlin
Mehr Infos


Fotos: Ben Buschfeld / Tautes Heim

Montag, 1. Oktober 2012

Die Manns in Berlin

Kurfürstendamm in den Zwanziger Jahren. Hier haben
Klaus Mann und sein Onkel Heinrich Mann gewohnt.
Foto: ZLB/Berlin-Studien/Postkartensammlung

„Ich war im siebenten Himmel. In Berlin zu sein bedeutete an sich schon ein erregendes Abenteuer! … Die Stadt erschien zugleich erbarmungs-würdig und verführerisch: grau, schäbig, verkommen, aber doch vibrierend von nervöser Vitalität, gleißend glitzernd, hektisch animiert, voll Spannung und Versprechen…Berlin war meine Stadt! Ich wollte bleiben. Aber wie?“, schrieb Klaus Mann über das Berlin der Zwanziger Jahre. Jetzt formiert sich in der Stadt eine Klaus Mann Initiative, die am 18. September mit einem Vortrag von Frank Träger über Klaus Manns Berlin erstmals an die Öffentlichkeit trat. Weitere Veranstaltungen sind geplant. Dem Vater Thomas Mann widmet sich der Berliner Kreis der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, der am 23. Oktober 2012 in der Buchhandlung Der Zauberberg in Berlin-Friedenau offiziell gegründet wird. 
Die Schriftstellerbrüder Thomas und Heinrich Mann gehörten bis 1933 der Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste in Berlin an. Bereits 1891 kam Heinrich Mann als Buchhandelslehrling (beim Verlag von Samuel Fischer) nach Berlin und führte ein ausschweifendes Bohemeleben "unter denen, die das Pflaster des alten Westens beherrschten." 

Kontakt zur Klaus Mann Initiative: 

Frank Träger
turning.point@t-online.de

Donnerstag, 27. September 2012

"Lieber auf Luftlinien balancieren als auf Dogmen sitzen" - Lou Scheper-Berenkamp

Einen umfangreichen Einblick in das facettenreiche Gesamtwerk der Bauhäuslerin Lou Scheper-Berkenkamp (1901-1976) vermittelt das Bauhaus-Archiv Berlin vom 31. Oktober 2012 bis zum 14. Januar 2013 in der Sonderausstellung „Phantastiken. Die Bauhäuslerin Lou Scheper-Berkenkamp“. Das Oeuvre der Schülerin von Johannes Itten, Lyonel Feininger und Paul Klee war bisher noch nie in einer Einzelausstellung zu sehen. Lou Scheper-Berkenkamps Werk lässt sich nicht auf eine einzige Kunstgattung reduzieren. Es umfasst neben Malerei und Zeichnung auch Kinderbücher, literarische Texte, Entwürfe für Oskar Schlemmers Bauhaus-Bühne und die Farbgestaltung von Innenräumen wie zum Beispiel in der Berliner Philharmonie von Hans Scharoun. Ihre freien künstlerischen Arbeiten bewegen sich zwischen Phantasie und Wirklichkeit, Ironie und Melancholie. Der intelligente Wortwitz Lou Scheper-Berkenkamps zeigt sich besonders in ihren bunten „Bilderbriefen“, die als ideensprühende Miniaturen aus Text und Bild ihre Freunde faszinierten und in der Ausstellung einen Eindruck von der Persönlichkeit der Künstlerin geben. Die Ausstellung setzt die Reihe "bauhaus weiblich" fort, in der bereits die Textilgestalterin Benita Koch-Otte vorgestellt wurde. (Quelle: Bauhaus-Archiv)

Montag, 24. September 2012

Rosa-Luxemburg-Steg

Es gibt einige Orte in Berlin, die an die Politikerin und KPD-Mitbegründerin Rosa Luxemburg erinnern, wie den Rosa-Luxemburg-Platz mit den vom Künstler Hans Haacke im Straßenpflaster verstreuten Zitaten oder die Gedenktafel vor ihrem Wohnhaus in Friedenau, Cranachstraße 58. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will zudem morgen die Liechtensteinbrücke "symbolisch" in Rosa-Luxemburg-Steg umbenennen, hier die Einladung:

In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1919 wurde die Leiche
von Rosa Luxemburg aus dem Berliner Landwehrkanal geborgen. Im
Januar 1919 war nach ihrer und Karl Liebknechts Verhaftung,
Folterung und Ermordung ihr lebloser Körper von der
Fußgängerbrücke zwischen Zoo und Tiergarten (Lichtensteinbrücke)
in den Landwehrkanal geworfen worden. Die Brücke ist seit diesem
Tag unmittelbar verbunden mit dem Namen von Rosa Luxemburg.
Am Dienstag, den 25. September 2012, wird
Stadtentwicklungssenator Michael Müller um 11.30 Uhr die Brücke
symbolisch in Rosa-Luxemburg-Steg umbenennen.
Dazu laden wir Sie herzlich ein.
Treffpunkt: Nördliche Seite der Brücke / Zugang von der Lichtensteinallee 

Donnerstag, 13. September 2012

Neuer Webauftritt des Einsteinturms

Der Einsteinturm ist das erste bedeutende Bauwerk des Architekten Erich Mendelsohn, in den Jahren 1919 bis 1924 entworfen und fertiggestellt, eine Ikone der modernen Architektur und der Zwanziger Jahre. Das Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam nutzt ihn noch heute als Sonnenobservatorium, er kann (nur in den Wintermonaten!) besichtigt werden. Alle wichtigen Infos zum Einsteinturm und ein Film mit Innenaufnahmen finden sich jetzt neu geordnet unter dieser Webadresse.

Freitag, 7. September 2012

Glanzzeit der Friedrichstraße

Es gibt kaum noch ein Nachtleben auf der Friedrichstraße. In der Kaiserzeit und den Zwanziger Jahren war das anders, da strömten die Touristen und Einheimische aus der ganzen Stadt in die Amüsierlokale und Theater rund um den Bahnhof Friedrichstraße - nur der Admiralspalast erinnert noch daran. Weibliche und männliche Prostituierte bevölkerten die Straße und später in der Nacht verwandelte sich die Gegend mit "hin und her schaukelnden Droschken und Automobilen in ein einziges saftiges Beilager", so zitiert Harald Neckelmann den Dramatiker Carl Sternheim. Neckelmanns neues Buch ist ein Spaziergang in (ausführlich kommentierten) Fotografien durch die Friedrichstraße, wie sie vor ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg aussah, einmal die 3,3 Kilometer rauf und wieder runter zwischen Halleschem und Oranienburger Tor. Hervorgehoben sind verschwundene Topadressen wie die Kaiserpassage, das Varieté Wintergarten, die Friedrichstraßenpassage (ein Rest davon erlangte als Tacheles neuerlich Berühmtheit). Weniger bekannt ist die Bedeutung der südlichen Friedrichstraße als Filmzentrum der Stummfilmzeit - 575 Filmproduktionsfirmen hat Neckelmann dort gezählt. Die Vorgeschichte der Straße im 18. und 19. Jahrhundert sowie die Nachkriegszeit bleiben ausgespart, dafür prunkt das Buch mit zahlreichen bisher unbekannten Fotos aus der Glanzzeit der Friedrichstraße. (Harald Neckelmann, Friedrichstraße Berlin. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Berlin Story Verlag, 144 Seiten, 260 Abb., 19,80 EUR)

Mittwoch, 29. August 2012

Die Zwanziger Jahre auf Android

Ab sofort sind unsere für iPhone und iPad entwickelten Guides auch auf Android-Geräten lauffähig. Dazu muss lediglich die kostenlose Guidewriters-App bei Google Play heruntergeladen werden. Im Store finden sie die Gratis-App Die Zwanziger Jahre um Berlin zum Kennenlernen und (für 2,99 Euro) die App Die Zwanziger Jahre um Berlin. Viel Spaß beim Navigieren in die Roaring Twenties!

Montag, 27. August 2012

Großlabor des Wohnungsbaus


Manche Berliner Siedlungen der Weimarer Republik sind seit 2008 Weltkulturerbe, andere nicht – aber trotzdem sehenswert. Ein Streifzug von Michael Bienert, erschienen am 25. August 2012 im Feuilleton der Stuttgarter Zeitung:

Wohnhauseingang in der Gartenstadt Atlantic,
Heidebrinker Straße 8. Foto: Bienert

Hat man dieses Wohnhaus bei der Sanierung vergessen? Im Vorbeigehen wirkt es so. Das Haus Heidebrinker Straße 15 in der sanierten Gartenstadt Atlantic trägt noch den Originalputz aus den legendären Zwanziger Jahren. Er ist nachgedunkelt, aber wenn die Sonne darauf scheint, dann beginnen feine Körnchen darin plötzlich zu schillern und zu blinkern. Die Fassade lebt! Dann bemerkt man weitere feine Details, die an den Nachbarhäusern verloren gegangen sind: die Kasten-Doppelfenster und ihre expressionistischen Einfassungen lassen die ungedämmte Außenwand viel plastischer wirken. Die Rollläden sind aus Holz, nicht aus Kunststoff. Es fehlt die dicke Wärmedämmschicht unter dem Putz.

Wenigstens ein Haus der Gartenstadt Atlantic am S-Bahnhof Gesundbrunnen schaut noch genauso aus, wie der deutsch-jüdische Architekt Rudolf Fränkel es entworfen hatte – dank einer Finanzspritze von 200.000 Euro von der  Deutschen Stiftung Denkmalschutz. An den übrigen rund 50 Häusern der Siedlung hat der private Eigentümer das Erscheinungsbild nur vergröbert wiederherstellen lassen, sonst wären die Mieten explodiert. Wichtiger war ihm, die bunte Bevölkerungsmischung in dem zu Mauerzeiten stark herunter gekommenen Kiez zu erhalten. Man sieht es mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Die Gartenstadt Atlantic ist eines von vielen Wohnquartieren der Weimarer Republik, deren architektonische und städtebauliche Qualität nach Jahrzehnten der Vernachlässigung in jüngster Zeit wieder erlebbar geworden ist. Das Berlin der Roaring Twenties war ein Großlabor des Wohnungsbaus.

Mittwoch, 22. August 2012

Der Kreuzberger Stadtarzt Curt Bejach und sein Haus von Erich Mendelsohn


Im Jahr 1925 gründete der jüdische Stadtarzt Curt Bejach das Gesundheitshaus Am Urban, das erste kommunale Zentrum für präventive Medizin und Gesundheitserziehung in Berlin mit  Schulgesundheitspflege, Sexualberatungsstelle und einer Lehrstätte für hygienische Volksbelehrung. Jüdische Ärzte wie Fritz Fränkel und Ernst Joël waren hier tätig. Als das Gesundheitshaus 1933 geschlossen wurde, gingen einige ins Exil. Curt Bejach wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Zu seinem Gedenken wurde das Dienstgebäude des Gesundheitsamtes Friedrichshain-Kreuzberg im Frühjahr 2011 in Dr. Curt Bejach Haus umbenannt. Ist das Konzept Bejachs noch heute aktuell? Darüber diskutieren Dr. Dietlinde Peters und Stefan Antczack bei einer Veranstaltung:

Jüdische Ärzte im Gesundheitshaus am Urban
am Donnerstag, den 23. August 2012 um 19:00 Uhr
im Dachgeschoss des Kreuzberg Museums
Moderation: Martin Düspohl 

Der Eintritt ist frei.

Landhaus Dr. Bejach
Quelle: www.erich-mendelsohn-stiftung.de
In Steinstücken (Bernhard-Beyer-Straße 12) steht das 1927/28 erbaute Landhaus, das sich Curt Bejach von dem Architekten Erich Mendelsohn entwerfen ließ. Der Berliner Architekt Helge Pitz hat es bereits denkmalgerecht saniert und dort die Erich-Mendelsohn-Stiftung gegründet, die die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Baumeister und der Architektur der klassischen Moderne fördert. Zum Tag des offenen Denkmals finden dort am 8. September 2012 Führungen um 11, 13 und 15 Uhr statt (mit Anmeldung unter info@erich-mendelsohn-stiftung.de).

Ein Porträt von Curt Bejach ist in der Jüdischen Zeitung erschienen.

Montag, 6. August 2012

Reiseführer zum Bauhaus

Das Berliner Bauhaus-Archiv, die Stiftung Bauhaus Dessau und die Klassik Stiftung Weimarer firmieren als Herausgeber eines Reiseführers zu den Bauhaus-Stätten. Michael Bienert hat ihn für das literaturblatt ausführlich besprochen.
„Jedem das Seine“ – die perfide Inschrift am Schlüpftor des Konzentrationslagers Buchenwald lässt nicht gleich an die Kunstschule denken, die Walter Gropius 1919 im nahen Weimar gründete. Doch die sorgfältig proportionierten, weich abgerundeten Metallbuchstaben am Gittertor lassen durchaus den Einfluss der Bauhaus-Typografie erahnen – wenn man darum weiß. Gestaltet hat sie der Häftling Franz Ehrlich, ein Bauhausschüler mit kommunistischen Überzeugungen, der deswegen von 1937 bis 1939 in Buchenwald inhaftiert war. Auch einen Generalbebauungsplan für das Lager musste Ehrlich entwerfen. Er überlebte den Zweiten Weltkrieg als Todeskandidat in einem deutschen Strafbataillon, später in der DDR war er ein gefragter und nicht immer bequemer Stadtplaner, Architekt und Designer.
1952 baute Ehrlich für den DDR-Rundfunk ein großes Sendehaus in Berlin, einen markanten Backsteinbau mit klaren Linien. Er kam fast ohne Reminiszenzen an den Zuckerbäckerstil aus, den die SED zeitgleich den Baumeistern der Stalinallee abforderte. Richard Paulick, ein ehemaliger Mitarbeiter des Bauhausgründers Walter Gropius, gehörte zu den wendigen Architekten, die klassizistisch dekorierten Wohnpaläste für Arbeiter entwarfen. In den Sechzigern baute Paulick dann wieder brutal funktional – als Chefplaner der Plattenbausiedlung Halle-Neustadt für 100.000 Menschen.
Eine Reise zu den Bauhaus-Orten in Deutschland führt durch überraschende Kurven der Bau- und Kunstgeschichte. Oft sehen die Haltepunkte ganz und gar nicht nach „Bauhausarchitektur“ im landläufigem Sinne aus. Die Autobahnkirche Gelmeroda gehört dazu. Die ehemalige Dorfkirche inspirierte den Bauhauslehrer Lyonel Feininger allein zu 13 Gemälden. Heute findet man sie weltweit in Museen – und kann auf einem 28 Kilometer langen Feininger-Radweg die Lieblingsmotive des passionierten Radfahrers in Thüringen abklappern.

Sonntag, 8. Juli 2012

Hans Fallada in Neuenhagen

Der Rathausvorplatz im Mai,
noch ohne Fallada-Denkmal.
In einer typischen Reihenhaussiedlung der Zwanziger Jahre lebte von Juli 1930 bis November 1932 der Schriftsteller Hans Fallada (Grüner Winkel, heute Falladaring 10), dort arbeitete er unter anderem an seinem Berlin-Roman "Kleiner Mann, was nun?". In Sichtweite befindet sich auf einer Anhöhe das Rathaus von Neuenhagen (eingeweiht 1926), ein wuchtiger expressionistischer Backsteinturm, der zugleich als Wasserspeicher diente. Das Rathaus hat einen elegant geschwungenen Anbau und einen neuen Haupteingang erhalten, davor wurde im Juni ein neues Denkmal für Hans Fallada eingeweiht. Fotos von der Einweihung und dem Falladahaus finden sich auf der Facebook-Seite des Aufbau-Verlags, weitere Infos über den Autor in Neuenhagen hier.

Freitag, 22. Juni 2012

Baumeister der Revolution - der Audioguide für Kinder

Noch bis 9. Juli läuft im Martin-Gropius-Bau die Ausstellung "Baumeister der Revolution" über die sowjetische Architekturavantgarde nach dem Ersten Weltkrieg. Neu war nicht nur ihre Formensprache, neu waren auch die Bauaufgaben: So entstanden mit dem Aufbau der sozialistischen Gesellschaft Arbeiterclubs, Gewerkschaftshäuser, kollektive Wohnanlagen, Sanatorien für die Werktätigen, staatliche Großkaufhäuser, Partei- und Verwaltungsbauten, aber auch Kraftwerke und Industrieanlagen, um das Land zu modernisieren. Zu diesem - auf den ersten Blick - spröden Thema hat Elke Linda Buchholz einen Audioguide für junge Museumsbesucher im Alter von etwa 8 bis 12 Jahren verfasst. Anhand von 22 sorgfältig ausgewählten Stopps entwickelt sich ein abwechslungsreicher Parcours durch eine historische Ära voller neuer Ideen, Entwürfe und Projekte. Als Dialogpartner und Protagonisten treten in der Führung die beiden Kinder Paul und Lena auf, die im Martin-Gropius-Bau bereits aus vergangenen Kinderaudioguides als festes Personal etabliert sind. Sie nehmen die ausgestellten Werke - Architekturfotografien, Entwurfskizzen und Gemälde - neugierig und genau in lebendigen Dialogen unter die Lupe. Sie interessieren sich auch für ganz praktische Fragen: Wozu diente ein Bauwerk? Warum hat es so eine merkwürdige Form? Was war daran neu? Wie ist eine Zeichnung oder ein Gemälde gemacht? Warum wirkt ein Bild so plastisch oder so dynamisch? Die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Zeit werden ebenfalls in kindgerechter Form angesprochen. Wichtig sind aber auch die unterhaltsamen Elemente: Die beiden Protagonisten spinnen manchmal Ideen, Phantasien und lustige Einfälle aus und lockern so den Rundgang auf. Weitere Infos und Öffnungszeiten

Donnerstag, 21. Juni 2012

Gedenkveranstaltung für Walther Rathenau

Gedenktafel für Rathenau
 im Rathaus Wedding.
Foto: Michael Bienert
Am Sonntag, dem 24. Juni 2012, jährt sich zum 90. Mal das tödliche Attentat auf den damaligen Reichsaußenminister, Industriellen und Schriftsteller Walther Rathenau. Auf der Fahrt von seiner Villa in der Koenigsallee 65 ins Außenministerium wurde er von Rechtsradikalen ermordet. Am kommenden Sonntag um 14.00 Uhr findet in der Feierhalle auf dem Waldfriedhof Berlin-Oberschöneweide eine „Gedenkveranstaltung anlässlich des 90. Todestages von Walther Rathenau“ statt. Es sprechen Außenminister Guido Westerwelle, Kulturstaatssekretär André Schmitz und Oliver Igel, Bezirksbürgermeister von Berlin Treptow-Köpenick. Nach den Ansprachen ist ein Besuch beim Grab des Rathenaus vorgesehen. Das teilt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit, die im vergangenen Jahr die bauliche Sanierung der Grabstätte gefördert hat.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Bauhaus weiblich: Benita Koch-Otte im Bauhaus-Archiv

"Benita Koch‐Otte ist nicht nur aufgrund ihrer einzigartigen Entwürfe am Bauhaus eine Gestalterin, die nicht vergessen werden sollte. Auch ihre spätere kunstpädagogische Arbeit greift den Wunsch des Bauhauses, in die Lebenswelt zu wirken, auf eigene Art auf und verdient Anerkennung. Da wir im kommenden Herbst und Winter auch das Werk der Bauhäuslerinnen Lou Scheper‐Berkenkamp und Gertrud Arndt in Sonderausstellungen zeigen, haben wir ausstellungsbegleitend die Veranstaltungsreihe ,bauhaus weiblich’ initiiert, die sich mit Künstlerinnen am Bauhaus beschäftigt“, sagt Annemarie Jaeggi, Direktorin des Bauhaus‐Archivs, zur jüngsten Sonderausstellung ihres Hauses. Sie präsentiert Koch‐Ottes Schaffen am Bauhaus und an der Burg Giebichenstein in Halle von 1920 bis 1933. Bisher unveröffentlichte Handzeichnungen, Entwurfsskizzen und Knüpfmuster aus Privatbesitz sind im Bauhaus‐Archiv ebenso zu sehen wie eine exklusive Auswahl an Bauhaustextilien wie Koch‐Ottes bekannteste, erhaltene Arbeit, ihr Teppich für ein Kinderzimmer (1923). Zur Ausstellung erscheint ein 136‐seitiger Katalog mit 107 Abbildungen (Preis: 15,90 Euro). Infos zum Begleitprogramm

Dienstag, 19. Juni 2012

Sparsam und robust: der AGA-Wagen

Beim ersten Autorennen auf der AVUS am  25. September 1921 waren sie mit am Start: Die Wagen der Berliner "Aktien-Gesellschaft für Automobilbau", kurz AGA, die eigentlich keine luxuriösen Rennschlitten fabrizierte, aber das Rennspektakel im Grunewald für die Eigenwerbung nutzte. Die AGA-Wagen waren Gebrauchsautos, ein Art Volkswagen der Zwanziger Jahre: preiswert, zuverlässig, robust, indes nur kurze Zeit erfolgreich auf dem gerade erst entstehenden Massenmarkt für Automobile. Ein Auto für Taxifahrer, Kleinunternehmer, Ärzte. Schon 1929 wurde die Produktion eingestellt, die Marke vergessen. Kai-Uwe Merz hat ihre Geschichte aufgeschrieben, in einer Art und Weise, die nicht nur für Autonarren und Oldtimerfans lesenswert ist: Technik-, Wirtschafts-, Alltags- und Kulturgeschichte verschlingen sich flott und faktenreich erzählt mit der Familiengeschichte des Autors, dessen Vater einen Nachfolgebetrieb der AGA leitete. Mit spannden Seitenblicken auf die ersten Rennfahrerinnen, Produktpiraterie am Ende des Ersten Weltkriegs, die Beschaffungspolitik der Reichswehr und Rallyes in der Sowjetunion: ein Zeitbild der Zwanziger Jahre aus der Perspektive eines Autos für den modernen Alltag.
Kai Uwe-Merz: Der AGA Wagen. Eine Automobil-Geschichte aus Berlin. 240 Seiten, viele Abbildungen, Berlin Story Verlag, 19,80

Freitag, 15. Juni 2012

Bibliografie online: Die Zwanziger Jahre in Berlin in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin / Berlin-Studien

Zur Veranstaltung "Die Zwanziger Jahre in Berlin" am 3. Juni 2012 haben die Mitarbeiter des Bereichs Berlin-Studien in der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) zusammen mit dem Autor Michael Bienert eine kleine Bestandsbibliografie erarbeitet. Sie ist nicht vollständig, gibt aber wertvolle Hinweise auf besonders interessante Sekundärliteratur und zeitgenössische Quellen, die in der Bibliothek eingesehen werden können - darunter Zeitschriften, Reiseführer, Ausstellungskataloge, Geschäftsberichte von Unternehmen und Verbänden. Die Bibliografie kann ab sofort auf http://www.text-der-stadt.de/Bibliografie1920s_in_Berlin.pdf eingesehen und als PDF-Datei heruntergeladen werden. Besonderen Dank an Peter Borchardt, Beatrice Kellner und Jenny Porschien, die an dem Projekt mitgearbeitet haben!

Donnerstag, 14. Juni 2012

Ein Platz für Friedrich Hollaender

Auf der Titelseite des Tagesspiegels würdigt Frederik Hanssen heute die bevorstehende Umbenennung des Rankeplatzes in Friedrich-Hollaender-Platz am kommenden Montag, dem 28. Juni 2012, um 11 Uhr. Der aus einer jüdischen Familie stammende Komponist schrieb bis 1933 Chansons für die Kabaretts um den Kurfürstendamm und eröffnete 1931 im Kellergeschoss des Theaters des Westens sein eigenes Tingel-Tangel-Theater. Auch die Filmmusik zu dem Tonfilm Der blaue Engel mit Marlene Dietrich stammt von ihm. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialsten floh Hollaender ins Exil.

Pressemitteilung des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf
Berlin, den 01.06.2012
Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann lädt ein zu einem Festakt anlässlich der Benennung des Friedrich-Hollaender-Platzes am Montag, dem 18.6.2012, um 11.00 Uhr im Joseph-Joachim-Konzertsaal der Universität der Künste, Bundesallee 1-12, 10719 Berlin. Im Anschluss enthüllt Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte auf dem Friedrich-Hollaender-Platz (ehemaliger Rankeplatz an der Joachimstaler Straße Ecke Lietzenburger Straße) eine Stele zur Erinnerung an Friedrich Hollaender.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Das erste Hochhaus Berlins

Der 65 Meter hohe Turm wurde 1922-24 auf dem Borsig-Werksgelände in Tegel als Bürohochhaus errichtet. Nicht nur das zum Dienstleistungsstandort und Shoppingareal umgewidmete Industriegelände ist heute zugänglich, seit 2009 stehen drei Etagen im Borsigturm auch für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung. Es finden dort Lesungen und Konzerte statt, man kann die Räume in dem expressionistischen Baukunstwerk auch anmieten. Architekt war Eugen Schmohl, der auch das Ullsteinhaus in Tempelhof entwarf. Infos zur heutigen Nutzung und Veranstaltungen unter http://www.meistersaal-borsigturm-aktuell.de/index.php

Dienstag, 12. Juni 2012

Emil und die Detektive - die Schauplätze im Internet und im Buch

Das Internet gilt als schnelles Medium, aber es gibt auch Angebote, die haben Bestand und werden noch nach Jahren intensiv genutzt - wie die Online-Ausstellung des Zentrums für Berlin-Studien der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) zum 100. Geburtstag Erich Kästners und seines 1929 erschienenen Kinderbuchklassikers Emil und die Detektive. Klick für Klick kann man den Detektiven durch die Stadt der späten Zwanziger Jahre folgen. Wir haben 1999 ein Kästner-Adressbuch für das junge Medium zusammengestellt und einige Texte zur Veröffentlichung auf der ZLB-Website freigegeben, nicht ahnend, welche Bedeutung das Internet einmal haben würde. Zufällig sind wir wieder auf die Seite gestoßen, bei der Vorbereitung auf eine Stadtführung zu Erich Kästner in der kommenden Woche.

Michael Bienerts Buch "Kästners Berlin" wird im Herbst 2014 im Verlag für Berlin-Brandenburg erscheinen. Der Text-Bild-Band wird vor allem die literarischen Schauplätze der Erich-Kästner-Romane anschaulich vorstellen, aber auch andere Orte, die für den Autor wichtig gewesen sind - weit mehr als in der Internetausstellung und mit vielen noch nie publizierten Bildern und Dokumenten. Wer weiß schon, dass er 1930 nicht nur den Text für die erste Theateradaption von "Emil und die Detektive" am heutigen Berliner Ensemble geliefert hat, sondern auch bei den Proben dabei war und darüber einen Zeitungsartikel geschrieben hat? Und wo hat er bei Besuchen in der zerstörten Stadt nach 1945 gewohnt? Das Foto zeigt den Spurensucher in den Katakomben des Deutschen Literaturarchivs vor den berühmten grünen Archivkästen, in denen die Nachlässe der Dichter staubsicher verwahrt werden.

Michael Bienert
Kästners Berlin
Literarische Schauplätze
ca. 200 Seiten, ca. 150 Abbildungen
Verlag für Berlin-Brandenburg
ca. 24,99 €
Erscheinungstermin: Oktober 2014

Zur Verlagsvorschau mit der Ankündigung des Buches

Donnerstag, 7. Juni 2012

Berlin Transit - Osteuropäische Juden in Berlin


Brennende Häuser und Synagogen, nackt gefesselte Menschen, Schwangere mit aufgeschlitzten Bäuchen: In berührende Aquarelle hat der Maler Issaachar Ber Ryback den Schrecken der Progrome in seiner russischen Heimatstadt im Frühjahr 1919 gebannt, mit einer an Kinderzeichnungen erinnernden Direktheit, dabei aber eine ganz eigene Bildsprache zwischen modernem Kubismus und russischer Ikonenmalerei gefunden. Der Bildzyklus ist der Auftakt zu einer furios inszenierten Ausstellung des Jüdischen Museums über die Schicksale osteuropäisch-jüdischer Einwanderer in den Zwanziger Jahren.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Infostation in der Hufeisensiedlung eröffnet

In der Hufeisensiedlung  - der berühmtesten Berliner Siedlung der 20er Jahre und seit 2008 Weltkulturerbe - ist vor wenigen Tagen ein Infopoint eröffnet worden, mit einer von Ben Buschfeld gestalteten Ausstellung und Cafébetrieb an zwei Tagen in der Woche. Der Infopoint befindet sich im Kopfbau des Hufeisens in einem ehemaligen Blumenladen und ist freitags von 13 bis 17 Uhr und sonntags von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Informationen

Dienstag, 5. Juni 2012

Saniertes Weltkulturerbe - eine Ausstellung im Berliner Abgeordnetenhaus


Die Ausstellung zum Thema "Wohnen im Welterbe" wurde von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt neu konzipiert und wird in diesem Jahr erstmals öffentlich im Berliner Abgeordnetenhaus präsentiert. Sie schließt sich an die Ausstellung "Siedlungen der Moderne" an, die über mehrere Jahre sowohl national als auch international mit Erfolg gezeigt wurde. Während die erste Ausstellung die bauliche und architektonische Bedeutung der historischen Gebäude in den Vordergrund stellte, sollen mit der aktuellen Ausstellung die energetische Sanierung, die Wohnumfeldverbesserungen und der aktive Denkmalschutz in den Vordergrund rücken. Finanziert wurden diese Maßnahmen überwiegend aus dem Konjunkturprogramm Welterbe des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Die Ausstellung wird heute abend um 18 Uhr eröffnet und ist bis 18. Juni zu sehen. Weitere Informationen

Spaziergang durch die Reichsforschungssiedlung Haselhorst

Hier finden Sie Infos zum nächsten Rundgangstermin am 8. September 2013

An der Planung der ehemaligen „Reichsforschungssiedlung“ in Spandau-Haselhorst war Bauhausgründer Walter Gropius beteiligt, zwischen 1930 und 1934 wurde das größte Wohnungsbauprojekt der Weimarer Republik nach Plänen von acht namhaften Architekten gebaut. Seit 2003 saniert und modernisiert die GEWOBAG das denkmalgeschützte Stadtquartier. Am 10. Juni 2012 lädt das Unternehmen alle Interessierten – vom Mieter bis zum Medienvertreter – zu einem Kiezrundgang ein.
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Für den Kiezrundgang ist eine Anmeldung erforderlich. Die GEWOBAG bittet um eine E-Mail an: a.zauritz@gewobag.de

Donnerstag, 31. Mai 2012

Brechts Notizbücher 1927-1930

"Hier ist eine Welt, / sie ist / in Unordnung. / -- / -- / Wer also ist bereit + / Ordnet sie?“, kritzelt der 30-jährige Bertolt Brecht in sein Notizbuch (Abbildung rechts). Nachträglich schreibt er "1. Chor" darüber, weiter unten auf dem Blatt deuten die Buchstaben "RL" an, dass Rosa Luxemburg dem Chor antworten sollte. Jahrzehntelang plante Brecht ein Stück über die Mitbegründerin der KPD, das nie fertig wurde. Die Notizen von 1928 lassen sich als möglicher Anfang und Endpunkt eines kommunistischen Lehrstücks lesen; auf dem zweiten Blatt skizzierte Brecht: "2. Chor / Also ist beschlossen dein / Schicksal: du / wirst sterben / -- / Wirst du jammern wenn / sie dich töten? / RL / Nein". In der Zählung des Brecht-Archivs trägt das Notizbuch die Nummer 24, Brecht selbst hat erst eine 1 auf den Vorsatz gemalt und später eine 8 daraus gemacht. "Fatzer" steht oben auf der ersten Seite, denn ursprünglich war das in schwarzes Kunstleder gebundene Heft für ein anderes, später aufgegebenes Projekt reserviert; es füllte sich dann mit Telefonnummern, Keunergeschichten, Skizzen für die 1928 unter großem Zeitdruck zur Uraufführung gebrachte "Dreigroschenoper" und Material für weitere Stücke, Gedichte, Projekte. Weiterlesen

Kulturhaltestelle in Friedenau

Foto: Evelyn Weissberg
Das ehemalige Wartehäuschen mit unterirdischer Bedürfnisanstalt auf dem Breslauer Platz in Friedenau war schon immer ein Hingucker für Fans der Zwanziger-Jahre-Architektur. Seit dem 5. Mai wird es noch intensiver betrachtet, denn die Bürgerinitiative Breslauer Platz hat es zu einem Schauhaus für die Geschichte des Platzes umgewidmet - und schützt es so vor Vandalismus. Die Bürgerinitiative fordert eine denkmalgerechte Umnutzung des Häuschens, um die Aufenthaltsqualität auf dem Platz zu verbessern.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Matinee am 3. Juni 2012 - jetzt anmelden!

Seit 25 Jahren recherchieren wir für Bücher und Stadterkundungen in den Berlin-Sammlungen der Zentral- und Landesbibliothek. In einer Matinee stellt Michael Bienert am 3. Juni 2012 ab 11 Uhr Fundstücke aus den Regalen und dem Sondermagazin zum Thema "Die Zwanziger Jahre in Berlin" vor. Einige sind in unser gleichnamiges Buch und den digitalen Führer eingegangen. Danach darf in den Raritäten geblättert werden. Die Teilnahme ist kostenlos, aber begrenzt, deshalb ist eine rechtzeitige Anmeldung unbedingt erforderlich! Anmeldungen per e-Mail sind noch bis Samstagabend, 2. Juni möglich (Stand vom 2. 6. 2012).